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Netzgeschichten: Duang, duang!
  2015-04-27 14:35:26  cri

 

Duang! Eine Parodie auf Jackie Chan hat China ein monströses Onlinemodewort beschert. Seit gut einigen Wochen ist „Duang" in der chinesischen Internetlandschaft allgegenwärtig. Aus der Netzsprache der rund 660 Millionen Internetnutzer in China ist das Wort nicht mehr wegzudenken. Alles fing 2004 mit einer einfachen Shampoowerbung für Bawang an. Darin wirbt Jackie Chan:

„Als ich diese Shampoo-Werbung drehen sollte, war ich eigentlich dagegen. Man kann mich nicht einfach auffordern, das zu drehen, und dann drehe ich es sofort. Zunächst einmal wollte ich das Shampoo ausprobieren. Ich wäre nicht dazu bereit gewesen, nach dem Drehen des Spots Spezialeffekte anzuwenden, und dann das Haar mit einem „Duang" einfach glänzend und weich aussehen zu lassen. Da hätten mich die Zuschauer später bestimmt beschimpft, da ich einfach nicht solches Haar habe und das der Beweis gewesen wäre, dass es gefälscht ist. Später fand ich heraus, dass sie für das Shampoo tatsächlich chinesische Kräuter verwendet haben und benutzte es etwa einen Monat lang. Hat sich wirklich gut angefühlt. (…)"

Mit einem „Duang" also glänzend, weich und voll. Die Werbung zeigte keinen sonderlichen Erfolg und auch das darin verwendete Wort „Duang" verpuffte bald wieder. Doch dann kam der Skandal. Bawang hatte keineswegs chinesische Kräuter im Shampoo verwendet, sondern vielmehr krebserregende Chemie. Zusätzlich erregte Jackie Chan Unmut. Gleich mehrfach. 2009 behauptete er in einem Interview: „Chinesen müssen durch den Staat überwacht werden, sonst werden sie tun, was sie wollen." Für weitere Aufregung sorgte die Aussage: „Die Forderung einiger Festlandchinesen nach uneingeschränkter Freiheit ist unangemessen. Freiheit führt zu Chaos wie in Hongkong oder Taiwan." Und schließlich kritisierte der Star auch noch scharf die Demokratiebewegung von Hongkong. Chans unbesonnene Kommentare brachten die Internetgemeinschaft zum Schäumen. Ein kreativer User veröffentlichte auf Bilibili eine neue Version der Bawang-Werbung und nannte das Ergebnis „Mein Shampoo" – „Wo de xifashui":

„Als ich erfuhr, dass ich diese Shampoo-Werbung drehen sollte, war ich eigentlich dagegen. Ich sagte dem Regisseur, dass ich ablehnen würde, weil ich eigentlich überhaupt keine Haare habe. Der Regisseur erwiderte, nach dem Drehen würden Spezialtechniken angewandt. Dadurch würde das Haar schwarz, glänzend und weich aussehen. Nachdem wir einen Monat lang Spezialtechniken angewandt hatten, war das Haar – Duang Duang – ganz schwarz und dicht. (…)"

Innerhalb kürzester Zeit stand der Clip ganz oben in der Beliebtheitsskala der Streaming-Seiten – und mit ihm der Ausdruck „Duang", der nun die chinesischen Blog-Seiten überschwemmte. Auch tauchten immer wieder neue Versionen des Spots auf, etwa als Hochzeitsvariante, als Dumping-Boyfriend-Version, in einer Baby-Fassung, einem schnellen RMB-Spot und in einer Kätzchen-Variante. Die Liste ist endlos. Doch was bedeutet eigentlich „Duang" und wie wird der Begriff im Internet verwendet? Eine einheitliche Antwort gibt es nicht. Jackie Chan selbst erklärte widerwillig, „Duang" bedeute nichts weiter als „sehr amüsant", „sehr unterhaltsam".

Weitere Verwendungen sind etwa: die Lautmalerei für ein schnipsendes Geräusch; zur Beschreibung hoher Geschwindigkeiten; oder schlicht als Lückenfüller, wenn die richtigen Worte fehlen. Wer sich dem Trend angeschlossen hat, der legt es darauf an, „Duang" so häufig wie möglich in Chats einfließen zu lassen.

Kali Moga770 bloggt auf Weibo: „Ich habe mein Gehalt bekommen. Noch am selben Tag habe ich es – Duang – einfach komplett ausgegeben." AiWei36 schreibt auf Weibo: „Gestern hat meine Mama Mandarinen gekauft. Sie hat mir welche zum Nachtisch gegeben, die waren – Duang Duang – ganz schön hässlich. Habe also abgelehnt. Sie konnte mich aber überreden, sehr süß, sagte sie. Also habe ich – Duang Duang – zu essen angefangen und konnte – Duang Duang – nicht mehr aufhören. Erinnert dies nicht – Duang Duang – an die Geschichte des hässlichen kleinen Entleins?" Lomeou bloggt: „Das war ein schöner Abend. Mit nur einem – Duang – war ich betrunken."

Den Laut „Duang" gibt es in der chinesischen Sprache nicht. In einem herkömmlichen Wörterbuch wird man vergeblich nach ihm suchen. Originelle Netizens fanden jedoch, angesichts seiner Internetkarriere habe der Begriff ein eigenes Schriftzeichen verdient. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Eine Version konnte sich schließlich durchsetzen: Sie vereint die beiden Schriftzeichen für Jackie Chan – Cheng und Long – in einem einzigen Zeichen. Ganz einfach Duang!

Von Miriam Nicholls

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