Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Die Heimat des „Rikscha-Kuli" – Lao She in Qingdao
  2015-12-09 16:17:19  cri

 

 



Zwischen den 1920er und 40er Jahren wohnten in der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao viele bekannte Schriftsteller und Akademiker Chinas. Der berühmte moderne Schriftsteller Lao She war einer von ihnen. Eines seiner großen Werke, der Roman „Luotuo Xiangzi", oder auf Deutsch „Rikscha-Kuli", entstand in Qingdao. Heute nehmen wir Sie mit zu Lao Shes ehemaligem Wohnsitz.

Der ehemalige Wohnsitz von Lao She, ein Gebäude im deutschen Stil, befindet sich in der Huangxian-Straße im Shinan-Bezirk in Qingdao. Auf beiden Seiten des Haupteingangs sind Schilder angebracht. Eines zeigt die Aufschrift „Der Ehemalige Wohnsitz von Lao She", das andere „Das Museum von Luotuo Xiangzi". Von Ende 1935 bis Ende Juli 1937 hat der Beijinger Schriftsteller Lao She dort insgesamt 630 Tage lang gewohnt. Es ist das Haus, in dem er eines seiner größten Werke, den Roman „Luotuo Xiangzi" – der deutsche Titel lautet „Rikscha-Kuli" – schrieb. Der bekannte Roman wurde 1936 veröffentlicht und war der Beginn von Lao Shes literarischem Ruhm. „Luotuo Xiangzi" wird bis heute als eines der wichtigsten Werke der neueren Literatur Chinas betrachtet. Warum das Gebäude gleich zwei Namen trägt, erklärt Lü Yi, die Direktorin des Museums.

„Die meisten ehemaligen Wohnsitze von berühmten Persönlichkeiten werden nach diesen Personen benannt. Unser Museum ist das erste in China, das nach einem Buch benannt wurde. Es gibt in China insgesamt drei ehemalige Wohnsitze von Lao She, einen in Chongqing, einen in Beijing und uns in Qingdao."

In dem Hof des Wohnsitzes stehen zwei Skulpturen. Eine davon stellt Lao She dar, die andere ist Xiangzi, die männliche Hauptrolle des Romans. An den Wänden des Hofs sind außerdem 26 Druckgrafiken aus Ton zu sehen, die Xiangzis Geschichte erzählen.

Im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich das Museum, das kostenlos besucht werden kann. Es wurde 2001 eröffnet und konnte bis heute jedes Jahr 50.000 Besucher verzeichnen, die meisten von ihnen Schüler, Studenten und Akademiker. Im ersten und zweiten Stock sind nun ein Teehaus und ein Kultursalon beheimatet. Sie sind meist geschlossen und empfangen nur ab und zu Literaturliebhaber zu besonderen Salonveranstaltungen.

Das Museum im Erdgeschoss besteht aus vier Räumen. Im ersten Zimmer werden Kleidung, Brillen, Füller und kleine Gegenstände von Lao She präsentiert. Das zweite zeigt Fotos des berühmten Schriftstellers und seiner Angehörigen aus unterschiedlichen Epochen. Im dritten Zimmer wird der Roman „Luotuo Xiangzi" in verschiedenen Sprachen ausgestellt, viele der Exemplare wurden gespendet. Lü Yi erzählt:

„‚Luotuo Xiangzi' wurde in 30 bis 40 Sprachen übersetzt. Es kam einmal ein Südkoreaner, der Lao She sehr verehrte. Nachdem er uns besucht hatte und nach Südkorea zurückgekehrt war, hat er für uns „Luotuo Xiangzi" in der koreanischen Version besorgt."

Im vierten und letzten Zimmer des Museums wird eine Kopie des handgeschriebenen Originalmanuskripts von „Luotuo Xiangzi" aufbewahrt. Das Original ist in der Zeit der Kulturrevolution (1966-1976) verloren gegangen.

1936 gab Lao She seine Lehrtätigkeit an der Shandong-Universität auf, um sich ganz der Schreiberei widmen zu können. „Luotuo Xiangzi" war sein erstes Werk in Qingdao, dennoch spielt der Roman in Beijing. Viele Leute wissen deshalb nicht, dass das Werk in einem alten Gebäude im deutschen Stil in Qingdao entstand.

In der Nähe von Lao Shes Wohnsitz gab es zu jener Zeit einen Markt. Viele reiche Leute fuhren mit einer Rikscha dorthin, um einzukaufen. Lao She lud die Rikscha-Kulis zu seinem Wohnsitz ein. Bei den Gesprächen beobachtete er ihr Leben, ihre Emotionen, Worte und Taten. So sammelte er die Inspiration für „Luotuo Xiangzi". Lü Yi erklärt:

„Lao She sagte, die Rikscha-Kulis seien seine Freunde und Lehrer. Dass Lao She so ein großes Werk schreiben konnte, ist eng damit verbunden, dass er in ihr Leben eingetreten ist."

Die Behörden haben nun beschlossen, das Museum zu restaurieren, um seine Kulturgeschichte zu schützen. Die Direktorin des Kulturamts des Shinan-Bezirks, Fang Jian, erklärt:

„Anfang 2015 haben wir ‚Die Ausgewählten Werke von Lao She in Qingdao' herausgegeben. Dazu gehören die Werke und Artikel, die Lao She in Qingdao geschaffen hat und jene, in denen Lao She über Qingdao geschrieben hat. Die ausgewählten Werke bestehen aus fünf Bänden mit insgesamt 950.000 Schriftzeichen. Ein Artikel heißt ‚Qingdao im Mai'. Lao She hat darin seine Liebe zu der Stadt deutlich gemacht. In Zukunft wollen wir noch Kultur- und Reiseprodukte über Lao She entwickeln."

Übersetzt von Li Yan
Gesprochen von Xu Qi

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China