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Mit Gemeindezentren aus der Drogenhölle
  2016-03-22 09:32:37  cri

 

2008 wurde in China ein Drogenbekämpfungsgesetz erlassen, das vorschreibt, Drogensüchtige vorwiegend in entsprechenden Gemeindezentren zu versorgen, anstatt sie in eine Zwangszentzugsanstalt zu schicken. Seitdem entstehen in der Provinz Guizhou immer mehr Rehabilitationszentren auf Gemeindeebene. Die Zahl der Freiwilligenvereine wächst. Yang Ruibing arbeitet als Psychotherapeutin in solch einem Rehabilitationszentrum in der Provinzhauptstadt Guiyang.

„Auch wenn wir viele ihrer praktischen Probleme nicht lösen können, die zum Beispiel das Geld oder eine Krankheit betreffen, können wir ihnen gut zuhören. Wir geben ihnen Ratschläge über beispielsweise Beziehungen oder Kindeserziehung und sind ihre seelischen Begleiter."

Die qualifizierte Psychotherapeutin begann vor fünf Jahren, in dem Zentrum Drogensüchtige zu betreuen. Sie erinnert sich noch an den etwas schwierigen Anfang.

„Ich war eingangs sehr engagiert, voller Energie. Nach einem Monat habe ich festgestellt, dass meine Patientin wieder zu den Drogen griff. Ich habe vor Enttäuschung geheult. Sie bereute es und weinte mit. Das war ein schwerer Rückschlag für meine Arbeit. Danach konnte ich immer reifer und professioneller damit umgehen. Außerdem muss man den Süchtigen immer Aufmerksamkeit schenken, wie Kindern. Sonst könnten psychische Probleme auftreten."

Eine der Patienten, die von Frau Yang betreut werden, heißt Wang Haixiang. Sie hat, als sie jung war, aus Neugier Drogen probiert. Seitdem geht der Kreislauf immer wieder: Drogenkonsum, Entzug, Rückfall und dann wieder Entzug. Doch mithilfe des Rehabilitationszentrums hat Wang Haixiang acht Jahre lang durchgehalten. Heute hat sie eine eigene Familie gegründet und genießt ihre innere Zufriedenheit.

„Das Schwierigste ist die Abhängigkeit. Bei Kummer oder Rückschlägen denkt man immer an die Drogen, um sich zu betäuben und den Kopf in den Sand zu stecken. In solchen Momenten rufe ich gleich meine Therapeutin an. Sie holt mich aus dem Tunnelblick."

Als eine andere Säule der kommunalen Drogenbekämpfung dienen die Freiwilligenvereine, die eng mit Rehabilitationszentren zusammenarbeiten. Die Freiwilligen organisieren nicht nur Informationsveranstaltungen, sondern besuchen die Drogenabhängigen auch zu Hause. Familiärer Streit, Beziehungen und so weiter … Mit all dem sind sie jeden Tag beschäftigt.

Die 71-jährige Rentnerin Huang Yongfu ist eine dieser Ehrenamtlichen und scheut keine Mühe. Sie hat 2012 einen Verein gegründet, der sich speziell für drogensüchtige Mütter einsetzt. Sie sagt, im Vergleich zum konventionellen Zwangsentzug habe die Entzugshilfe in den Kommunen viele Vorteile.

„Wir sind anders als die Polizei, die die Süchtigen als Rechtsverletzer betrachten. Wenn die Abhängigen keine Drogen zu sich nehmen, findet kein Kontakt zwischen ihnen und der Polizei statt. Doch wir dürfen mit ihnen in Kontakt treten. Für uns sind sie normale Menschen, Leidende oder sogar Opfer der Drogen. Wir sind auf gleicher Augenhöhe. Und sie können auch widersprechen, wenn sie anderer Meinung sein sollten. Mit der Zeit ist das Vertrauen dann da."

Mit der Zeit wächst nicht nur das Vertrauen in Frau Huang, sondern auch die Größe ihres Teams. Immer mehr Leute schließen sich an, darunter auch Liu Chao, der zehn Jahre lang Heroin konsumiert hat. Seine Mutter hat den verlorenen Sohn nie aufgegeben. Liu Chao konnte endlich aus der Drogenhölle kommen. Den hoffnungslosen Blick seiner Mutter wird er allerdings nie vergessen. 2012 hat Liu zum ersten Mal von der Organisation gehört und entschied sich, mitzuwirken.

„Anfangs hatte ich etwas Bedenken, dass der Verein nur Show ist. Aber als ich einen Einblick bekam, sind diese Bedenken verschwunden. Sie leisten wirklich sehr viel und verdienen meinen Respekt. Obwohl ich ein eigenes kleines Geschäft führe, komme ich einfach vorbei, sobald ich Zeit habe."

Liu Chao ist heute glücklich und zufrieden. Doch nicht jede Mutter ist so zäh wie seine, und erhält sich immer einen kleinen Hoffnungsschimmer. Genau deswegen will er mit seiner eigenen Erfahrung im Verein zeigen, wie wichtig vor allem die familiäre Unterstützung ist.

Text: Li Zheng
Sprecher: Xu Wei

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