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Bildung in Ganzi: Sprungbrett für ein besseres Leben
  2015-03-26 10:05:45  cri

 

Die Tage, als tibetische Eltern in Kangding ihre Kinder dazu anhielten, anstelle eines Schulbesuches im eigenen Haushalt mitzuarbeiten, sind vorbei. Viele Eltern sind sich inzwischen bewusst, dass eine schulische Erziehung ihren Kindern zu einem besseren Leben verhelfen kann. Viele regionale Bildungseinrichtungen haben sich aktiv an diesem Gesinnungswandel beteiligt. Tu Deng, Präsident der Internatsschule in Kangding, kommentiert die neue Haltung der Eltern auf folgende Weise: "Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als wir Kinder zum Schulbesuch zwingen mussten. Diese Dinge haben sich geändert. Heute sind Eltern sogar der Ansicht, dass das Angebot der hiesigen Schulen ihren hohen Anforderungen nicht gerecht wird. Entsprechend sind die Schulen in Kangding um Erweiterungen bemüht. Die Bereitschaft der Eltern, ihren Kindern eine gute Schulbildung zu ermöglichen, wird immer größer."

Ti Deng gibt überdies Einblicke in seine eigene Geschichte. Als Einheimischer von Kangding konnte auch er eine Internatsschule besuchen. Durch den Genuss umfassender Bildung war er in der Lage, die Lebensbedingungen für sich selbst und für seine Familie zu verbessern.

"Wenngleich meine Eltern einfache Hirten sind, konnten sie meinem Bruder und mir den Schulbesuch ermöglichen. Viele Verwandte und Freunde sind heute über unsere guten Leistungen und unseren Lebensstil erstaunt. Ausschließlich Kinder, die einen Schulbesuch wahrnehmen konnten, erhalten solche Chancen. Das Bewusstsein hierfür muss unter der Bevölkerung noch weiter wachsen. Denn die Zeiten, in denen der Bürger ein Studium für nutzlos hielt, sind noch nicht lange vorbei. Immer deutlich zeigt sich, dass Erziehung unbezahlbar ist."

Xia Xinghua arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Lehrer in einer Schule in Xinduqiao. Er erzählt, wie sein Lieblingsschüler Suolang Ciren bisher von der neuen Erziehungsangeboten profitieren konnte.

"Suolang Ciren aus einer der unzähligen Ein-Kind-Familien hat hier die Grund- und Mittelschule besucht. Er wurde schließlich von der Zentralen Universität für Nationalitäten in Beijing aufgenommen. Nach seinem Uni-Abschluss kehrte er nach Xinduqiao zurück und arbeitete seitdem hier in der Stadt. Zwar waren seine Leistungen in der Mittelschule nur durchschnittlich, aufgrund seiner hohen Arbeitsmoral und seiner eigenen Zuversicht waren viele Lehrer jedoch bereit dazu, ihn umfassend zu fördern. So konnte er hervorragende Ergebnisse erzielen und wurde 2009 an der Universität aufgenommen. Nach seinem Bachelorabschluss hätte ihm der Weg zu einem anknüpfenden Masterstudiengang offen gestanden. Er entschied sich jedoch für die Rückkehr in seine Heimat, um dort einen guten Job zu finden und seinen betagten Vater zu unterstützen."

Unabhängig von familiären Hintergründen, ob der Schulbesuch auf Eigeninitiative erfolgte oder erzwungen war, konnten die meisten Vertreter der Abschlussjahrgänge seit dem Jahr 2000 von Hochschulen aufgenommen werden. Mit einem guten Abschluss in der Tasche ließen sich viele von ihnen in größeren Städten nieder oder kehrten wieder nach Ganzi zurück, um dort einer guten Arbeit nachzugehen.

Diese beeindruckenden Erfolge der Absolventen aus Xinduqiao haben die Aufmerksamkeit vieler Bürger erregt. Eltern erkennen zunehmend, dass eine gute Erziehung im Sinne einer Brücke verstanden werden kann, mit deren Hilfe Kindern ein besseres Leben gewährleistet wird. Folglich sind in der jüngeren Vergangenheit die Anmeldungsraten für Schulen in Xinduqiao rasant angestiegen.

Lassen Sie uns nun die dortigen Lehrmethoden und einige Einzelschicksale betrachten. Grundsätzlich wird der Unterricht in Xinduqiao auf sowohl Tibetisch als auch Hochchinesisch durchgeführt. Entsprechend des individuellen Sprachniveaus können die Schüler ab einem bestimmten Zeitpunkt wählen, in welcher der beiden Sprache sie Kurse in den Fächern der Geistes- und Naturwissenschaften, etwa in Mathematik oder Geschichte, besuchen möchten. Ein begleitender Sprachkurs ist jedoch stets obligatorisch, und zwar je nach Hintergrund für die chinesische Hochsprache oder die tibetische Sprache.

Eine der schönen Stimmen aus dem eben gehörten Kangding-Liebeslied gehört Ze Ba. Sie entstammt einer Bauernfamilie und erhielt dann vor drei Jahren die Möglichkeit zum Besuch der High School. Sie und ihre Mitschüler führen heute noch ein Leben, das sich stark von dem gleichaltrigen Mädchen in den großen Städten unterscheidet. Ze Ba berichtet über ihren Alltag.

"Am Wochenende wasche ich normalerweise meine Kleider für die Woche. Oder manchmal gehe ich nach Hause, das ist nicht weit weg. So kann ich im Haushalt und auf dem Feld mitarbeiten."

Ihre Erfahrungen in der Schule haben Ze Ba reifer und zukunftsorientierter gemacht.

"Ich möchte an der Südwest Universität für Nationalitäten in Chengdu oder an der Zentralen Universität für Nationalitäten studieren. Als Uni-Absolventin will ich dann unbedingt in meine Heimatstadt zurückkehren und dort zum Beispiel als Lehrerin arbeiten. Meine Mutter bestreitet ihr Leben alleine als Bäuerin, und das, obwohl ihr gesundheitlicher Zustand nicht gut ist. Da mein älterer Bruder weit weg im Kreis Seda arbeitet, ist meine Mutter auf mich für Hilfe angewiesen. Also habe ich mich entschlossen, mit ihr nach meinem Hochschulabschluss zusammen zu leben."

Trotz der schwierigen familiären Lage ist Ze Ba fest entschlossen, ihr Studium fortzusetzen und alle sich bietenden Chancen wahrzunehmen.

"Mir ist klar geworden, dass eine gute Erziehung alles verändern kann, selbst unser Schicksal. Im Vergleich zu den älteren Generationen, die nicht die Gelegenheit zum Schulbesuch hatten, konnte unsere Generation – also auch mein Bruder und ich – von ganz neuen Möglichkeiten profitieren."

Diese Entwicklungen in Ganzi stehen ganz im Zeichen der jungen Friedensnobelpreisträgerin von 2014: Die 17-jährige pakistanische Erziehungsaktivistin Malala Yousafzai setzt sich trotz der Verfolgung durch islamischen Taliban-Kämfper vehement für die Bildung von Mädchen und Frauen in ihrer Heimat ein. Die Worte aus ihrer Rede "Ein Kind, ein Lehrer, ein Buch und ein Stift können die Welt verändern" sollte auch den Kindern von Kangding Mut machen.

Übersetzt von Li Yan

Gesprochen von Xu Qi

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