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Zusammenarbeit statt Konkurrenz: Internationale Weltraumforschung in Beijing
  2014-11-15 15:46:19  cri

 


 

Das National Space Center (NSSC) der Chinesischen Akademie der Wissenschaft (CAS) liegt im Norden Beijings. Wer den mächtigen, schieferfarbenen Plattenbau im Uni-Bezirk Haidian besucht, findet gleich neben dem Eingang eine Ausstellung über den ersten großen Erfolg der chinesischen Ingenieure: Vor 50 Jahren, genau am 16. Oktober 1964, war es den Chinesen gelungen, sich mit der Explosion einer Wasserstoffbombe im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang in den Weltrang der Atommächte zu erheben.

Wesentlich friedlicher kommt dagegen das zweite Hauptexponat daher: Über den Köpfen der Besucher baumelt ein etwa Medizinball-großer Satellit mit silbernen Antennen, der wirkt, als wäre er einem James-Bond-Film mit Sean Connery entsprungen. Tatsächlich startete „Dong Fang Hong I", auch bekannt als „China 1" am 24. April 1970 ins All. Der Satellit gilt als erster Erfolg des chinesischen Raumfahrtprogramms – stets im Wettlauf mit den USA, der Sowjetunion und Japan. Somit erinnert die Ausstellung nicht nur an glorreiche Momente der chinesischen Wissenschaft, sondern auch an die dunkle Zeit des Wettrüstens im Kalten Krieg.

Einen anderen Weg schlägt das chinesische Raumfahrtzentrum NSSC heute mit dem International Space Science Institute in Beijing (ISSI-BJ) ein. Aller aktuellen politischen und technischen Konkurrenz zum Trotz steht hier nämlich die internationale Kooperation in der Raumfahrt im Vordergrund, erklärt Maurizio Falanga, der Executive Director des Beijinger Instituts:  

„Was wir hier machen ist Wissenschaft. Konkurrenzen gibt es in der Technologie. Aber in der Wissenschaft, wenn man versucht, die Welt zu erklären, dann haben alle dasselbe Ziel, nämlich die Fragen zu beantworten. Und um Fragen zu beantworten ist eigentlich eine Zusammenarbeit immer noch das Beste."

 

Das 1995 gegründete Weltraum-Institut ISSI ist eigentlich eine gemeinnützige Schweizer Stiftung. Ihr Ziel: Forscherinnen und Forscher aus allen Raumfahrtnationen zusammenzubringen, um im Sinne der Menschheit gemeinsam an den wissenschaftlichen Herausforderungen im All zu arbeiten.

Dies sei im ursprünglichen Hauptsitz Bern bereits überaus erfolgreich gelungen, betont Falanga und ergänzt noch, dass sich dort mehrmals im Jahr amerikanische, europäische und russische Experten treffen. Leider aber nur wenige aus Fernost.

In Kooperation mit dem chinesischen Raumfahrtzentrum wurde deshalb im Juli 2013 eine Dependance in der chinesischen Hauptstadt eröffnet. Nun tauschen sich auch in Beijing internationale Experten über Themen wie Exo-Planeten, Magnetosphären oder die Röntgen-Strahlung im Universum aus, erzählt Instituts-Leiter Falanga:

„Der Vorteil von ISSI Beijing ist, dass wir hier Japaner haben, [und] die Amerikaner von der NASA, die kommen auch hier zu uns, um mit den Wissenschaftlern, um mit den Chinesen zu sprechen. Und das ist sicher ein Vorteil, so ein Institut in China zu haben."

Dabei könne man auf die in Bern gewonnenen Erfahrungen aufbauen, meint Falanga. Dort stünde vor allem die Auswertung vorrangegangener Weltraum-Missionen im Fokus. In Beijing richteten die Forscher ihren Blick nach vorn:

„Das ISSI Beijing schaut auch ein wenig in die Zukunft, d.h. wir sind daran interessiert, die zukünftige chinesische Mission zu beurteilen und den Chinesen ein wenig zu helfen, wo man was noch verbessern kann, welche Wissenschaft auch wirklich interessant ist, was noch nie gemacht worden ist, und, wo kann man International Collaboration einfach zusammen bringen…"

Das Konzept der internationalen Kooperation im National Space Center der Chinesischen Akademie der Wissenschaft macht Mut, dass auch zukünftige Weltraumprogramme der Menschheit einen friedlichen Weg ins All aufzeigen.

Geschrieben und gesprochen von: Moritz Nienhaus

Bilder: Moritz Nienhaus und Ruan Jiawen

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