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Nach Rausschmiss: Einzugsparty für 15.000 ehemalige Dorfbewohner
  2016-10-11 15:46:25  CRI

 

Wenn in China große Bauvorhaben anliegen, zieht das mitunter gigantische Umsiedlungswellen mit sich. Keiner kann in der Volksrepublik sein Haus wohl je ganz als sein Eigentum betrachten – vor allem vor dem Hintergrund der nach wie vor rasenden Urbanisierung des Landes. Für mehr Platz in den Städten müssen Dörfer zwangsläufig weichen. Auch Yangji bei Guangzhou in der Provinz Guangdong. Sieben Jahre ist es her, dass fast 15.000 Menschen für eine temporäre Umsiedlung ihre Koffer packen mussten. Laut mehreren Medienberichten wurde Anfang Oktober nun die Rückkehr gefeiert.

Chinesisches Bankett der Superlative: 1.388 festlich in roten Tönen – in China die Farbe für Freude und Wohlstand – geschmückte Tische stehen dort, wo früher wahrscheinlich Hühner über die Dorfstraßen spazierten. Fast 1.500 Haushalte sind der Einladung von Dorfbehörde und Bauträger gefolgt, die die Rechnung für das von 600 Angestellten vorbereitete, gigantische Fest übernahmen. Herr Yao freut sich, dass nun alle zusammen dieses in der ganzen Provinz wohl einzigartige Fest feiern können. Bereits im Juni habe man die Schlüssel für die neuen Wohnungen bekommen, sagte er in einem Interview gegenüber Guangdong TV. Alle seien bereits eingezogen.

Aus Alt mach Neu: Über die Jahre krochen glitzernde Wolkenkratzer immer näher an die Grenzen der im Gegensatz dazu eher tristen Wohnanlagen Yangjis. Stadtentwicklern und Immobilienhändlern gleichermaßen sind diese für die Volksrepublik so typischen, rückständigen Auswüchse der chinesischen Landarchitektur ein Dorn im Auge. Und so schnürten die Entwickler in Guangzhou Abfindungspakete, die den Anwohnern die Aufgabe ihrer alten Gebäude schmackhaft machen sollten. Der Deal beinhaltete wohl auch neue Wohnungen auf altem Gebiet. Nicht alle waren damit einverstanden. Lange harrten acht Familien auf dem brachen Gelände in ihren sogenannten „Nagelhäusern" aus, die wie einsame Krieger aus dem bereits verlorenen Schlachtfeld ragten.

Sehr zum Ärger der vielen restlichen Yangjier, die bereits gegangen waren und durch den Protest länger auf ihre neuen Immobilien warten mussten. Letztlich haben aber auch diese acht Familien nachgegeben. Ob sie mit dem Umzug Frieden geschlossen und beim Bankett mit ihren alten-neuen Nachbarn gefeiert haben, ist nicht bekannt.

Die Mehrheit scheint an diesem Tag im Oktober jedoch Spaß gehabt zu haben. Zum Festessen bzw. in ihr neues Zuhause sind die Neu-Yangjier vielleicht mit dem Zug gekommen. Das ehemalige Dorf ist heute eine U-Bahnstation im Großraum Guangzhou.

Text von Marie Müller-Diesing

Fotos via People's Daily, sina.com

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