Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Chinas ältestes Kino bald wieder für alle geöffnet
  2016-06-24 09:14:18  cri

 

Qingdao ist in China vor allem für seine Bauwerke bekannt, die zwischen 1897 und 1914, als die Stadt unter deutscher Herrschaft stand, erbaut wurden. Zu ihnen gehören neben einer Kirche und einem Bahnhof selbstverständlich auch eine Brauerei. Mit irgendetwas mussten sich Kolonialherren und Soldaten ja nun im fernen China beschäftigen. Da wundert es auch nicht, dass nach neusten Untersuchungen das älteste Kino Chinas eben auch in Qingdao steht und ebenfalls von den Deutschen erbaut wurde.

Der Marine Club Qingdao hat von 1907 bis 1914 Filme aufgeführt. Das beweisen heute Tickets, Programme und Zeitungswerbung von damals. Rao Shuguang ist Generalsekretär des Verbandes chinesischer Filmemacher und stolz auf die historischen Funde:

"Das Hongkou Kino in Shanghai galt bisher als erstes Kino in China. Es war seit 1908 in Betrieb. Aber unseren Marine Club Qingdao gab es seit 1907. Außerdem gibt es vom Hongkou Kino nur noch Bauzeichnungen. Man will das Kino wiederaufbauen, aber das originale Gebäude des Marine Clubs hat da natürlich einen ganz anderen Wert."

Nach seiner Entstehung wurden vor allem Dokumentarfilme in dem Kino aufgeführt. Außerdem deutsche Landschaftsfilme. Die sollten den Deutschen in China das Heimweh lindern. Erst später und nach und nach besuchten Japaner und auch Chinesen den Marine Club. Dabei war das Gebäude lange Zeit viel mehr als ein Kino. Es war ein Unterhaltungs- und Versammlungsort, an dem es hoch her ging, wie Sun Dawei, Direktor der Planungsabteilung des Kinos, erzählt:

„Es gab hier eine Bühne, Live-Musik und Theater. Es gab viel Platz. Große Partys wie Weihnachtsfeiern wurden veranstaltet. Auf alten Fotos sieht man, dass es hier einen Vorhang gab, der als Leinwand benutzt wurde".

Die Gruppe für Stadtentwicklung Qingdao hat das alte Gebäude nun renoviert. Im Juli soll das historische Kino unter dem Namen „Filmclub 1907" neu eröffnet werden. Das dreistöckige Gebäude bleibt dafür in seinem deutschen Stil erhalten. Sun Dawei freut sich besonders auf die baldige Nutzung des großen Ballsaals. Außerdem wird der „Filmclub 1907" natürlich auch Filme zeigen, und zwar in ganz besonderem Stil: Es stehen 16 Räume als „Mini-Kinos" zur Verfügung. Sun erklärt das Konzept:

„Gruppen aus Familien, Liebespaaren oder Freunden, von zwei bis acht Personen, finden in den Kinos Platz. Man hat die Auswahl aus allen möglichen Filmen: Liebesgeschichten, Thriller, Kinderfilme und Sciencefiction".

Wer statt einem riesigen anonymen Kinosaal also mal gemütliches Kino mit historischem Mehrwert genießen möchte, der ist im Filmclub 1907 in Qingdao ab Juli an der richtigen Adresse. Und auch ganz ohne Film ist die Hafenstadt ab nächsten Monat um eine weitere Sehenswürdigkeit reicher.

Text: Wu Shiyun und Emilie Cherlet

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China