Wenn Kinder in China fragen: „Wo komme ich her?", gibt es zum Teil unterschiedliche Antworten. „Papa und Mama haben dich im Mülleimer gefunden." „Von der Tante haben wir dich bekommen." „Du kommst aus einem Stein." Der Grund dieser unklaren Antworten liegt darin, dass sich Chinesen lange Zeit gegen Sexualerziehung für Kinder gewehrt haben.

Vor kurzem wurde allerdings in der zentralchinesischen Stadt Wuhan ein Lehrbuch über Sexualerziehung in der Grundschule eingeführt. Darin werden einschlägige Kenntnisse wie innere und äußere Geschlechtsorgane in Aussehen und Funktionen sowie körperliche Veränderungen mit bildlicher Darstellung detailliert erklärt. Der Inhalt des Buches ist zudem auf verschiedene Klassenstufen zugeschnitten.

Der Chefredakteur des Lehrbuchs Tang Jia erwartet, dass die Kinder in unterschiedlichem Alter durch angemessene Aufklärung den Körper und die Entwicklung kennen lernen können: „Heutzutage sind Kinder immer früher in der Pubertät. Wenn sie bereits auf Probleme gestoßen sind, wäre es zu spät für unsere Erziehung."

Allerdings finden manche Eltern das Lehrbuch äußerst „direkt und offen". Sie halten die ausführliche Vorstellung der weiblichen Körperteile und die körperlichen Veränderungen mit Bildern für Grundschüler zu früh und daher für nicht geeignet.

„Früher haben wir erst in der Mittelschule mit der Sexualerziehung angefangen. Jetzt haben wir das Ganze etwas vorgezogen", sagt Peng Chao. Der Mitarbeiter einer Grundschule betrachtet dies eher als einen Fortschritt. Tong Ying arbeitet an einer Mittelschule. Auch sie sieht mehr Vorteile in einer früheren Sexualerziehung. Ihrer Ansicht nach wird das Gegenteil erreicht, wenn Lehrer und Eltern das ausgeprägte Interesse der Kinder an Sexualität nicht richtig behandeln.

Manche Eltern meinen, dass die Kinder die umfangreichen Möglichkeiten und Angebote des Internets nutzen werden, um sich über das Thema Sexualität zu informieren. Eine altersgemäße Sexualerziehung kann Kindern dabei helfen, ihre Entwicklung kennen zu lernen, Verantwortung für den eigenen Körper zu übernehmen und ebenfalls Hygienetipps zu bekommen.