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Xiang Jiumei – eine Barfußärztin in den Bergen von Diqing
  2015-11-17 15:34:04  cri

Im Jahr 1962 hat Xiang Jiumei mit zwei anderen tibetischen Mädchen an einem 15-tägigen Kurs zur klinischen Ausbildung in der Volkskommune Yunling teilgenommen. Danach ist die 16-jährige Gesundheitshelferin des Dorfes geworden. Nachdem sie fünf Jahre in der Ambulanz eines großen Unternehmens gearbeitet hatte, begann die junge Frau ein Leben als „Barfußärztin". Dieser Begriff bezeichnet in China eine Person mit Sanitätsausbildung und diagnostischen Grundfähigkeiten, die in abgelegenen ländlichen Regionen als Arzt fungiert.

In den 1960er und 70er Jahren war die Verkehrsanbindung in der Bergregion Diqing sehr schlecht. Aufgrund mangelnder Sanitätsbedingungen mussten die Bauern häufig 20 Kilometer langen Bergwegen zu Fuß folgen, dann den 3.400 Meter hohen Feilaisi-Berg überqueren und anschließend noch 14 Kilometer mit dem Bus fahren, um einen Arzt in der Kreisstadt aufzusuchen. Viele Kranke haben ihre Behandlung aufgrund des langen Weges häufig hinausgezögert. Xiang Jiumei war sich darüber im Klaren und wollte den Bergbewohnern als Gesundheitspflegerin Hoffnung bringen. Als Barfußärztin hat sie durch ihre langjährigen Anstrengungen das Vertrauen der Dorfbewohner in Xidang gewonnen. Die Seniorin Frau Drolma erklärt:

„Ich treffe Xiang Jiumei häufig auf der Straße. Sie geht oft zu Fuß zu den Häusern der Dorfbewohner, um ihnen zu helfen. Wir vertrauen ihr sehr."

Das größte Problem für einen Dorfarzt in der Bergregion ist der Mangel an Medikamenten. Alle Arzneimittel müssen aus der Kreisstadt oder dem Krankenhaus der Gemeinde geholt werden. Xiang Jiumei muss jedes Mal den Stahldraht über den Lancang-Fluss entlanggleiten und die Medikamente dann weiter mit einem Pferd transportieren. Sie bringt die Präparate oft direkt zu den Dorfbewohnern nach Hause. Allmählich wenden sich auch die Anwohner aus den Nachbardörfern an sie. Um das am entferntesten liegende Dorf Yubeng zu erreichen, muss Xiang Jiumei einen 4.120 Meter hohen, schneebedeckten Berg überqueren. Die Reise dauert drei Tage.

Nach Dutzenden Jahren als Ärztin weiß Xiang Jiumei schon gar nicht mehr genau, wie viele Personen sie inzwischen geheilt hat. Aber sie ist sich bewusst, dass mehr als 300 Babys des Dorfes von ihr auf die Welt gebracht wurden.

Die 90-jährige Frau Drolma erklärt voller Dankbarkeit:

„Sie hat mich und meine Tochter bei der Geburt unterstützt. Jiumei hat uns Dorfbewohnern sehr geholfen. Wir hoffen, dass sie immer bei uns bleiben kann. Obwohl die heutigen Schwangeren alle im Krankenhaus ihre Babys zur Welt bringen, kann Jiumei sie regelmäßig untersuchen."

Xiang Jiumei schenkt den neuen Müttern häufig Babykleidung. Auch als sie selbst schwanger war, hörte sie nie auf, ihren Patienten zu helfen, auch wenn diese Leprakranke waren. Ihre beiden Söhne wurden sogar auf dem Weg zu Patienten geboren. Xiang Jiumei erklärt:

„Ich bin mit 22 Mutter geworden. Damals war ich oft als Hebamme tätig. Wenn die neue Mutter zu wenig Muttermilch hatte, säugte ich das Baby häufig selbst. Meine Söhne wurden beide unterwegs geboren. Einer heißt Lusheng, wörtlich übersetzt „auf der Straße geboren". Er ist auch Dorfarzt geworden. Ich muss einen Nachfolger haben, weil die Dorfbewohner einen Arzt benötigen."

Lusheng ist in die Fußstapfen seiner Mutter getreten. Er ist Arzt im Dorf Hongpo, seitdem sein Medizinstudium beendet hat. Xiang Jiumei hat ihr ganzes Leben gegeben, um den Dorfbewohnern als Ärztin zu dienen. Auch wenn sie einmal die Gelegenheit hatte, in einem größeren Krankenhaus zu arbeiten, entschied sie sich kategorisch im Dorf zu bleiben.

Inzwischen sind neue Straßen in die Dörfer der Bergregion geebnet worden. Auch das weit entfernte Dorf Yubeng ist nun eine Touristenattraktion. Xiang Jiumei geht ihren Weg dennoch weiter. Auf den breiteren Straßen kommt die 70-jährige den Dorfbewohnern noch ein Stückchen näher.

Verfasst von: Liu Xinzue

Gesprochen von: Liu Yuanyuan

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