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China verabschiedet Gesetz für freiwillige Organspende
  2015-03-30 09:20:23  cri

 

Die erste Organtransplantation auf dem Festland Chinas wurde im Jahr 1972 im Zhongshan-Krankenhaus in Guangzhou vorgenommen. Heute ist das Krankenhaus eines der größten Zentren für Organtransplantationen im Land. Laut Statistiken sind jedes Jahr über 300.000 Chinesen auf ein Spenderorgan angewiesen. Doch können durchschnittlich nur 10.000 Transplantationen durchgeführt werden.

Die Organentnahme von hingerichteten Verurteilten geht auf eine Bestimmung zurück, die 1984 in Kraft trat. Allerdings hat sich das Land zu dieser viel kritisierte Praxis erst 2005 öffentlich bekannt. Herr Li ist in der Medizinbranche erwerbstätig, viele Ärzte zählen zu seinen Freunden. Diese hätten berichtet, dass die Entnahme von Organen von Hingerichteten stets eine große Herausforderung gewesen sei.

„Ich kenne einen Chirurgen, der in den 1990er Jahren als Stationsarzt Organe von Hingerichteten entnehmen musste. Er war emotional mit der Aufgabe überfordert und musste in der Folgezeit dieses Trauma immer wieder aufarbeiten. Damals kamen die Organe fast ausschließlich von hingerichteten Gefangenen. Spenden von Verwandten machten nur einen kleinen Bruchteil aus. Die Ärzte waren dieser Situation selbst ausgeliefert."

Wenngleich die Mediziner größtenteils nur Ausführende, hingegen keine Entscheidungsträger und somit einer staatlichen Verordnung unterlegen waren, wurde ihr Ruf auf internationaler Ebene durch die Organentnahme bei Gefangenen geschädigt. Herr Li führt weiter aus:

„Anfangs wurden in China vor allem Nieren transplantiert, später kamen Lebern hinzu. Die Redaktionen internationaler Fachmagazine der Medizinbranche lehnten grundsätzlich aus China stammende Beiträge ab, in denen die Organtransplantation thematisiert wurde. Hauptursache hierfür war, dass die meisten Autoren den unfreiwilligen Spender des Organs nicht benennen konnten."

Bis 2010 gab es in China keine Vorschriften zur Organspende auf freiwilliger Basis. Huang Jiefu, ehemaliger Vizegesundheitsminister und amtierender Leiter des chinesischen Organtransplantationssystems (OPO), hat sich jahrelang mit seinen Kollegen für eine Reform des Gesetzes eingesetzt. Im Jahr 2010 wurde die freiwillige Organspende als Pilotprojekt gestartet. Um die gespendeten Organe gerecht und effizient verteilen zu können, wurde kurz darauf ein Organverteilungsverfahren etabliert. Zwei Jahre später folgte eine Zusatzauflage, mit der festgelegt wurde, dass Organe ausschließlich über dieses offizielle System verteilt werden dürften. Damit war eine entscheidende Voraussetzung für ein Verbot der Organentnahme nach der Hinrichtung geschaffen, so Huang Jiefu.

Ein großes Problem besteht nach wie vor: Das Verständnis für die freiwillige Organspende nach dem Tod in der Öffentlichkeit. Statistiken zufolge liegt die Spenderquote in China bei lediglich 0,6 Bereitwilligen pro eine Million Einwohner. Selbst Medizinstudenten seien selten bereit, eigene Organe nach dem Tod zu spenden, so Herr Li.

Immerhin ist die Tendenz steigend: Seit der Einführung der freiwilligen Organspende bis Ende 2014 haben knapp 3.000 Menschen ihre Organe gespendet. Unter ihnen befindet sich ein Ehepaar, das sich für die Organspende ihres jung verstorbenen Sohnes Xiaoyu entschied. Tang Yue´e, Mitarbeiterin des Organtransplantationssystems, begleitete das Ehepaar:

„Der Vater hat die Idee vorgebracht, dann hat auch die Mutter des verstorbenen Neugeborenen zugestimmt. Sie waren der Ansicht, dass ihr Sohn zu kurz auf der Welt gewesen sei. Ihr Kind solle daher etwas hinterlassen, das den Menschen weiterhelfe."

Immer mehr Chinesen sind wie die Eltern von Xiaoyu dazu bereit, Organe freiwillig zu spenden. Ex-Gesundheitsminister Huang Jiefu ist daher optimistisch, dass in Zukunft immer mehr Organe zur Verfügung stehen werden. Voraussetzung bleibe allerdings die strenge Einhaltung des Organverteilungsverfahrens.

„Meine Organisation OPO arbeitet mit dem Roten Kreuz zusammen und ist die einzige legitime Organisation, die Organe erwerben und verteilen darf. Alle Organe sind einem strengem Auswahlverfahren unterworfen. Bei Verstößen gegen das Verfahren werden die Ärzte suspendiert und das Krankenhaus geschlossen. Die Krankenhausleiter werden zur Rechenschaft gezogen. Es besteht also ein strenges Verantwortlichkeitssystem, das Fehltritte nahezu ausschließt."

Huang Jiefu hofft, dass die chinesische Medizin durch die neuen Regelungen zur Organtransplantation in naher Zukunft auch im Ausland vollumfänglich respektiert werden wird. Ziel sei, dass das chinesische Organtransplantationssystem eines Tages aufgrund seiner Gerechtigkeit und Transparenz von der Welt gelobt werde.

„Wir müssen unsere Arbeit in Zukunft weiter verbessern, auch wenn der Weg steinern sein sollte. Unser Organtransplantationssystem muss transparent bleiben und ausschließlich dem Wohl des Menschen dienen."

Text und Sprecher: Li Zheng

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