Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Aus Nächstenliebe – Rentnerin Zhao baut ein Altenheim auf
  2015-01-21 11:11:10  cri

 

 

Zhao Aiqun ist eine stinknormale Rentnerin könnte man meinen – doch weit gefehlt. Die rüstige Dame hat nahezu im Alleingang ein Altersheim in der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao aufgebaut. Sie trotzt allen Schwierigkeiten, denn die Bewohner sind ihr ans Herz gewachsen. Heute statten wir Frau Zhao und ihrem Altenheim einen Besuch ab...

Das Altersheim „Aiqun" befindet im Westen der chinesischen Küstenstadt Qingdao. In der Jininglu-Straße 33 wohnen insgesamt zehn Senioren. Direktorin Zhao Aiqun, unverkennbar auch Namensgeberin des Heims, begrüßt morgens alle Bewohner einzeln auf ganz spezielle Art und Weise.

„Wir umarmen uns oder halten die Hände. Es gibt einen alten Mann bei uns, dessen Frau in diesem Jahr gestorben ist. Er ist ganz ruhig und redet nicht viel. Als er hier eingezogen ist, habe ich ihn in den Arm genommen. Er war sehr gerührt, weil er das von seinen Kindern so nicht gewöhnt war. Seitdem umarmen wir uns jeden Tag, wir sagen dabei nichts, sondern umarmen uns nur, das ist einfach Nächstenliebe."

Der älteste Bewohner des Aiqun-Seniorenheims ist 96 Jahre und der jüngste auch schon über achtzig. Die meisten der Senioren können nicht mehr selbst für sich sorgen und bedürfen der Hilfe eines Altenpflegers. Einer davon ist Herr Liu. Als Altenheimleiterin Zhao ihn an seinem Bett besucht, führen die beiden einen kurzen Plausch, auch wenn es Herrn Liu schwer fällt, deutlich zu sprechen.

„Er sagt, dieses Altersheim sei das Beste in Qingdao. So viel kann ich verstehen. Vielen Dank für das Kompliment, Opa Liu! Wir unterhalten und regelmäßig mit den Senioren. Liu ist erst vier Tage hier und wir sind schon sehr vertraut."

Die Idee, ein eigenes Altersheim zu führen, hatte Zhao Aiqun schon länger. Aber erst nachdem sie 2013 in den Ruhestand getreten war, ist ihr Traum dank der Unterstützung ihrer Familienangehörigen wahr geworden. Allein die Renovierung des dreistöckigen Gebäudes mit mehr als 100 Zimmern hat eine Million Yuan RMB, umgerechnet mehr als 130.000 Euro, gekostet.

Heute leben in Qingdao 1,4 Millionen Senioren, mindestens 80.000 davon können nicht für sich selbst sorgen. Die rund 150 Altersheime der Stadt können die Nachfrage bei weitem nicht decken. Zhao Aiquns größtes Problem ist, qualifizierte Alterspfleger zu finden. Da die Arbeit sehr hart ist, wollen viele junge Leute diesen Ausbildungsweg nicht wählen. Daher pflegt die Altenheimleiterin die Bewohner teilweise auch selbst.

„Alle Altenheime in Qingdao tun sich schwer damit, Pflegekräfte zu finden. Es gibt zu wenige Leute, die als Alterspfleger arbeiten wollen. Manche probieren es vielleicht vier Stunden, und kündigen dann."

Zurzeit fallen pro Monat Kosten von rund 40.000 RMB (5500 €) an. Leiterin Zhao rechnet mit einem Verlust im kommenden Jahr, langfristig werde sich das Altersheim aber rentieren, ist sie sich sicher. Um die Einnahmen zu erhöhen, will sie die interne Kantine allen Senioren des Wohnviertels zugänglich machen. Für 700 Yuan RMB (100€) pro Monat können sie dann jeden Tag hier ihre Mahlzeiten zu sich nehmen.

„Das Essen der Senioren ist schon ein großes Problem für viele junge Leute. Wir wollen damit etwas Gutes für die Gemeinde tun. Die alten Leute, die in unserer Kantine essen, bezahlen ein bisschen mehr als die Senioren des Altenheims, aber sicher weniger als andernorts. "

Doch Leiterin Zhao hat noch viel mehr mit ihrem Altenheim vor. So will sie zum Beispiel die chinesische Tuina-Massage erlernen und ihren Senioren anbieten. Die resolute Frau packt lieber an, als große Reden zu schwingen, für sie scheint das ganz natürlich. Doch es steht außer Frage, dass ihr Engagement von den Leuten anerkannt und geschätzt wird.

„Für die Senioren ist das Altersheim so etwas wie eine Familie, und sie betrachten uns als ihre eigenen Kinder. Sie vertrauen uns sehr, deshalb müssen wir gute Arbeit leisten. Ich hoffe, dass mehr Senioren zu uns kommen und ich eines Tages ein zweites und drittes Altenheim errichten kann. Ich werde weiterhin alles dafür tun. Das spornt mich immer wieder an!"

Übersetzt von Li Yan
Gesprochen von Lu Ming
Planerin: Wang Yaqi

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China