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„Das ewig junge Nest" – Ein ganz besonderes Museum in Sichuan
  2015-04-03 15:43:16  cri

 

Wenn man mit dem Auto nach Zoigê fährt, zieht ein blauer Bau alle Aufmerksamkeit auf sich. Der architektonische Stil ist eine Mischung aus moderner und traditioneller tibetischer Kunst. Inmitten des scheinbar endlosen Graslandes scheint ein solches Gebäude natürlich besonders mysteriös. Und es lohnt sich das Haus auch von innen zu erkunden, denn dort verbirgt sich ein kleines Museum mit dem interessanten Namen „Bu Lao Wo", auf Deutsch etwa „Das ewig junge Nest". Inhaber des Museums ist ein Ehepaar: Der tibetische Hirte Rangpo und die Taiwaner Architektin Xie Lixiang.

Die Geschichte des blauen Museums begann 2009. Die Designerin aus Taiwan durchlief gerade einen Karriereknick und entschied sich zunächst eine längere Auszeit zu nehmen. Sie setzte sich auf ein Motorrad und reiste von Chinas Osten in Richtung Westen. Nach drei Monaten führte sie ihr Roadtrip in das wunderschöne Zoigê, wo es zu einer schicksalshaften Begegnung kam.

„Ich habe sie auf einem Pferdehof getroffen. Die Straße war schwer zu befahren, deswegen bin ich zu ihr rüber geritten. Dann habe ich ihr ein altes Haus meiner Familie vermietet. Ich hab ihr dann auch noch geholfen, ein Pferd zu kaufen. Wir ritten jeden Tag zusammen durch die Steppe, unterhielten uns und irgendwann war es Liebe."

Es folgte die Heirat und das frische vermählte Ehepaar lebte für kurze Zeit in den beiden Metropolen Shanghai und Shenzhen. Doch Neonröhren und Wolkenkratzer konnten die freiheitsliebenden Herzen der jungen Hirten nicht erobern, im Gegenteil.

„Ich konnte mich gar nicht einleben. Ich bin auf dem Grasland aufgewachsen. Hier ist die Luft besser, die Umwelt besser. In der Stadt leben zu viele Menschen. Es war zu kompliziert für mich. Hier bei uns ist es ruhig. Man fühlt sich lockerer."

Also sind Rangpo und Xie Lixiang zurück nach Zoigê umgezogen. Wie die meisten Tibeter führt das Ehepaar seither ein gemütliches Leben. Eines Tages sind sie auf die Idee gekommen, ein eigenes „Nest" zu bauen. Es sollte nicht nur ein Symbol ihrer Liebe füreinander sein, sondern auch die Essenz der mandschurischen und der tibetischen Kultur repräsentieren.

„Meine Frau ist Architektin. Sie baut gerne Häuser, vor allem künstlerische Häuser. Wir möchten die architektonische Kunst in die tibetische Kultur integrieren und Touristen aus aller Welt zeigen. Das ist unser Traum."

Nach etwa zwei Jahren der Vorbereitung wurde das kleine Museum, ihr „ewig junges Nest" eröffnet. In dem blauen, halbkugelförmigen Bau werden nicht nur Skulpturen, Gemälde und Tonfiguren von Xie Lixiang zur Schau gestellt, sondern auch viele tibetische Gegenstände.

„Neben ihren eigenen Werken werden viele Artikel des alltäglichen Gebrauchs der Tibeter gezeigt. Das schwarze Zelt ist beispielsweise über 6000 Jahre alt. Diese tibetische Robe blickt ebenfalls auf eine Geschichte von mindestens mehreren Hundert Jahren zurück."

Bislang hat das Ehepaar stolze fünf Millionen Yuan in ihr kleines Museum investiert. Aus diesem Grund muss Xie Lixiang ab und zu Projekte in Großstädten annehmen, um das „Bu Lao Wo" weiter finanzieren zu können. Profit sei jedoch nie ihr Ziel gewesen, sagt Rangpo.

„Sie liebt Kunst, ich auch. Darüber sind wir uns einig. Wir haben nie geplant, dass wir eines Tages den Investitionsbetrag wieder hereinholen. Wir wollen damit kein Geld verdienen. Es ist nicht leicht für uns, denn heutzutage interessieren sich nicht viele Menschen dafür. Aber wenn sich in 20 oder 30 wieder mehr Menschen für Kultur und Kunst interessieren, dann haben sich unsere Bemühungen schon gelohnt. Davon bin ich überzeugt."

Das Ehepaar hat noch ehrgeizige Pläne für ihr Nest-Museum. Sie wollen auf jeden Fall eine professionelle Museumsleiterin anstellen, die Touristen über die tibetische Kultur informieren soll. Außerdem werden Besucher bald auch tibetische und taiwanische Snacks direkt im Nest probieren können. Ihre Pläne werden von der lokalen Regierung tatkräftig unterstützt. Zuständige Behörden haben bereits einen Antrag eingereicht, das Museum als Kulturerbe anzuerkennen. Das würde auch das Ehepaar freuen, denn es würde dabei helfen, dass ihr Nest vielleicht tatsächlich für immer seine Schönheit behält. So wie es die beiden in einen Stein vor dem Museum eingraviert haben: „Jeder von uns muss alt werden, wahre Schönheit jedoch nicht."

Übersetzt von: Zhu Liwen
Gesprochen von: Liu Xinyue und Yin Fan

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