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Badaguan: Malerische Weltarchitektur in Qingdao
  2015-02-11 14:47:06  cri

 

 

Badaguan – auf Deutsch „Acht große Bergpässe" – ist ein historisches Villenviertel in der Hafenstadt Qingdao in der ostchinesischen Provinz Shandong. Aufgrund seiner Kolonialgeschichte ist die Gegend stark von europäischer Architektur geprägt – sehr zur Freude von Touristen aus aller Welt, die heute noch die gut erhaltenen Bauwerke bewundern können. Gemeinsam mit Ihnen, liebe Freunde, möchten wir nun durch die Straßen des malerischen Villenviertels wandern.

Das Villenviertel Badaguan umfasst ein Gebiet von 180 Hektar im Osten Qingdaos. Die hier verlaufenden Straßen wurden weitläufig nach antiken Militärfestungen benannt. Zwischen 1897 und 1914, als Qingdao als Hauptstadt des „Schutzgebiets Kiautschou" zum Deutschen Reich zählte, prägten die in Badaguan siedelnden deutschen Reichsbürger die dortigen architektonischen Strukturen maßgeblich. Zu den bekanntesten Gebäuden zählen die Brauerei, ein Bahnhof, eine protestantische Kirche sowie die Gouverneursresidenz. Entlang der Straßen befinden sich heute noch über 320 gut erhaltene Häuser in verschiedenen europäischen Baustilen, so dass Badaguan als beliebtes Ausflugsziel internationaler Besucher gilt. Auch für Hochzeitsfotos bietet der Ort eine perfekte Kulisse.

In den 1930er Jahren durchlebte Qingdao eine wirtschaftliche Hochphase. Zahlreiche ausländische Geschäftsleute und Diplomaten sowie bekannte Persönlichkeiten und Neureiche Chinas ließen in der Hafenstadt eigene Villen errichten. Ein repräsentatives Wohnhaus in Badaguan galt schon damals als Zeichen einer hohen gesellschaftlichen Stellung. Entgegen der weitläufigen Auffassung, die Bauwerke gingen ausschließlich auf ausländische Architekten zurück, waren die meisten Häuser Gemeinschaftsprojekte von ausländischen und chinesischen Ingenieuren. Allerdings hatten viele der chinesischen Konstrukteure zuvor ein Studium im Ausland genossen.

Um das attraktives Gesamtbild der Stadt Qingdao zu bewahren, legte die damalige Stadtregierung strenge Bauvorschriften für Badaguan fest, in denen die zulässigen Bauformen und Baudichten genau definiert waren. Drei Stockwerke galten als Richtlinie für die Bauhöhe. Überdies sollen die Baustile trotz unterschiedlicher Ausprägungen miteinander harmonieren.

Eine bedeutsame Ausnahme, die auf diese Periode zurückgeht, ist die fünfstöckige Villa Huashi aus dem Jahr 1932. Auf einem ausladenden Felsvorsprung aus Marmor errichtet wurden hier Details der antiken griechischen und der gotischen Architektur miteinander verbunden, was etwa an dem prägnant aufragenden Turmelement mit der imposanten Steinfassade deutlich zum Ausdruck kommt. Aufgrund des hier verwendeten mehrfarbigen Marmors wird das Gebäude von Einheimischen auch „Buntes Steinhaus" genannt.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Villa Gongzhu – die „Prinzessinnen-Residenz". Diese geht auf die Initiative eines dänischen Prinzen zurück, der 1932 Qingdao besuchte. Verzückt über die Schönheit des Ortes ließ er als Gastgeschenk eine Villa in Anlehnung an die Märchenwelt von Hans Christian Andersen entwerfen. Bedauernswerter Weise kam die Namensgeberin für das Gebäude – die dänische Prinzessin – selbst nicht nach Qingdao. Dennoch dient die Villa Gongzhu heute als Gedenkstätte für sowohl den Prinzen als auch die Prinzessin von Dänemark.

Nach der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 wurden viele Villen in Badaguan verstaatlicht. Von nun an diente das Gebiet vornehmlich als Kurort für chinesische und ausländische Spitzenpolitiker, Wissenschaftler, Künstler und Literaten. Eine beliebte Bleibe für namhafte Vertreter der chinesischen Republikzeit, etwa den einflussreichen Spitzenpolitiker Chiang Kai-shek und den bekannten Geschäftsmann T. V. Soong, war die einstige Villa der Privatbank Yijuhe. Mit Gründung der Volksrepublik wandelte man das Gebäude in einen Kindergarten um. Dies kommentierte Zhao, der Sohn des Architekten, folgendermaßen:

„Ab 1950 diente die Villa als ein der Nordsee-Flotte zugehöriger Kindergarten. Unverändert hat man die Architektur des Gebäudes in den vergangenen 70 Jahren aufrechterhalten. Jedes Mal, wenn ich vorbeischaue, bin ich sehr ergriffen. Schließlich wurde mit dem Projekt Kindern ein großartiges Geschenk gemacht, was meinem Vater ganz besonders am Herzen gelegen hätte."

Wie die bewegende Entwicklung der Bankenvilla beherbergt Badaguan noch viele weitere faszinierende Anekdoten, mit denen die Besucher tief in die Geschichte des Ortes eintauchen können.

Übersetzt von Li Yan
Gesprochen von Lu Shan

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