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„Dashang" – Digitales Trinkgeld für chinesische Kellner
  2016-09-02 10:12:12  CRI

 

Wer derzeit in einige große Restaurants in chinesischen Städten wie Beijing und Shanghai geht, dem wird sofort auffallen, dass an der Brust oder dem Oberarm jedes Kellners ein QR-Code befestigt ist. Diese QR-Codes sind für das sogenannte „Dashang" (打赏) bestimmt, also für das „Belohnung geben". Wer mit den Dienstleistungen der Kellner zufrieden sind, kann ihnen durch das Scannen der QR-Codes etwas Trinkgeld zukommen lassen. Die Mindestsumme ist von Restaurant zu Restaurant unterschiedlich, liegt aber normalerweise zwischen drei und zehn Yuan RMB, also ungefähr 50 Cent bis 1,5 Euro.

Das mag zwar eine kleine Summe sein, aber in China hat sie eine große Debatte ausgelöst, denn Trinkgelder waren bis vor wenigen Jahren in der Volksrepublik noch vollkommen unbekannt und konnten sogar als Beleidigung aufgefasst werden. Auch heute noch sind sie nicht überall verbreitet. Viele chinesische Restaurants erheben eine Servicepauschale, wodurch ein Trinkgeld unnötig ist. Anders als in Ländern, wo Servicekräfte auf Trinkgelder angewiesen sind, besteht das Einkommen der chinesischen Kellner meistens aus einem Basisgehalt und einem Bonus. Über ein „digitales Trinkgeld" freuen sich die Kellnerinnen und Kellner aber selbstverständlich trotzdem:

„Durch ‚Dashang' verdienen wir im Monat durchschnittlich 500 Yuan mehr. Der monatliche Lohn erhöht sich damit auf etwa 4,000 Yuan."

„Die Anerkennung der Kunden motiviert uns. Wenn wir oft von den Kunden belohnt werden, sind wir natürlich fröhlicher bei der Arbeit."

Von Seiten der Gäste sind die Meinungen allerdings sehr gespalten. Es gibt diejenigen, die ein digitales Trinkgeld gut finden:

„Trinkgelder sind im Ausland üblich und sollten auch in China verbreitet werden."

„Ich finde das Dashang-System ganz gut. Einerseits zeigt man damit, dass man die Arbeit der Kellner schätzt. Andererseits trägt es dazu bei, das Serviceniveau des Restaurants oder sogar der ganzen Dienstleistungsbranche zu erhöhen."

„Wenn Gäste dem Servicepersonal ein wenig Trinkgeld bar geben, beispielsweise drei oder vier Yuan, sind beide Seiten etwas verlegen. Ein digitales Trinkgeld dagegen verringert diese Verlegenheit."

Gegenstimmen gibt es aber noch mehr. Sie sorgen sich vor allem um eine Erhöhung der Kosten und fürchten, dass Servicepersonal jenen Kunden, die sie nicht belohnen, die kalte Schulter zeigen.

„Ich bin nicht dafür. Es bedeutet Extrakosten für uns, obwohl Servicegebühren bereits in der Rechnung enthalten sind."

„Es passiert manchmal, dass einige Kellner von dir zwar nicht direkt Trinkgeld verlangen, es aber andeuten. Man fühlt sich, als würde man ausgeraubt."

Es gibt auch Restaurantgäste, die nichts gegen ein Trinkgeld einzuwenden haben, es aber unfair finden, dass nur Servicekräfte, die direkt mit den Gästen in Kontakt kommen, eine Chance auf „Dashang" haben. Köche und Geschirrspüler zum Beispiel, die eher im Hintergrund arbeiten, werden dabei vernachlässigt:

„Wer gibt den Köchen Trinkgeld, wenn sie gut kochen? Sie sind doch das Wichtigste in einem Restaurant. Wenn das Essen schlecht schmeckt, gibt es keine Kunden, selbst wenn die Kellner sie auf Händen tragen würden."

Trotz der Kontroverse und egal ob man sich bereits daran gewöhnt hat oder nicht, der Trend, dass sich immer mehr Restaurants dem „Dashang-System" anschließen, ist nicht zu übersehen. Es sieht ganz so aus, als ob auch China bald zu einem Trinkgeld-Land wird. Wir sollten also jetzt alle noch einmal schnell essen gehen und kochen lernen, bevor der Restaurantbesuch richtig teuer wird.

Text von Hu Hao

Foto via http://it.ithome.com/

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