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Wang Wei – Ein junger Fotograf mit einer Leidenschaft für alte Züge
  2015-05-22 16:59:39  cri

 

 

Wang Wei wurde in den 90er-Jahren geboren. Er hat acht Jahre seines jungen Lebens damit verbracht, mehr als 200.000 Kilometer durch ganz China zu reisen und Fotos von verschiedenen Zügen zu machen. Die Züge, vor allem Dampflokomotiven, wecken in Wang Wei überwältigende Gefühle von Kindheitsnostalgie.

 

Wang Wei ist möglicherweise der leidenschaftlichste Zug-Enthusiast in China. Er überkam Erfrierungen, ungeregelte Fahrpläne und Monate fern ab von der Heimat, um Gleise und Eisenbahnen zu fotografieren.

Er hat bisher mehr als 300.000 Fotos von Zügen und Bahnlinien in ganz China geschossen.

In Beijing geboren, wuchs Wang in Xizhimen nahe dem jahrhundertealten Beijinger Nordbahnhof auf. Wang sagt, er habe schon 2005 mit 15 Jahren begonnen, Züge zu fotografieren.

"Ich wuchs in der Nähe eines Bahnhofs in Beijing auf und habe eine tiefe Verbindung zu Zügen und Gleisen. Von meinem Fenster sehe ich täglich Züge. Die ersten Fotos, die ich machte, waren von den Zügen am Beijinger Nordbahnhof, der neben meinem Haus ist. Damals waren es überwiegend Dampfloks, nicht Diesel- oder elektrische Lokomotiven."

Chinas Eisenbahnnetz ist mit einer Gesamtlänge von 93.000 Kilometern das drittgrößte der Welt, nach den Vereinigten Staaten und Russland.

Für Wang Wei sind die Bahnlinien aber viel mehr als ein Haufen großer Zahlen.

Wenn er vom Balkon seines Elternhauses schaut, liebt er nichts mehr als jeden Tag die Zugpfeifen zu hören und die leistungsstarken Züge am Bahnhof ankommen und abfahren zu sehen.

"Fotografie ist nur eine Weise, wie ich meine Liebe zu Zügen ausdrücken kann. Ich liebe einfach Triebwägen, die in einem langsameren Tempo gefahren sind und an vielen kleinen Bahnhöfen gehalten haben. Ich bekam meine erste Digitalkamera in der Mittelschule und benutzte sie ständig. Meine Eltern rieten mir oft davon ab, zu viel für dieses Hobby auszugeben, weil sie besorgt waren, dass es meine Noten in der Mittelschule beeinträchtigen würde. Aber später fanden sie es in Ordnung. Mein Vater geht manchmal mit zu den Foto-Shootings."

Wangs frühe Fotos konzentrierten sich auf die Bahnhöfe in Beijing. Später verließ er mit Freunden die Hauptstadt, um Züge an verschiedenen Standorten im ganzen Land zu fotografieren.

Er erinnert sich noch an einen ganz besonderen Moment bei einem Foto-Shooting am Zhuozi-Berg in der autonomen Region Innere Mongolei.

"Ich war an einer großen Kurve der Gleise, wo es mehrere u-förmige Täler zwischen den Bergen gibt. Ich war im Herbst dort und die Blätter waren alle gelb. Es war wunderschön und ich war begeistert! Obwohl ich damals unerfahren war, bedeutete es mir viel und es stärkte meinen Wunsch nach einer Karriere in der Zug-Fotografie."

Der junge Fotograf nimmt sich zwei oder drei Tage, um die Fotoreisen sorgfältig zu planen. Er macht sich immer Gedanken über die passende Hintergrundbeleuchtung zur Fahrtzeit, der Farbe und dem Typ des Zuges. Als er jung war, hat Wang malen gelernt und er glaubt, dass es für die Fotografie von unschätzbarem Wert ist, Licht und Struktur zu verstehen.

In den letzten acht Jahren ist Wang Wei in fast alle chinesischen Provinzen gereist.

Er sagt, meistens führten die Züge durch die Wildnis und einige Orte seien schwer zu erreichen. Er habe schwere Ausrüstung und müsse meist mehrere Stunden warten, um den richtigen Moment zu erwischen.

Dennoch findet er, dass sich die Mühe lohne, solange er das perfekte Foto bekomme.

"Während meiner Reise ins Große Hinggan-Gebirge im Nordosten Chinas im September letzten Jahres bin ich über 186 Kilometer in 15 Tagen gelaufen. Weil ich das Fotografieren aus hohem Winkel liebe, bin ich sehr hoch geklettert, um Fotos zu machen. Einige der Berge sind steil und es gibt gefährliche Tiere wie Schlangen. Ich musste sehr vorsichtig sein. Nachts ist es noch schwieriger zu klettern."

Wang Wei sagt, im Laufe der Jahre habe ihn sein Weg an die Qinghai-Tibet-Bahnlinie, die Linie im Süden von Xinjiang und den China-Abschnitt der Yunnan-Vietnam-Bahnlinie geführt. Er findet es besonders schwierig, einen guten Winkel zu finden und auf die Züge zu warten.

In abgelegenen Gebieten werden die Fahrpläne der alten Züge oft aufgrund von Wetterbedingungen oder anderen Gründen geändert. Es ist daher normal, einen ganzen Tag an einer Stelle zu warten, ohne einen Zug zu sehen.

"Eine Reise dauert in der Regel zehn Tage bis zu einem Monat. Meine längste Reise war 56 Tage. Sie führte mich im Sommer 2011 durch sieben regierungsunmittelbare Städte, Provinzen und autonome Gebiete: Beijing, Gansu, Xinjiang, Qinghai, Shaanxi, Yunnan und Guizhou. Ich fahre mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln, je nachdem, wo ich hingehe. Die Hälfte der Zeit nutze ich Bahn und Auto, die andere Hälfte gehe ich zu Fuß. "

Als freiberuflicher Fotograf ist Wang das halbe Jahr unterwegs. Er hält sein Budget niedrig und gibt rund 100 Yuan pro Tag aus. Wang sagt, den Rest des Jahres mache er Portraits, Fotos von Hochzeiten und Fotos von Konferenzen. So verdiene er Geld, um seine Reisen zu finanzieren.

Sein Durchhaltevermögen der letzten Jahre hat ihm nationale und internationale Anerkennung gebracht. Wang Weis Fotos erschienen unter anderem in „NATIONAL GEOGRAPHIC", eine Ehre für jeden Fotografen.

"Worte können die Schönheit der Züge nicht beschreiben. Für mich sind sie nicht nur Fahrzeuge, die Passagiere oder Fracht transportieren. Sie sehen manchmal süß, manchmal sehr mächtig aus. Ich möchte mit meiner Kamera die besten Züge präsentieren. Obwohl meine Arbeit mir nicht viel Geld bringt, weiß ich, dass ich etwas Sinnvolles mache. Ich kann es mir leisten, mich selbst zu versorgen und das ist genug. Ich verfolge keinen materiellen Reichtum. Es bringt mir große Freude, altmodische Züge zu fotografieren und ich werde es weiter machen."

Wang ist erst am Anfang seiner Karriere als Fotograf, aber er hat sich bereits das Ziel festgelegt, der führende Eisenbahn-Fotonarr des Landes zu werden. Er plant außerdem ein Buch über seine Erlebnisse zu schreiben, das mit seinen Fotos illustriert werden soll. Wang Wei ist entschlossener denn je, die altmodischen Züge und Gleise weiter zu fotografieren, bevor sie für immer verschwinden.

Übersetzt von Li Yan
Gesprochen von Li Yanping

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