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Oma allein zuhaus – Fachkräftemangel bei der Altenpflege in China
  2014-09-29 10:11:57  cri


Frau Li ist 63 Jahre alt. Wie viele ihrer Altersgenossen leidet auch sie an einer chronischen Herz-Kreislauf¬-Erkrankung. Noch ist die alte Dame „gut beisammen", doch sie weiß nicht, wie lange sie und ihr Mann in späteren Jahren noch zuhause mit ihren Beschwerden zurecht kommen werden.

„Zurzeit wollen viele Senioren ihren Lebensabend noch zu Hause verbringen. Ich gehöre auch dazu. Es wäre am besten, wenn Ärzte und Pflegepersonal uns daheim betreuen und Arzneimittel verschreiben könnten. Das würden auch den Patientenansturm in den Krankenhäusern verringern."

Der 73-jährige Herr Guo hält auch nicht viel von einem Platz im Altersheim:

„Im Alter zuhause wohnen zu bleiben ist für die meisten Senioren eine gute Wahl. Denn daheim ist die Umgebung bekannt. Allerdings ist dann vor allem die medizinische Versorgung im Notfall ein Problem. Denn es wird für sie schwer, zum Bus zu laufen und in einer Warteschlange auf die Behandlung zu warten. "

Um das Leben der alten Menschen in China zu verbessern und ihnen ärztliche Hausbesuche und eine ambulante Betreuung anzubieten, hat das Nationale Büro für die Seniorenfrage gemeinsam mit 23 weiteren chinesischen Behörden die lokalen Verwaltungen der großen und mittelgroßen Städte aufgefordert, Fachmediziner und Pflegepersonal für Altenpflege in allen Wohnvierteln bereitzustellen. Darüber hinaus wurden die ambulanten Gesundheitszentren angewiesen, eigene Gesundheitsakten für Senioren bzw. eine Seniorenabteilung einzurichten.

Tatsächlich gibt es bislang selbst in Großstädten wie Beijing, Shanghai oder Guangzhou nur wenige Wohnviertel, die diese Bedingungen erfüllen. Eine Statistik des Ministeriums für zivile Angelegenheiten zeigt, dass sich 2013 landesweit nur rund 4.000 Personen für die Altenpflege qualifiziert haben. In Beijing und Tianjin lag die Zahl des ausgebildeten Pflegepersonals für diesen Bereich sogar bei null.

Yang Genlai ist der Leiter des Zentrums für die Begutachtung der beruflichen Qualifikation beim Ministerium für zivile Angelegenheiten, teilt mit:

„Inzwischen wurden in der ganzen Branche rund 10.000 solcher Pflegekräfte ausgebildet. Landesweit besitzen nur 100.000 Fachleute eine Berufsqualifikation für die Altenpflege. Wie groß ist aber der Personalbedarf? Es werden fünf Millionen benötigt! Der Abstand ist riesengroß."

Der große Mangel an ausgebildetem Pflegepersonal ist natürlich ein Hauptgrund für unzulängliche Qualität und Umfang der häuslichen Betreuung für alte Menschen in China und beschränkt zudem auch den Ausbau von Zentren für die Altenpflege.

Wang Yanni von dem privaten Pflegeunternehmen „Pinetree Care" kann sich über mangelndes Geschäft nicht beklagen:

„Allein in Beijing und Shanghai gibt es laut unserer Studie zwei Millionen Seniorinnen und Senioren, die häusliche Betreuung durch Fachärzte und Pflegepersonal benötigen. Wir können mit unserem Servicenetz allerdings bislang nur 200.000 versorgen."

Mit einem neuen Ausbildungsprojekt unter der Leitung des Ministeriums für zivile Angelegenheiten soll jetzt der Mangel an Pflegekräfte in China behoben werden. Bereits in der ersten Phase werden dafür bis 2014 rund 3.000 Personen in der Betreuung und Pflege von Menschen mit chronischen Alterskrankheiten ausgebildet.

Die Arbeit mit Senioren lohnt sich in jedem Fall: Bis 2050 wird China einer der größten Märkte weltweit für Dienstleistungen und Produkte für die Bevölkerungsgruppe im sogenannten „goldenen Alter" sein. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass ein Viertel aller über 65-Jährigen der Welt bis dahin in der Volksrepublik leben wird.

Verfasst von: Qiu Jing und Moritz Nienhaus

Gesprochen von: Moritz Nienhaus

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