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Upcycling in der Modeindustrie – Wider der Wegwerf-Generation
  2015-03-03 15:04:05  cri
EcoChic Design Award 2014/2015

Wie lange hält eine Jacke, ein T-Shirt, eine Hose? Wie lange liegen solche und andere Kleidungsstücke in unseren Schränken? Nicht lange genug.

Ein Oberteil für 5 Euro, eine Jeans kostet 12 Euro und ein Unterwäsche-Set 4 Euro, also BH und Höschen: Seit 2012 verkauft der irische Textil-Discounter Primark auch in Deutschland. Wer dachte, bei H&M oder C&A günstig einzukaufen, wurde eines Besseren belehrt, oder vielmehr eines Schlechteren. Primark verspricht moderne Klamotten zum Niedrigpreis. Kaufen, anziehen, wegwerfen. Extrem-Billig-Mode, die früher vornehmlich von Discount-Ketten wie KiK angeboten wurde, hat den Einzug in die Wahrnehmung einer Käuferschaft begonnen, die sich durchaus nachhaltigere Teile leisten könnte, ungern aber auf den Konsum verzichtet.

Doch die Welt der Mode verändert sich. Und das muss sie auch, denn Textilmüll, produziert von Herstellern und Verbrauchern gleichermaßen, ist zu einem ökologischen und einem ökonomischen Problem geworden. Von den verheerenden Produktionsbedingungen ganz zu schweigen. In Deutschland wird der jährliche Textilabfall auf 1,5 Millionen Tonnen geschätzt.

Verantwortlich für den Preis eines Kleidungsstückes, sowohl für die Umwelt als auch auf dem Markt, sind zu einem großen Teil die Designer. Die Kreativen entscheiden also, in welche Richtung sich die Modeindustrie zukünftig bewegen wird.

So schön kann Textilmüll aussehen.

Cutting Waste out of Fashion: Mit dem EcoChic Design Award werden seit 2011 junge Modeschöpfer und Studenten dazu ermutigt, nachhaltig zu denken. Sie sollen Mainstream-Kleidung schaffen mit einem Minimum von Textilabfall. Upcycling, also alte, benutzte Materialien zu etwas Neuem, Modernen kombinieren, steht bei dieser Veranstaltung im Vordergrund. Initiator ist die Nichtregierungsorganisation Redress mit Sitz in Hongkong, die Nachhaltigkeit in der Modeindustrie promotet.

Jeder neunmonatige Wettbewerbszyklus steht für außergewöhnliche Konzepte, Cutting Edge Designs und eine erstklassige Bewertung. Gipfel dieses Kreativprozesses ist die jedes Jahr im Januar abgehaltene Grand Final Fashion Show im Rahmen der HKTDC Hongkong Fashion Week.

In diesem Jahr durfte sich Kévin Germanier aus Großbritannien über den ersten Preis freuen (Foto links). Der Student am Central Saint Martins College of Art and Design in London darf nun für das chinesische Label Shanghai Tang eine Gast-Kollektion entwerfen. Schweizer Armeejacken und Polyethylentaschen bildeten die Grundmaterialien für seine EcoChic-Kollektion. Auch eine Chinesin schaffte es unter die zehn Finalisten. Qi Xiaoting hat nach einem Ausflug in die Werbeindustrie gerade ihren Abschluss an der Kunsthochschule ESMOD in Beijing geschafft. Ihre EcoChic-Linie ist inspiriert von traditionellen chinesischen Schnitten wie dem Qipao (Foto rechts). Sie sagt, sie habe schon immer mit Kleiderresten experimentiert, was letztlich auch Motivation für den Gang an eine Modeschule gewesen sei. Seit Qi, die sich auch Aya nennt, bewusst geworden ist, welchen negativen Einfluss die Modeindustrie ausübt, interessiert sich sie besonders für nachhaltiges Design.

Kreativ neu zusammengesetzter Textilmüll bei den EcoChic Design Awards

In den kommenden Wochen und Monaten sind Einzelstücke der Finalisten in ihren Heimatländern zu sehen. Im April können sich Jungdesigner aus Europa und Asien mit höchstens drei Jahren Arbeitserfahrung wie Kévin Germanier oder Qi Xiaoting dann wieder für den nächsten Zyklus bewerben.

Für mehr Informationen besuchen Sie:

www.ecochicdesignaward.com und www.redress.com.hk

von Marie Müller-Diesing

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