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Taxi statt Feld: Lobsang Tsewang lebt gerne in der Stadt
  2016-05-06 14:58:26  cri

 

 

Wer sich in Tibet in ein Taxi setzt, hofft auf einen tibetischen Fahrer. Die sind sehr beliebt, kennen sie sich schließlich nicht nur gut aus in der Region, sondern auch mit der anspruchsvollen Infrastruktur. Doch diese Infrastruktur hat sich in den vergangenen Jahren ziemlich verändert. Wir haben einen dieser herausragenden Fahrer getroffen und mit ihm über die Entwicklung seiner Heimat gesprochen….

Lobsang Tsewang ist 53 Jahre alt und stammt aus dem Umland der tibetischen Stadt Shigatse. Mit 20 arbeitete er in der Straßenpflege. Damals lernte der Mann, der in seinem Heimatdorf auf dem Feld zugange war, auch Autofahren.

Lobsang Tsewang ist nur drei Jahre in die Schule gegangen und konnte kein Chinesisch. Das brachte sich der fleißige Mann später selbst bei, denn in der Stadt geht es nicht mehr ohne. Eigentlich hätte er das Erbe seiner Eltern antreten sollen, den Hof bewirtschaften, Bauer sein. Nachdem er einmal das Dorf verließ, einen Blick in die weite Welt warf, kam diese Option für Lobsang nicht mehr infrage.

„Ursprünglich wollte ich zu Hause bleiben. Normalerweise muss ein Mann einer tibetischen Bauernfamilie in der Heimat Landarbeit machen und nicht draußen Arbeit suchen. Aber ich war anders. Jetzt bin ich in der Stadt Lhasa als Fahrer. Schon 20 Jahre lang. Bei der Arbeit habe ich viel erlebt. Ich kann mich an das Leben in der Heimat nicht anpassen. Wie zum Beispiel gibt es auf der Toilette in Lhasa Toilettenpapier und man kann spülen. Im Dorf sieht das ganz anders aus. Und es ist schwer, zu Hause ein Bad zu nehmen oder zu duschen."

Lobsang hat in Lhasa seine Ehefrau kennengelernt und 1996 ein Haus gekauft. Heute beschäftigt ihn vor allem die Ausbildung seines Sohnes.

„Mein Kind ist 15 Jahre alt und geht in die Mittelschule. Wir wollen ihm die beste Ausbildung ermöglichen. Er soll an die Hochschule gehen und danach einen guten Job finden."

In den 20 Jahren hinterm Steuer ist er die verschiedensten Strecken gefahren, über Land und in der Stadt, und hat die Veränderungen in der Region hautnah miterlebt.

„Die größte Veränderung liegt darin, dass es wieder mehr Wildtiere gibt. Die Regierung hat da in Bezug auf Wildtierschutz viel erreicht. Sonst gäbe es jetzt wohl keine wilden Tiere mehr zu sehen. Zweitens sind jetzt die Straßen besser. Was früher vier bis fünf Stunden Fahrt bedeutete, dauert heute nur noch eins bis zwei Stunden."

Was Lhasa betrifft, da gebe es mehr Autos und hohe Gebäude, sagt Lobsang noch. Viele Landwirte und Hirten wollen jetzt lieber dort in der Stadt leben.

2014 hat Lobsang sein Haus ausgebaut und vermietet die Wohnungen. 2000 Yuan RMB, umgerechnet also etwa 273 Euro verdient er damit zusätzlich. Der Fahrerjob bringt ihm ein monatliches Gehalt von etwa 5000 Yuan RMB, also 683 Euro. Er ist damit sehr zufrieden.

„Es ist für uns am wichtigsten, da zu sein, wo man gut und geregelt leben kann. Das Leben heute ist sehr gut. Die Umgebung und die Wohnung sind sehr gut. Ich bin jetzt über 50 Jahre alt und habe mein eigenes Haus. Mein Kind ist schon groß und meine Frau sehr hübsch. Ich kann wirklich nicht klagen."

Übersetzt von Yu Yue
Gesprochen von Yan Wei

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