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Fast ohne Actionhelden: Internationales Filmfestival Shanghai
  2015-06-29 14:58:32  CRI

 

 

(Die diesjährige Jury beim Internationalen Filmfestival Shanghai: Andrey Zvzagintsev, Kim Hee-jai, Ron Yerxa, Shi Nan-sun, Philippe Muyl, Cai Shangjun und Hao Lei. )

„The Night Watchman", eine französisch-belgische Koproduktion und im Original „Jamais de la vie", hat beim 18. Internationalen Filmfestival Shanghai den Preis für den Besten Film gewonnen. Mit dem Film „Jamais de la vie", also „Nie im Leben", hat sich die Jury beim diesjährigen Festival für ein Sozialdrama um den Parkplatz-Nachtwächter Frank entschieden. Frank hatte einmal einen guten Job, bis die Fabrik, in der er arbeitete und Führer der Gewerkschaft war, zu machte und er auf der Straße landete. Jetzt muss er sich mit dem Arbeitsamt herumschlagen. Auf seine Selbstzweifel kommen Gegenfragen wie: „Kennen Sie Leben, in denen es jeden Tag einfach ist?" Kennt Frank nicht. Und so verbringt er seine Zeit bis zur Rente auf dem nächtlichen Parkplatz, bis er merkt, dass dort etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, und er den Drang zur Revolte wiederfindet, der seiner Natur inne ist.

Regisseur Pierre Jolivet war nicht in Shanghai, um den Goldenen Pokal für den Besten Film für „The Night Watchman" entgegenzunehmen. Dafür war der belgische Schauspieler Marc Zinga ihn stellvertretend an mit den Worten: „Er ist sehr gerührt, dass seine Geschichte über diesen einsamen Mann auf einem Parkplatz die Menschen so weit von ihrem Schauplatz bewegt. Es ist großartig, dass der Film in so einem tollen Land wie China gezeigt wird. Das ist eine gute Möglichkeit der Kommunikation. Vielen Dank dafür".

Neben dem Besten Film wurden auf dem Festival, wie üblich, auch Preise für unter anderem Beste Regie, Beste Kamera, Bestes Drehbuch und Beste Schauspieler verliehen. Mit über 2000 Bewerberfilmen aus 108 Ländern hat das 18. Internationale Filmfestival in Shanghai seinen Rekord ein weiteres Mal gebrochen. Fast 400 Filme wurden in einer Woche 300.000 Zuschauern gezeigt. Das interessante daran: Keine Hollywood Blockbuster, wie beim Beijinger Filmfestival haben es in den Wettbewerb geschafft. Das kann gleich mehrere Gründe haben: Lange war Shanghai das einzige relevante Filmfestival Chinas. Bis Beijings Festival sich so langsam zum Lieblingskind der chinesischen Filmindustrie herausputzte. Mag sein, dass es die großen deshalb in die Hauptstadt zieht. Als schlecht möchte man das gar nicht werten, entwickelt sich Shanghai mit seinen „New Talent Award" doch ein wenig zum Hafen für unabhängigere Filme junger Filmemacher aus dem In- und Ausland.

Überschattet wurde das diesjährige Ereignis leider von zwei weniger erfreulichen Umständen: Einmal wurde der japanische Anime Film „Attack on Titan" kurzfristig und ohne Erklärung durch die chinesische Zensurbehörde von der Vorführliste gestrichen. Und: Koreanische Festivalgäste wurden kurz vor dem Event schriftlich wieder ausgeladen, als Schutzmaßnahme gegen den MERS-Virus. Beides wirft ein problematisches Licht auf das ansonsten gelungene Festival.

Traditionell gehören zu eben einem gelungenen Filmfestival dann auch noch ein roter Teppich und dazu passende Stars. Jackie Chan, der irgendwie auf jedem chinesischen Großereignis Stammgast ist, und der ehemalige Boxer Mike Tyson gaben sich die Ehre. Ob das nun nötig gewesen wäre, sei dahingestellt. Allein die sehr gute Filmauswahl vor allem aus Asien und Europa dürfte dem diesjährigen Internationalen Filmfestival von Shanghai die nötige Qualität verliehen haben. Ganz ohne Actionhelden.

Text: Emilie Cherlet

Bild: via CRI English

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