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Ich und meine Melone – Landwirtschaft im „Internet Plus"
  2016-09-13 15:46:11  cri

 

Echte Gartenanlagen mit Laube und Beeten gibt es in chinesischen Großstädten nicht. Viele der Wohnungen in den unzähligen Hochhaussiedlungen verfügen nicht einmal über einen Balkon. Eigenes Obst oder Gemüse kann sich der ernährungsbewusste Chinese dennoch besorgen. Und das Beste: der gesamte Entstehungsprozess wird via Smartphone abrufbar. Der Kunde ist live dabei, wenn sein Produkt heranwächst, versprechen mehrere Anbieter im Internet, einer davon die Xinjiang Production and Constructions Corps (XPCC).

Das Portal für Nachrichten aus der globalen Frucht- und Gemüsebranche Freshplaza.com berichtete, dass auf zur Korporation gehörenden Melonenfarmen Früchte bestellt werden können, noch bevor überhaupt der Samen in die Erde kommt. Immer wieder im Mai zur Aussaat können Fans angeblich ökologisch astreiner Honigmelonen eine ganz eigene der gesunden und kalorienarmen Vitaminbomben bestellen und diese beim Reifen beobachten. Für die individuelle Qualitätskontrolle wird jede Melone der Farm nummeriert und für ihren Besitzer via Smartphone abrufbar. Der bekomme so die Möglichkeit, das bestellte Obst von der Pflanzung über die Düngung und Bewässerung bis hin zur Ernte zu begleiten, hieß es auf der Webseite. Ein Vertreter einer XPCC-Farm sprach von der Melone gar als eine Art Nachwuchs, über dessen Gedeih und hoffentlich nicht Verderb die Kunden wie Eltern wachten.

Einen so umfassenden Service mit Prädikat „grün" lassen sich die Konsumenten dann auch einiges kosten. Fünfmal so viel wie im Supermarkt wird für die „selbst" gezogenen Honigmelonen berechnet, plus umgerechnet etwa 5 Euro Liefergebühr. Geliefert wird im September. Honigmelonen sind schon wesentlich früher in den Auslagen von Obsthändlern und Großmärkten zu sehen, diese jedoch seien nicht so gut, da frühzeitig geerntet. XPCC garantiert für die beste Pflege bis zum Schluss und verschickt seine Melonen erst, wenn sie die nötige Reife erreicht haben.

In diesem Jahr haben über 1000 Städter aus beispielsweise Shanghai und Guangzhou ihren Früchte-Kindern beim Heranwachsen zugesehen. Auf 15 Sekunden pro Tag ist die Beobachtungszeit festgelegt, da wohl derzeit nicht mehr Kameras zur Verfügung stünden, erklärte ein anderer Vertreter der Xinjianger Melonenbauern.

Diese und ähnliche Initiativen fallen unter das relativ neu in China proklamierte Konzept des „Internet Plus". Durch die neuen Möglichkeiten des Kontakts zwischen Herstellern und Konsumenten entstehen für Bauern in China nicht nur breitere Geschäftsmodelle. Auch der Bevölkerung, den Verbrauchern werden Fenster geöffnet, die mit der dadurch entstehenden Transparenz vor allem der Lebensmittelindustrie wieder zu mehr Vertrauen verhelfen. Die Umsetzung ist vielfältig. Weitere Projekte dieses modernen ökonomischen Modells bringen beispielsweise Facharztwissen in abgelegene Gebiete, die lediglich über eine kleine Gesundheitsstation verfügen. Allein die südwestchinesische Provinz Guizhou will bis Ende 2018 fast 300 Internet-Plus-Konzepte auf den Weg bringen.

Text von Marie Müller-Diesing

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