Li Shufang hat in der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao über viele Jahre hinweg als Pädagogin gearbeitet. Inzwischen leitet sie ein Fortbildungsinstitut für Lehrer auf dem Lande. Der Name der Einrichtung ist Programm, er lautet „Zhijiaodao" – „Insel der pädagogischen Unterstützung".

An einem Tag im Spätherbst findet in der Grundschule der Gemeinde Renzhao in Qingdao in der kreisfreien Stadt Pingdu gerade der Chinesisch-Unterricht statt. Die Klasse wird von der jungen Lehrerin Wang Qianqian unterrichtet.

„Meine lieben Freunde, soeben haben wir ein Abschnitt aus einer Peking-Oper gehört. Wer war einer der Darsteller? Mei Lanfang. Genau, es ist Mei Lanfang. Heute werden wir mehr über die Geschichte Mei Lanfangs lernen."

Nachdem Wang die Unterrichtseinheit abgeschlossen hat, setzt Yu Ting, Lehrerin von der Grundschule Zhenjiang-Lu der Stadt Qingdao, ihren eigenen Unterricht fort.

„Ganz genau, es waren zehn Jahre. Genau. Zehn Jahre lang hat Mei Lanfang seine Augen trainiert, ganze zehn Jahre."

Die beiden Lehrerinnen vermitteln dieselben Unterrichtsinhalte über Mei Lanfang, einen Künstler der Peking-Oper, doch unterscheiden sich ihre Lehrmethoden grundlegend. Nach Schulschluss kommen die Lehrer der ländlichen Region zusammen und diskutieren ihre persönlichen Unterrichtsvorlieben.

Wang Qianqian sagte:

„Nachdem ich im Unterricht von Frau Yu hospitieren konnte, habe ich in meinem eigenen Ansatz viele Mängel feststellen können. In der Zukunft möchte ich daher noch vieles Weitere dazu lernen und meinen Unterricht anpassen."

Diese Veranstaltung zur Unterstützung der Lehrer auf dem Lande wurde vom Hilfswerk „Zhijiaodao" – der „Insel der pädagogischen Unterstützung" organisiert. Viele Lehrer auf dem Lande haben nur wenig Praxiserfahrung. Durch derartige Veranstaltungen soll das Unterrichtungsniveau der Lehrer auf dem Lande maßgeblich erhöht werden. Li Shufang, eine 50-jährige Pädagogin, ist die Gründerin dieser Wohltätigkeitsorganisation.  

„Ich bin eine Mitarbeiterin von der Abteilung der Lehrerausbildung vom Bildungsamt der Stadt Qingdao. Bei Besuchen in den Schulen habe ich eine große Kluft der Bildung zwischen städtischen und ländlichen Einrichtungen festgestellt. Hilfst du nur einem Lehrer, so kommt dies über tausenden von Schülern gleichzeitig zugute. Ich habe meine Idee mit meinen Freunden geteilt und sie zeigten sich alle begeistert. Daraufhin haben wir das Förderprogramm für Lehrer gegründet."

Dieses Fortbildungszentrum wurde 2005 als landesweit das erste Hilfswerk für Lehrer auf dem Lande gegründet. Li Shufang spendete eigens 40.000 Yuan RMB. Sie erläuterte:

„Die Lehrer auf dem Lande leben lange Zeit isoliert von der Außenwelt. Stellen Sie sich vor, wenn ein Lehrer noch nie das Meer gesehen hat, wie kann er dann seinen Schülern das Meer beschreiben? Wir laden die Lehrer auf dem Lande zu Besuchen in die Stadt ein und geben ihnen hier Kurse, um den Bildungsaustausch zwischen Stadt und Lande zu fördern."

Dank Li Shufang kamen 2006 über zehn Lehrer aus dem südwestchinesischen Guizhou nach Qingdao. In Qingdao haben sie viele Erfahrungen sammeln können.

„Ein Lehrer sagte mir, durch seinen zweiwöchigen Aufenthalt in Qingdao habe er seine Unterrichtsmethoden überdacht. Wenn in der Vergangenheit ein Schüler eine Frage nicht beantworten konnte, verhängte er normalerweise Strafen. Heute habe er verstanden, dass sich dies negativ auf die Lernerfolge auswirke, so dass er Anpassungen vornehmen möchte."

Bisher hat „Zhijiaodao" die Hilfsprogramme fast in allen Grundschulen der ländlichen Regionen von Qingdao durchgesetzt. Zudem besuchten Vertreter des Hilfswerks Schulen in anderen Städten der Provinz Shandong, darunter Linyi, Zibo, Tai'an und Weifang. Auch die Provinzen Jiangxi und Guizhou standen auf dem Programm. Dort vermittelten sie die modernen Unterrichtungsideen und -methoden. Sie hoffen, dass „Zhijiaodao" in der Zukunft weiterhin erfolgreiche Arbeiten leisten kann, so dass die Kluft der Bildung zwischen den städtischen und ländlichen Regionen Chinas immer kleiner wird.

Übersetzt von Li Yan
Gesprochen von Huang Gang