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Thangka: Das Geschäft mit dem immateriellen Kulturerbe
  2014-12-12 14:11:28  CRI

 

Ein Thangka ist ein Rollbild des tibetischen Buddhismus. Meist hängen Thangkas in tibetischen Klöstern oder am Familien-Altar. Nomadische Hirten tragen sie für das Gebet bei sich. Über 1.000 Jahre sind die Rollbilder alt, auf denen das Leben der Tibeter und andere soziale Aktivitäten dargestellt werden. Das Dorf Wutun (吾屯) im Gebiet Regong in Qinghai ist einer der Orte, wo die einzigartige Kunst entstand. Cirang Dangzhou ist Dorfbeamter in Wutun. Er sagt, aufgrund der engen Verbindung zwischen dem Thangka und der Religion müsse jeder Maler ein umfassendes Verständnis vom tibetischen Buddhismus haben.

"In der Vergangenheit wurden nur bekannte Maler für die Herstellung von Thangkas in die Klöster eingeladen. Es ist keine Kunstform, die man einfach erlernen kann. Man muss die tibetische Kultur lieben, aber auch die anspruchsvolle Technik. Nur die erfahrensten Künstler können Thangkas malen. Es dauert einige Monate, manchmal sogar mehrere Jahre, um ein Rollbild fertigzustellen." 

Weil Thangkas religiöse Bilder sind, müssen alle Details den buddhistischen Schriften folgen. Künstler müssen deshalb um genügend Verständnis über religiöse Hintergründe verfügen. Jeder Strich muss sitzen, denn jede Linie ist so dünn wie ein Haar. Die Buddha-Figuren sind dabei am schwierigsten. Auf Thangkas werden Buddhas realitätsnah porträtiert. Der Ausdruck muss sowohl ehrwürdig als auch liebenswürdig sein. Bis ein Künstler das qualitativ hochwertig hinbekommt, dauert es mindestens zehn Jahre. In Wutun kann fast jeder Dorfbewohner malen, berichtet Cirang Dangzhou.

"Einige Familien können durch den Verkauf von Thangka-Bildern Hunderttausende Yuan pro Jahr verdienen. Für einen guten Thangka-Maler ist sogar ein Jahreseinkommen von mehreren Millionen Yuan möglich. Die Thangka-Malerei ist eine wichtige Industriebranche unseres Dorfes geworden."

2009 wurde die Thangka-Malerei in die Weltliste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Seitdem wird der künstlerische Wert von immer mehr Menschen geschätzt. Laut Cirang Dangzhou bekommt das Dorf Wutun jedes Jahr zahlreiche Bestellungen von Tempelanlagen in Qinghai und aus anderen Landesteilen. Es gibt sogar ausländische Touristen, die extra für die Thangkas kommen.

Ein Händler aus Shandong reist regelmäßig ins Dorf, um neue Bilder zu kaufen. Er sagt, die Rollbilder sind ein Verkaufsschlager.

"Viele meiner Kunden sind wohlhabend. Sie kaufen Thangka-Bilder, weil sie einerseits an den Buddhismus glauben, anderseits ihre Kunstsammlung vielfältiger machen wollen. Heutzutage legen immer mehr Menschen größeren Wert auf den künstlerischen Wert, aber eben auch auf den Anlagewert."

Lanka kommt aus Wutun und führt dort ein Thangka-Geschäft. Die zunehmende Nachfrage betrachtet er mit gemischten Gefühlen.

"Im Gegensatz zu anderen Kulturgegenständen braucht das Malen eines Thangka-Bildes länger. Deshalb können in einem Jahr nur eine begrenzte Zahl von Bildern produziert werden. In den vergangenen Jahren sind mehr Repliken auf dem Markt zu sehen. Manche verkaufen sogar gedruckte Kopien. Das ist eine Beleidigung dieser Kunstform."

Für Lanka und viele Thangka-Künstler gelten der Schutz der Authentizität und die Verhinderung einer Überkommerzialisierung deshalb als wichtige Aufgabe. Thangka-Bilder reflektieren für Tibeter die akribische Arbeit des Erschaffers, und die buddhistische Seele. Die tibetischen Rollbilder sind nicht einfach nur eine Kunst, von der man leben kann. Sie sind tief verwurzelt mit der Kultur und dem Glauben der Tibeter.

Übersetzt von Zhang Chen

Gesprochen von Hu Hao

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