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Tibetische Heilpraktiken weltweit schwer im Kommen
  2015-03-19 08:57:01  cri

 

Die Besonderheit der tibetischen Medizin liegt darin, dass nahezu alles als Arzneimittel genutzt werden kann. Blei, Kupfer, Erz sowie Eisen und sogar das hochgiftige Quecksilber. Dieser Unterschied zur modernen Medizin führt zu vielen Missverständnissen bei denen, die die tibetische Medizin gar nicht oder nur oberflächlich kennen. Lan Kejia, Spezialist für Erkrankungen der Leber und Gallenblase vom tibetischen Krankenhaus in der Provinz Qinghai, über seine eigenen Erfahrungen im Ausland:

„Manche Ausländer haben Vorurteile gegenüber der tibetischen Medizin, zum Beispiel, weil viele der Arzneimittel aus Mineralen hergestellt werden. Ich erkläre dann immer, dass diese Minerale ja nicht direkt eingenommen werden. Sie werden durch spezielle Fertigungstechniken wie das Trocknen, Waschen, Kochen usw. in einnehmbare Stoffe umgewandelt. So entsteht eine Medizin, die unser Körper braucht und die wir ihm zuführen können."

Doch nicht nur was die Arzneimittel angeht, wird die tibetische Medizin gerne in Frage gestellt. Manche der traditionellen Behandlungen werden im Westen nicht als medizinisch sinnvoll angesehen. So hegen vor allem Mediziner in den USA große Vorurteile gegenüber dem Aderlass. Tatsächlich ist der Aderlass in der tibetischen Medizinlehre aber ein kompliziertes Verfahren. Zunächst muss der Patient drei Tage lang eine Kräuterteemischung trinken, wodurch das kranke vom gesunden Blut getrennt wird. Erst dann wird das kranke Blut durch einen Aderlass aus dem Körperkreislauf genommen.

Trotz aller Zweifel interessieren sich immer mehr ausländische Patienten und auch Mediziner für die tibetischen Heilpraktiken. Das liegt an vielen wundersamen, aber erfolgreichen Heilungsverläufen. Das Kräuterbad des Krankenhauses der tibetischen Medizin in Qinghai ist eine besondere Heilmethode, die bereits viele ausländische Patienten gewählt haben. So konnte zum Beispiel ein Mann aus Korea seine Rheumabeschwerden nach 15-tägiger Behandlung deutlich lindern. Angaben der Krankenhausleitung zufolge ist die Kräuterbadbehandlung in 80 bis 90 Prozent der Fälle erfolgreich.

Die Schulmedizin und die tibetische Medizin sind im Grunde zwei parallele Linien einer langjährigen Entwicklung, die sich immer wieder gekreuzt haben. Nach Ansicht der Mediziner in Tibet müssten je nach Diagnose Heilverfahren aus beiden Strängen genutzt werden, ansonsten könne es zu negativen Effekten für den Patienten kommen. Die tibetische Medizin müsse die Stärken der westlichen Medizin nutzen und umgekehrt könne die moderne Medizin von den Erfahrungen der tibetischen Medizin lernen. Dazu nochmals Mediziner Lan Kejia:

„Die moderne Medizin ist ein zweischneidiges Schwert und hat auch gewisse Unzulänglichkeiten. Das wird zunehmend erkannt und die traditionelle Medizin gewinnt an Akzeptanz. In den USA werden nun immer mehr alternative Therapien durchgeführt, vor allem dann, wenn die westlichen Methoden scheitern. Zahlreiche ausländischen Experten haben die tibetischen und traditionellen chinesische Medikamente für sich entdeckt."

Seit dem siebten Jahrhundert hatte die tibetische Medizin in Tibet und auch in den Nachbarländern wie Nepal und Bhutan sowie Indien einen großen Einfluss. Im 18. Jahrhundert drang sie dann auch in Europa ein und hat zur medizinischen Forschung weltweit beigetragen. Aber wie kann man die tibetische Medizin im 21. Jahrhundert international fördern? Das ist die Frage, die sich der Vorsitzende des Forschungsinstituts für tibetische Medizin in Qinghai, Duo Jie, tagtäglich stellt.

„Die Welt schenkt der tibetischen Medizin immer mehr Aufmerksamkeit. Viele Forschungsinstitute an Universitäten im Ausland sind errichtet worden. Auf internationaler Ebene müssen wir aber die Digitalisierung von Materialien zur tibetischen Medizin und die Übersetzung von Lehrbüchern verstärken. Nur so kann die wachsende Nachfrage nach Lehrwerken über die tibetische Medizin befriedigt werden."

Als prominenter Vertreter der tibetischen Kultur ist die traditionelle Medizin schon zu einer Marke der tibetischen Nationalität geworden. Ihre Entwicklung hat nicht nur zum Schutz der tibetischen Kultur beigetragen, sondern auch unzählige Patienten auf der Welt von ihren Leiden befreit. Sie hat aber noch einen langen Weg vor sich, um mehr Menschen an ihrer „magischen" Heilkraft teilhaben zu lassen.

Übersetzt von: Yu Yue
Gesprochen von: Kong Jie

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