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Mädchenfußball in Xinjiang: Doppelpass gegen stereotype Denkmuster
  2015-09-18 10:38:22  cri

 

„Fußballspielen macht mir sehr viel Spaß. Ich habe dabei gelernt, wie man mit Leuten umgeht und Freunde kennenlernt."

Die 14-jährige Ajibul Ablimit besucht eine Mittelschule in Hotan in der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang und Fußballspielen ist ihre Lieblingsbeschäftigung. Das muslimische Mädchen singt und tanzt zwar auch gerne, doch am meisten Freude hat sie auf dem Fußballplatz. Immerhin hat sie es schon in die Startelf der Schulmannschaft geschafft, doch ihr Traum ist es, Profispielerin zu werden.

Das Schulteam wurde erst 2013 ins Leben gerufen und war die erste Frauenfußballmannschaft in dem Regierungsbezirk Hotan überhaupt. Drei Trainer betreuen die 22 Spielerinnen mit einem Durchschnittsalter von 14 Jahren.

Und die junge Mannschaft lernte schnell. Die Mädchen haben sich in ihren bisherigen Spielen in Hotan und dem Rest des Autonomen Gebiets gut geschlagen. In der vergangenen Saison der Jugend-Frauenfußballliga Xinjiang belegte das Team einen respektablen zweiten Platz, was umso beeindruckender ist, wenn man die schwierigen Anfänge kennt. Der unebene, steinige Hartplatz, auf dem die Mädels trainierten, erschwerte die Übungseinheiten und sorgte immer wieder für Verletzungen. Doch die waren das kleinere Übel im Vergleich zu den Vorurteilen, gegen die sie anfangs ankämpfen mussten. Ajibuls Teamkollegin Dilnur Merdan erinnert sich:

„Sie sagten, dass nur Jungen kicken dürfen. Mädchen würde Schlimmes widerfahren, wenn sie Fußball spielen."

Die Mittelschule der Mädchenmannschaft liegt in einer ländlichen Region, entsprechend konservativ und traditionell ist die Denkweise der meisten Einwohner, auch im Bezug auf Frauen und Fußball. Die Lehrerschaft der Schule musste viel Überzeugungsarbeit leisten, bis die Eltern ihre Töchter auf den Fußballplatz ließen. Doch die Leistungen der Mädchen haben auch die letzten Skeptiker unter den Eltern überzeugt: Denn nicht nur in der Tabelle ging es für die jungen Kickerinnen nach oben, auch was ihre schulischen Leistungen angeht, gehörten sie in die Spitzengruppe. Schulleiter Turdi Memet:

„Bei den Familienbesuchen haben wir den Eltern die positive Wirkung des Fußballs auf die Entwicklung und Bildung der Schülerinnen erklärt. Die Kinder können nicht nur ihre Körper stärken, sondern bei den Spielen auch neue Gesichter kennenlernen, Meinungen austauschen und so ihren Horizont erweitern. Mittlerweile gibt es keinen Elternteil mehr, der etwas dagegen hat und die allgemeine Akzeptanz in der Gesellschaft ist auch größer geworden."

Der Zuspruch und die Unterstützung der Erwachsenen haben die Mädchen zusätzlich motiviert. Genau rechtzeitig vor dem großen Finale der diesjährigen Saison. Fitnesstrainer Akram Muhtar ist von der Eigenmotivation des Teams sehr beeindruckt.

„Früher ließ ich sie zwei, drei Runden laufen, und sie gaben schon nach einer auf. Wenn ich sie jetzt fünf Runden laufen lasse, dann machen sie freiwillig acht! Sie wissen selbst, dass unser Gegner stärker ist, und dass sie ohne hartes Training ihr Ziel nicht erreichen werden."

Mittlerweile ist der einst steinige Hartplatz durch eine Kunstrasenanlage ersetzt worden. Die Erfolgsgeschichte an Ajibuls Mittelschule hat sich in der Region herumgesprochen und findet bereits Nachahmer, wie der Leiter des regionalen Bildungsamts Hotan Ali Wbuliasan zu berichten weiß:

„Hotan umfasst insgesamt acht Dörfer und zwei Gemeinden. Und jede Mittelschule hat jetzt eine eigene Frauenmannschaft. Das Modell der vierten Mittelschule in Hotan soll dort als Vorbild dienen. In Zukunft wollen wir Basketball als zweite Visitenkarte der Schulen in Hotan aufbauen."

Die 14-jährige Ajibul Ablimit und ihre Kameradinnen dürften jedoch auch dann dem Fußball treu bleiben.

Verfasst und gesprochen von LI Zheng

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