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Chinas Glas-König verlegt aus Kostengründen Produktion in die USA
  2016-12-27 16:49:57  cri

 

„My question is: Can we still talk about cheap and readily available labour in China? And the answer is probably No."

Gabriella Wortmann, Director of Operations bei New Balance Sportschuhen, sah die Zukunft der günstigen Produktion schon 2012 nicht mehr in China. Schon damals waren die Lohnkosten im Produktionssektor laut Wortmann innerhalb von drei Jahren durchschnittlich um 30 Prozent gestiegen.

„And that's one of the reasons why so many brands in our industry have started shifting production away from there."

Das sei einer der Gründe, warum diverse Marken ihre Herstellung an andere Standorte verlegten. Nicht nur in der Textilindustrie.

Chinas Glas-König Cao Dewang baut seine Aktivitäten im Ausland massiv aus. Seine Fuyao Group mit Sitz im südchinesischen Fujian steht seit den späten 1980er Jahren für Scheiben und andere Glasprodukte und hat sich in den vergangenen über 20 Jahren zu einem der größten Glashersteller der Welt entwickelt. 65 Prozent des nationalen und 18 Prozent des globalen Marktes bedient Caos Unternehmen. Wichtige Kunden sind große Automobilkonzerne. Doch der heimische Produktionsstandort wird für Fuyao zunehmend unattraktiv, hieß es in einem Bericht der South China Morning Post (SCMP) im Dezember.

"Allgemein gesagt ist die Steuerbelastung für Hersteller in China heute 35 Prozent höher als in den USA", sagte der chinesische Tycoon auch in einem Interview mit dem China Business Network. Cao rechtfertigte den umfassenderen Umzug der Glasproduktion außerdem mit billigen Bodenpreisen, niedrigen Energiekosten und anderen Anreizen, die China so nicht mehr zu bieten hat. So lohne sich die Investition trotz achtmal höherer Löhne für Amerikaner.

Und die freuen sich: Schon länger fließen die chinesischen Gelder in eine ehemals stillgelegte Fabrik der General Motors im wirtschaftlich ausgezehrten Dayton im US-Bundesstaat Ohio. In einem Artikel auf der Webseite von Automotive News, einer Fachzeitschrift der Crain Communications aus Detroit, steht im November 2015, wie Fuyao dem alten GM-Montagewerk wieder neues Leben einhaucht. Die Funken sprühen wieder, während in China die Lichter ausgehen. Fast 8.000 Mitarbeiter beschäftigt die Fuyao Group in der Heimat. Noch.

Eine Milliarde US-Dollar dick ist das Paket, das Cao Dewang für die Expansion in den Vereinigten Staaten geschnürt hat, 400 Millionen davon fließen nach Ohio. „Ich möchte die Regierung und Geschäftsleute nur darauf aufmerksam machen und alle dazu anhalten, sich über die Risiken bewusst zu werden", erklärt Cao in seinem aktuellen Statement über die schwächelnden Kostenvorteile in China.

In der SCMP erklärt Zhao Yang, Chefökonom für China beim japanischen Finanzunternehmen Nomura, dass die Wettbewerbsfähigkeit gegenwärtig schwerer wiege als Steuerbedenken. Er sieht ein Fortschreiten in der Technologie und in der Marktkonkurrenzfähigkeit als ausschlaggebende Faktoren für die Entwicklung bzw. Verbesserung chinesischer Herstellungsvorteile.

„Make America Great Again", schrieb der designierte US-Präsident Donald Trump auf seine Wahlkampf-Fähnchen und schimpfte auf die Volksrepublik, Amerikanern die Jobs zu klauen. Auch Ohio stimmte für den Immobilien-Milliardär. Nun sieht es ein bisschen danach aus, dass es die Chinesen sind, die den Amerikanern in den Rost-Gürtel-Staaten – die älteste und größte Industrieregion –, wieder Hoffnung auf ein geregeltes Einkommen geben.

Text von Marie Müller-Diesing
Foto via Xinhua

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