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Wildhüter in Nord-Tibet
  2015-10-12 09:27:46  cri

Changtang, das so viel wie „nördliche Wildnis" bedeutet, ist eine gewaltige, öde Hochlandebene, die sich über das Autonome Gebiet Tibet, das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang und die Provinz Qinghai erstreckt. Durch ihre Höhenlage ist die Witterung selbst im Sommer rau und windig.

Als die ersten Sonnenstrahlen den Bezirk Nyima im Süden Changtangs streifen, hat sich der 58-jährige Gagya Darma schon längst auf sein Motorrad geschwungen.

"Ich verlasse mein Haus nicht zu einem täglich festen Zeitpunkt. Aber grundsätzlich breche ich gegen 7 oder 8 Uhr morgens zu meiner Streife auf, und komme gegen 6 oder 7 Uhr abends nach Hause zurück. Wenn eine große Anzahl von Tschirus unterwegs ist, fahre ich auch mal in die verschneiten Bergregionen, wofür ich gewöhnlich einen ganzen Tag benötige."

Der ehemalige Tiermediziner Gagya Darma ist bereits seit 15 Jahren als Gebirgskontrolleur tätig. Ein Motorrad, ein Fernglas, ein Schlafsack und eine Tasche mit Vorräten für Tagestouren gehören zu seiner Standard-Ausrüstung.

"Das Gebiet, in dem ich auf Streife gehe, ist etwa 400 Quadratkilometer groß - so groß wie zwei tibetische Bezirke. Weil hier viele Menschen leben, muss ich stets wachsam sein. Wenn jemand mit seinem Auto oder Motorrad in das Reservat fährt, frage ich ihn nach dem Grund und ermahne ihn dazu, wieder hinauszufahren."

Das Gebiet, in dem Gagya Darma umherfährt, gehört zum Changtang Nationalpark. Dieser wurde in den 1990er Jahren eingerichtet und ist nicht nur der zweitgrößte Nationalpark der Welt, sondern auch Lebensraum vieler bedrohter Arten, wie der Tschirus, des tibetischen Wildesels, des Schneeleoparden und des Schwarznackenkranichs. Folglich ist es die Hauptaufgabe der Patrouille, ein besonderes Augenmerk auf die örtliche Tierwelt zu haben.

Changtang ist eine der fünf größten weidewirtschaftlich genutzten Regionen Chinas. Dort überschneiden sich Weideland und Reservat. Mensch, Nutz- und Wildtiere müssen hier auf engstem Raum zusammenleben. Ihr Miteinander in Einklang zu bringen, ist Gagya Darmas größtes Anliegen geworden.

"Schäfer ziehen es vor, ihre Weideflächen mit Draht einzuzäunen, was dazu führen kann, dass Wildtiere mit eingesperrt werden. Wenn das passiert, muss ich den Schäfern zeigen, wie man diese wieder frei lässt. Normalerweise besteht in der Steppe eine Mischung aus Weidevieh und Wildtieren. Während der Paarungszeit benötigen Tschirus aber größere Wiesen, um zu überleben. Dann muss ich das Weiden beschränken."

Tag um Tag wagt sich Gagya Darma ganz allein in die Wildnis. Selbst im arktischen Winter, wenn die Durchschnittstemperatur auf unter minus 20 Grad Celsius fallen kann, weicht er kaum von seiner täglichen Routine ab. Der stämmige Mann mittleren Alters beschwert sich selten.

"Seit ich Kontrolleur geworden bin, habe ich mich selbst immer als Beschützer der Wildtiere gesehen. Ich mache auch anderen klar, dass der Schutz der Wildtiere in unser aller Verantwortung liegt. Wissen Sie, als ich damals mit dieser Arbeit begann, gab es nur 60 Tschirus in der Gegend. Aber dank der Unterstützung durch Forstpolizisten und andere Kontrolleure, ist die Zahl auf über 3000 angestiegen."

In Gagya Darmas Haus im tibetischen Stil stechen drei Plakate an der Wand besonders ins Auge. Jedes bemalt mit verschiedenen Wildtieren und ihren Namen. Und obwohl der Hausherr nicht sehr gesprächig ist, ist er doch gewillt, uns seine brennende Leidenschaft für Wildtiere durch sein Handeln zu zeigen.

"Ich kann diese Tiere nicht einfach so sich selbst überlassen. Solange ich fit bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Ich habe einen Sohn. Ich hoffe, dass er eines Tages auch Wildhüter wird."

Gemäß Herrn Nukhyung, dem Leiter des Nyima Country Forestry Police Bureau, hat die örtliche Verwaltung bislang 130 Schäfer als Wildhüter eingestellt. Dementsprechend hat die Zahl der Tiere in den vergangenen Jahren die 200.000-Marke erreicht. Zum Vergleich, in den 1980er Jahren stand die Tibet-Antilope noch am Rande der Ausrottung.

Übersetzt von Svenja Schmidt

Gesprochen von Xu Qi

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