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Die „Gesellschaft des Lernens" hilft Kindern von Wanderarbeitern bei der Integration ins Stadtleben
  2015-08-19 16:42:12  cri

Millionen von Chinesen aus ländlichen Regionen arbeiten in Chinas Städten. Viele dieser sogenannten Wanderarbeiter haben sich inzwischen in der Stadt niedergelassen und werden „neue Stadtbürger" genannt. Auch ihre Kinder leben und lernen in den Städten. Das Leben in den chinesischen Metropolen ist ihnen aber noch immer fremd. Sui Dongming und Liang Nina sind verheiratet. Beide wurden in den 1970er Jahren in der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao geboren. Sie haben sich in den vergangenen Jahren um mehr als 100 Kinder von Wanderarbeitern gekümmert und ihnen bei der Integration ins Stadtleben geholfen.

 

Es ist ein heißer Morgen im Juli. Die Händler auf dem Bauernmarkt Tuandao in der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao haben ihre Stände bereits eröffnet. Es sind Sommerferien. Die Kinder der Händler, die häufig aus ländlichen Regionen Chinas kommen, müssen nicht zur Schule. Sie begleiten ihre Eltern zum Bauernmarkt, aber nicht nur, um ihnen zu helfen. Am Eingang zum Markt gibt es ein Klassenzimmer. Es ist 20 Quadratmeter groß und trägt den Namen „Gesellschaft des Lernens". Es ist ein provisorischer Kinderhort für die Kinder der Händler geworden. Gegründet wurde die „Gesellschaft des Lernens" von Sui Dongming und Liang Nina, einem in den 1970er Jahren geborenen Ehepaar. Die Kinder können dort ihre Hausaufgaben machen, spielen, und sich Filme anschauen. Manchmal kommen auch freiwillige Helfer, die ihnen beim Lernen helfen.

Der 14-jährige Han Qinglei besucht das Klassenzimmer regelmäßig. Sui Dongming sagt, an einem Tag in den Sommerferien vor drei Jahren habe Han Qinglei sehr schüchtern gebeten, seine Mitschüler zur „Gesellschaft des Lernens" einladen zu dürfen. Erst später sei ihm bewusst geworden, dass Han Qinglei Geburtstag gehabt habe und sein Zuhause zu eng gewesen sei, um Freunde und Mitschüler einzuladen.

„Wir haben für Han Qinglei eine Torte vorbereitet. Er sagte mir, das Haus seiner Familie sei nur neun Quadratmeter groß. Seine Eltern, sein Großvater, seine ältere Schwester und er lebten dort zusammen, deshalb gebe es keinen Platz für Besucher."

„Die Torte war für 20 Schüler sehr klein, sodass jeder nur ein kleines Stück bekommen konnte."

Nachdem sich das Ehepaar über die Lebensbedingungen der Kinder der „neuen Stadtbürger" erkundigt hat, hat es das Wohltätigkeitsprojekt „Mein Traum" ins Leben gerufen. Das Ehepaar ist zuversichtlich. Sui ist Psychologe und Liang arbeitet als Unternehmensausbilderin. Beide sind es also gewohnt, mit Jugendlichen zusammenzuarbeiten. Um ein solches Projekt umzusetzen, muss man jedoch zuerst wissen, welche Träume die Kinder eigentlich haben. Das Ehepaar hat daher begonnen, eine Umfrage durchzuführen. Die Antworten waren eine Überraschung. Liang sagt, wenn sie ihr eigenes Kind nach seinem Traum frage, sage es normalerweise, es wolle Wissenschaftler, Astronaut oder Polizist werden. Die Kinder der Wanderarbeiter hätten jedoch ganz andere Antworten gegeben.

„Ein Junge sagte uns, dass er eine Straßenlampe werden wollte. Seine Eltern führen jeden Tag um Mitternacht zum Großhandelsmarkt, um Gemüse zu kaufen. Wenn sie zurückkämen, sei es schon zwei Uhr. Im Winter sei es dunkel, deshalb wolle er eine Straßenlampe werden, um den Weg seiner Eltern beleuchten zu können."

Aber egal, wie verschieden die Träume der Kinder auch sind, sie haben alle den Wunsch die Stadt, in der sie leben, besser kennenzulernen. Um diesen Wunsch zu erfüllen, organisiert das Ehepaar an den Wochenenden regelmäßig Ausflüge mit den Kindern. Nach und nach wurde die „Gesellschaft des Lernens" in Qingdao immer bekannter. Inzwischen haben sich mehr als 100 Kinder der „neuen Stadtbürger" dort angemeldet.

Dank der Bemühungen des Ehepaares ist der Großteil der Kinder inzwischen in die moderne Stadt integriert. Sie haben Familienangehörige, Freunde und Mitschüler. Qingdao ist zu ihrer neuen Heimat geworden.

„Wenn die Kinder zum ersten Mal in die Stadt kommen, sind sie an viele Sachen nicht gewöhnt. Wenn immer mehr Eltern ihre Freizeit nutzen, um ihnen zu helfen, können diese Kinder sich immer besser in das Stadtleben integrieren."

Übersetzt von Li Yan
Gesprochen von Zhu Qing'an

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