Im Gerichtssaal 18 des mittleren Volksgerichtshofs der Stadt Nanning sind auf beiden Seiten des Raumes riesige Bildschirme aufgebaut. Auf dem linken Bildschirm ist der Berufungskläger im Gefängnis der weit entfernten Gemeinde Binyang zu sehen. Er wartet auf den Beginn seines Berufungsverfahrens.

Es ist 9:30 Uhr, die Sitzung beginnt. Doch nimmt der Richter nicht zuerst seinen Hammer in die Hand. Er verrückt zunächst sein Mikrofon, um sicherzustellen, dass der Berufungskläger in Binyang seine Stimme klar und deutlich hört.

Durch das Videoverhörzimmer im Gefängnis in Binyang können Richter, Staatsanwalt und der Anwalt des Anklägers ihre Fragen an den Berufungssuchenden stellen und dessen Antworten erhalten. Nach einer halben Stunde ist das Verfahren beendet.

„Wir haben ihm vorher erklärt, wie das Gerichtsverfahren ablaufen wird. Wir konnten ihn auf dem Bildschirm sehr deutlich sehen", sagt der Anwalt des Anklägers, Tan Peiyuan. Es ist das zweite Mal, dass er an einem solchen, auf neuen Technologien basierten Verfahren, teilnimmt.

Der Richter, Liang Jinkang, würdigt die Effizienz dieses neuartigen Gerichtsverfahrens. Es würden Kosten und Ressourcen gespart. „In Guangxi gibt es zu viele Berge. Der Verkehr ist unterentwickelt. Es kostet viel Zeit, wenn man jedes Mal in die abgelegenen Gebiete muss, um dort einen Fall zu verhandeln." Die neue Technik sei jedoch nicht für alle Fälle geeignet, so der Richter weiter. Der stellvertretende Oberrichter des mittleren Volksgerichts in Nanning, Yu Wanqing, erklärt, meistens werde es in der zweiten Instanz verwendet, wodurch die Verhandlungsrate in dieser Instanz erhöht werde.

Moderne Technik, die eine Verhandlung per Videokonferenz ermöglicht, wird inzwischen in vielen Gerichtshöfen Chinas verwendet. Ihre Einführung ist Teil der gerichtlichen Reformen der Volksrepublik.