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Niren Zhang – Sechs Generationen berühmter Tonfiguren
  2015-07-31 10:14:38  cri
Die Tonfiguren der Familie Zhang (auf Chinesisch „Niren Zhang") gehören zu den Schätzen der traditionellen chinesischen Handwerkskultur. Sie können in Museen und Kunstgalerien auf der ganzen Welt bestaunt werden. Auch einige Staatsgäste, wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, haben die kunstvollen Figuren als Geschenk überreicht bekommen. Seit fast 200 Jahren stellen insgesamt sechs Generationen der Zhang-Familie die berühmten Figuren in Tianjin her. Kunst und Name werden von Großvater und Vater an Sohn und Enkel weitergegeben. Der Nachwuchs wird dabei bereits in jungem Alter ausgewählt und unterrichtet.

Seit sechs Generationen stellt die Familie Zhang die berühmten Tonfiguren her.

Den Anfang fanden die Tonfiguren der Familie Zhang mit Zhang Mingshan. Der 1826 geborene Künstler zog im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern nach Tianjin. Dort sah er benachbarten Kohlearbeitern zu, wie sie Formen kneteten. Mit acht Jahren begann Zhang Mingshan selbst mit Ton zu arbeiten und mit 13 konnte er bereits komplette Werke selbstständig herstellen. Er besuchte häufig Theater und Teehäuser, um sich unterschiedliche Aufführungen anzusehen. Im Ärmel trug er dabei ein Stück Ton. Die einzelnen Charaktere und Emotionen, die er auf der Bühne sah, ließ er in seine Werke einfließen und genau diese realistischen Gesichtszüge und -ausdrücke sind es, die Niren Zhang so besonders machen. Schon mit 18 Jahren hatte sich Zhang Mingshan mit seinen Figuren einen Namen gemacht und wurde als „Niren Zhang" (wörtlich „Tonfigur Zhang") bekannt.

Sein Sohn Zhang Yuting ist die zweite Generation der Niren Zhang. Von Zhang Yuting existieren die meisten Werke, da der 1863 geborene Künstler über 60 Jahre lang Tonfiguren herstellte. Von ihm stammt auch eine der bekanntesten Figuren der Niren Zhang: „Der Zuckerbläser". Dieser wurde 1915 bei der Panama-Pacific International Exposition in San Francisco ausgestellt und erhielt dort einen Ehrenpreis. Mit der zweiten Generation der Niren Zhang konnten die berühmten Figuren aus Tianjin auch internationale Kunstliebhaber für sich gewinnen.

Der Zuckerbläser" ist eine der berühmtesten Figuren der Familie Zhang. Er wurde 1915 bei der Panama-Pacific International Exposition in San Francisco ausgestellt.

Auch die nächsten Generationen der Künstlerfamilie steigerten die Bekanntheit weiter und bescherten dem Namen immer größeren Ruhm – bis hin zur aktuellen sechsten Generation, Zhang Yu. Wie auch seine Vorfahren begann der 37-Jährige schon als Kind, sich die bildhauerischen Fähigkeiten von seinem Großvater anzueignen. Als aktueller Leiter der Werkstatt hat er ganz eigene Ansprüche an sich und seine Kunstwerke. So nimmt Zhang Yu zum Beispiel grundsätzlich keine Aufträge für Figuren an. Er lässt sich durch seine Träume und durch das Leben auf der Straße inspirieren und fertigt nur jene Skulpturen, die er herstellen möchte. So entstand die Figur „Männliche Guanyin" – Guanyin ist der Name eines buddhistischen Bodhisattva, der in der chinesischen Kultur häufig weiblich dargestellt wird – über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren. Der Bodhisattva war dem Künstler im Traum erschienen, beim Modellieren erreichte Zhang Yu aber nie das Bild, das er im Traum gesehen hatte. Aus diesem Grund verwarf und veränderte er die Figur immer wieder, bis sie nach zehn Jahren Arbeit schließlich der Guanyin aus seinem Traum entsprach.

Die Figur „Männliche Guanyin" hat zehn Jahre lang unzählige Veränderungen durchlaufen, bis sie schließlich fertig war.

Obwohl die Fertigkeiten von den älteren an die jüngeren Generationen weitergegeben werden, hat jeder Künstler der Familie Zhang dennoch seinen ganz eigenen Stil in seine Kunstwerke einfließen lassen. Die dargestellten Szenen und Charaktere sind dabei ebenso unterschiedlich, wie die Inspirationen ihrer Künstler. Und selbst wenn die gleiche Gottheit oder berühmte Person mehr als einmal als Figur von dem gleichen Künstler existiert, so ist jede einzelne Version aufgrund der Handarbeit dennoch ein Unikat.

Text: Sabrina Sicking
Bilder: Zhang Yunfan

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