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Die Wall Street in Qingdao
  2015-09-23 14:26:15  cri

Die Guantao-Straße ist für Besucher aus aller Welt ein Muss auf ihrem Reiseprogramm in der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao. An beiden Seiten der Straße stehen viele westliche Gebäude, die früher zu großen Banken der Welt gehörten. Deshalb wird die Straße auch die „Wall Street" des alten Qingdao genannt.

 

Wenn man von den alten Straßen in Qingdao spricht, dann gehört auch die Guantao-Straße dazu, denn das ist die „Wall Street" der chinesischen Küstenstadt. Die Guantao-Straße wurde 1899 erbaut und erzählt viel über die Geschichte Qingdaos. Historiker Lu Yong erklärt:

„Die Guantao-Straße ist nicht lang und führt von Süden nach Norden. Diese Straße ist nicht so gerade und sehr eng, aber entspricht den geographischen Gegebenheiten von Qingdao. "

Dank des günstigen Verkehrsstandorts wurde die Guantao später die „Wall Street" des alten Qingdao. Parallel neben der 1000 Meter langen Straße fährt die Eisenbahnlinie Qingdao-Jinan, und in der Nähe befinden sich der Hafen, Hauptbahnhof und auch das Zollamt. Die meisten Gebäude entlang dieser außergewöhnlichen Meile wurden während der deutschen und japanischen Herrschaft erbaut. Die Straße spiegelt also ein bisschen die Geschichte der Stadt wider. In der Zeit der deutschen Kolonialherrschaft sei die Guantao wichtig für die Wirtschaft gewesen, weiß Lu Yong:

„Von 1898 bis 1914 stand Qingdao unter der Herrschaft Deutschlands. Damals wollten die Deutschen Qingdao zu ihrem größten und modernsten Stützpunkt in Asien aufbauen. Doch kaum haben sie mit dem Plan angefangen, wurden sie von den Japanern besiegt. Das einzige Gebäude in dieser Straße, das von Deutschen gebaut wurde, war das Mitarbeiterheim des Zollamts. Nach der deutschen Herrschaft wurden immer mehr Gebäude im westlichen Stil errichtet."

Die meisten Gebäude an der Guantao-Straße entstanden allerdings während der japanischen Okkupation. Im Jahr 1914, also im ersten Jahr des Ersten Weltkrieges, haben die Japaner die Deutschen aus Qingdao verdrängt und die Hafenstadt für sich erobert. Die japanische Behörde hat Qingdao dann dennoch im Großen und Ganzen nach dem Entwurf der Deutschen erbaut. Von Ende der 1920er bis Anfang der 1930er Jahre hat sich die Guantao-Straße zum Finanzzentrum von Qingdao entwickelt. Das Gebäude der Qingdaoer Börse war damals die größte Börse Chinas. Das Bauwerk im Renaissance-Stil aus dem Jahr 1920 wurde von einem japanischen Architekten entworfen. Dazu noch einmal Historiker Lu Yong:

„Das Gebäude von der Qingdaoer Börse war damals am repräsentativsten und am größten auf der Guantao-Straße. Einige Teile des Gebäudes wurden in Anlehnung an das japanische Parlament entworfen. Im Zentrum des Gebäudes war damals der Marineklub mit einem Kino mit 700 Sitzen. Darüber hinaus gab es drinnen noch einen Hallenbasketballplatz."

Neben der Börse kamen in die Straße auch Gebäude für einige japanische Banken wie die Yokohama Specie Bank und die Mitsubishi Bank. Auch Banken aus Großbritannien, Deutschland und Frankreich ließen sich nieder. Insgesamt hatten über 60 Unternehmen, einschließlich Banken und Reedereien, aus acht Ländern dort ihre Firmensitze. So wurde die Guantao-Straße die „Wall Street" des alten Qingdao.

Nach und nach kam schließlich der Verfall. 2015 hat die Stadtregierung die ehrwürdige Guantao-Straße restauriert und zur „Landschaftszone deutscher Prägung" erklärt. Jetzt ist sie eine berühmte Sehenswürdigkeit für die Touristen, die einen Einblick in die Geschichte und die westliche Architektur von Qingdao bekommen wollen. Zahlreiche Filmemacher kommen ebenfalls, um dort Filme und Fernsehserien zu drehen. So wird der alten Finanzmeile neues Leben eingehaucht.

Übersetzt von Li Yan
Gesprochen von Chen Yan, Yan Wei

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