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Institut für Tibetische Medizin zur Wahrung einzigartiger Heilkunst
  2015-11-12 10:22:39  cri

Auf der Welt gibt es insgesamt vier Heilansätze, die auf eine Geschichte von mehreren tausend Jahren zurückblicken. Zwei davon wurden in China entwickelt: So gibt es neben den indischen und arabischen Heilmethoden die renommierte Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) und die Traditionelle Tibetische Medizin (TTM). Die TCM ist im Westen bereits sehr bekannt. Heute stellen wir mit unserem Besuch des Instituts für Tibetische Medizin diesen zweiten uralten Heilansatz vor. Er hat eine Geschichte von über 3.800 Jahren und wurde bereits auf die Liste des staatlichen immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Nahe der Stadt Lhasa befindet sich eine Bergregion, in der über 500 verschiedene Heilpflanzen beheimatet sind. Sie bietet eine ideale Basis für das Studium der tibetischen Heilmethoden und für die Forschungsarbeiten des Instituts für Tibetische Medizin. Jeden Sommer begeben sich rund 200 Medizinstudenten des Instituts für Forschungsprojekte hierher. Dhawang Tsomo ist eine Studentin im dritten Semester. Sie erläutert:

„Während der zehn Tage in der Bergregion sammeln wir viele verschiedene Heilpflanzen, die zu Arzneimitteln verarbeitet werden können. Das ist sehr umständlich. Aber es ist die Arbeit wert, weil damit Menschen geheilt werden können. Die tibetische Medizin ist sehr nützlich."

Statistiken zufolge können über 2.000 Pflanzen, 80 Mineralienarten und 190 Stoffe von Tieren des tibetischen Hochlandes medizinisch verwendet werden. Das tibetische Standardwerk „Vier Bände der Medizin" (Si Bu Yidian) beschreibt detailliert die Verwendung der jeweiligen Stoffe und ihre Rezepturen. Es gilt als Wunderwerk der TTM.

Auch die diagnostischen Ansätze der TTM sind bemerkenswert. Bereits vor 300 Jahren wurden die Prinzipien der tibetischen Heilkunst schematisch auf Rollbildern, den Medizin-Thangkas, dargestellt. Die Abbildungen zeigen etwa die menschlichen Körperorgane, Akupunkturpunkte und stellen episodisch die Veränderung von Embryonen dar. Es wurden erstaunlich akkurate Übereinstimmungen zu Erkenntnissen der modernen Medizin festgestellt.

In der Bibliothek des Instituts für Tibetische Medizin werden 79 antike Thangkas ausgestellt. Diese zeigen die menschlichen Körpermeridiane, medizinische Geräte, verschiedene Arten der tibetischen Arzneimittel sowie medizinische Behandlungsformen. Der stellvertretende Institutsdirektor Wang Jirui erläutert:

„Diese Medizin-Thangkas schematisieren den menschlichen Körper und seine Funktionen entsprechend der Struktur eines Baumes. Hier erkennt man die Knochen und Muskeln. Dieses Bild wurde vor 300 Jahren geschaffen. Es zeigt den weiblichen Körper vom Beginn der Schwangerschaft an bis hin zur Geburt. Das Wissen bildete sich schon vor mehreren tausend Jahren heraus und wurde im Westen sehr bewundert."

Der renommierte Arzt Nyima Tsring ist der Vorsitzende des Instituts. Er erklärt, wie die tibetische Medizin bei Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, des Nervensystems, des Verdauungstraktes sowie bei Arthritis und Diabetes wirkt. Es handle sich um einen zweigeteilten Ansatz, so Nyima Tsring.

„Das Wesen der tibetischen Medizin zeichnet sich durch zwei Konzepte aus. Einerseits handelt es sich um Prävention und vorbeugende Maßnahmen. So gibt es zahlreiche Arzneimittel für den Gesundheitsschutz und ein langes Leben. Hinzu kommen Behandlungsansätze der Psychologie, Diätetik und der körperlichen Betätigung. Andererseits gibt es ein vollständiges System der Diagnostik und der Behandlung. Die Diagnose ähnelt stark dem Ansatz in der TCM und besteht aus der Betrachtung des Patienten, der Befragung und der Ermittlung der Pulsqualität. Hinzu kommt allerdings die Urindiagnostik, die im Rahmen der TCM nicht angewandt wird."

Das Institut bietet derzeit Studiengänge der klassischen TTM an, die auf tibetische Medikamente und das Marketing ausgerichtet sind. Viele der Studenten setzen sich nach Abschluss ihres Studiums für den Aufbau des Gesundheitssystems in Tibet ein. Der Fachbereich für Marketing wurde im Jahr 2012 eingerichtet und zieht inzwischen auch viele Studenten der Han-Nationalität an. Wie die 22-jährige Dhawang Tsomo träumen viele von einer Zukunft als Mediziner der TTM. Die Studentin erläutert:

„Die tibetische Medizin mag sehr einfach wirken. Tatsächlich ist sie jedoch äußerst komplex. Deshalb werde ich auf jeden Fall weiter in diesem Bereich forschen. Nach meinem Abschluss möchte ich in ländlichen Gebieten arbeiten."

Übersetzt von: Yu Yue

Gesprochen von: Zhu Qing'an

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