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„Der Duft der Literatur" – China fördert das Lesen
  2015-03-30 14:49:25  cri

 


Der Genuss von Literatur könnte als private Angelegenheit aufgefasst werden. Doch wie ist der Tendenz zu begegnen, dass in China flächendeckend immer weniger Menschen ein Buch aufschlagen? Diesem Problem der Gesellschaftsentwicklung kann nur auf Regierungsebene durchgreifend begegnet werden, wo man besorgt festgestellt hat, dass China im Vergleich zu anderen Nationen im Bücherlesen noch weiter zurückgefallen ist. Huang Xihua, Delegierter des Nationalen Chinesischen Volkkongresses, erklärt, der kulturelle Bildungsstand der chinesischen Bevölkerung müsse mit der wirtschaftlichen Entwicklung Schritt halten.

„Der Nutzen, der der Gesellschaft durch das Lesen entsteht, kann nicht mit Geld aufgewogen werden. Das Lesen ist für die Qualität der Bildung einer ganzen Nation und für alle kommenden Generationen von höchster Bedeutung."

Gegenwärtig kommt auf 260.000 Menschen in China nur eine einzige Bibliothek. Traditionelle Buchläden müssen hart um ihre Existenz kämpfen. Untersuchungen zufolge lesen Chinesen immer seltener in ihrer Freizeit. Schüler und Studenten schlagen fast ausschließlich Schul- und Fachbücher auf, und das mit dem klaren Ziel, bessere Noten zu schreiben. Die Gruppe von Menschen, die noch in ihrer Freizeit liest, pflegt dies inzwischen meist über das Internet oder das Mobiltelefon zu tun. Wang Yafei, Präsident der Verlagsgruppe Anhui, ist der Ansicht, dass dadurch das Gelesene nur zerstückelt oder oberflächlich erfasst wird.

„Möchte man mit ganzer Aufmerksamkeit lesen, so funktioniert das nicht über das Mobiltelefon. Man wird ständig abgelenkt durch Kurznachrichten und Chats, die auf dem Display erscheinen. Zwar wird der Leser durch elektronische Medien leichter motiviert, ein Buch digital zu erwerben, aber ein wahrhaftes Lernen und wissenschaftliches Forschen kann nur durch das Lesen auf gedrucktem Papier stattfinden."

Die Veränderungen der Lesegewohnheiten sind im Zeitalter der Smartphones nicht zu übersehen. Aus Zeit- und Kostengründen bevorzugen inzwischen viele chinesische Konsumenten, im Internet Bücher zu erwerben. Das stellt für die herkömmlichen Läden ein massives Problem dar. Wang Yafei empfiehlt diesen Geschäften eine Umgestaltung, etwa durch die Einrichtung eines Cafés oder durch die Ergänzung des Sortiments durch Schreibwaren. Nur durch innovative Strategien könnte eine größere Kundengruppe angesprochen werden.

Dem stimmt Huang Xihua zu. Zudem müssten die Bemühungen der traditionellen Buchläden durch die Regierung gefördert werden.

„Buchläden sollten auch durch Behörden gefördert werden. Unter den Kunden gibt es viele, die gerne zunächst einmal im Buchladen ein Buch aufschlagen, ohne dieses sofort zu kaufen. Buchläden, die Sitzgelegenheiten zum Lesen anbieten, sollten von der Regierung gefördert werden. Das könnte sowohl für das weitere Bestehen der Bücherläden hilfreich sein und wäre zudem auch der Bildung der Menschen zuträglich."

In ländlichen Gegenden ist das Problem des mangelhaften Literaturkonsums ein noch größeres. Verlagsunternehmer Wang Yafeis Idee besteht darin, speziell für Bauern „Bücherhäuser" zu errichten. Auch den Wanderarbeitern und deren Kindern sollten in Städten Bücher kostenfrei zugängig gemacht werden. Dies läge in der Verantwortung der Verlage. Ziel sei es, die Lust am Lesen neu zu wecken. Auch im Rahmen der Familie müsse alles dafür getan werden, damit die Gesellschaft wieder „nach Büchern dufte".

„Verfügt ein Haushalt über ein gefülltes Bücherregal, dann ist die Motivation hoch, viel zu lesen. Die Familienmitglieder werden dann vermutlich eher nach einem Buch greifen als nach dem Kartenspiel. Man wird gerne ein paar Stunden mit den gedruckten Worten verbringen, anstelle mit den Freunden Karaoke zu singen. Lesen ist eine wundervolle Tätigkeit, mit der man sich entspannen kann. Wir möchten, dass Literatur wieder tiefer in die Gedankenwelt der Menschen eindringt."

Text von: Qiu Jing und Miriam Nicholls

Gesprochen von: Qiu Jing

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