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Ausländische Kliniken nehmen reiche Chinesen ins Visier
  2014-08-29 10:55:00  cri

 

 

Immer mehr reiche Chinesen zieht es zur medizinischen Behandlung ins Ausland. Besonders beliebt sind die USA. Laut Gesundheitsexperten birgt der zunehmende Medizintourismus aber auch Risiken.

Top-Kliniken im Ausland nehmen zunehmend gutbetuchte Chinesen ins Visier, die eine qualitativ hochwertige Behandlung benötigen. Bereits auf dem chinesischen Markt aktiv ist die US-Firma Mayo Clinic, die eine ganze Reihe von Kliniken in unterschiedlichen Bundesstaaten betreibt. Melissa Goodwin, die Leiterin der internationalen Abteilung der Mayo Clinic, war im Mai wieder einmal auf PR-Tour in China: „Wir haben in den letzten fünf Jahren einen stetigen Anstieg chinesischer Patienten gesehen. In den vergangenen zwei Jahren verzeichneten wir sogar einen Anstieg von über einhundert Prozent."

Im Jahr 2013 wurden in den Mayo-Kliniken fast 200 Patienten aus China behandelt. Zwischen 25 und 30 Prozent dieser Patienten wurden durch Agenturen vermittelt. Prominentester Patient war Immobilien-Tycoon Pan Shiyi, der sich vorsorglich untersuchen ließ. „Es geht ruhig und gesittet zu und her bei Mayo. Ich musste vor den einzelnen Tests warten, aber die Angestellten waren alle sehr nett und geduldig", schreibt der Vorstandsvorsitzende von SOHO China in seinem Mikroblog. Für seinen medizinischen Check-up musste Pan 7.000 US-Dollar hinblättern.

„Chinesische Patienten haben ihre ganz eigenen Bedürfnisse und Erwartungen", sagt Goodwin. „Dazu gehören Dolmetscherdienste, Hilfe bei der Organisation der Reise und der Unterkunft in den Staaten." In China würden oft zu viele und unnötige Tests angeordnet. Bei Mayo sei das anders, so Goodwin weiter. Hier würde ein Test nur nach eingehender Rücksprache mit dem behandelnden Arzt veranlasst. Die meisten Patienten aus China würden sich wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologischen Problemen oder Krebs behandeln lassen.

Um in Zukunft noch mehr Patienten aus China anzulocken, bietet Mayo Clinic neu auch eine chinesische Version seiner Webseite an. Interessenten aus der Volksrepublik können sogar online Untersuchungstermine vereinbaren.

Wieviel die chinesischen Neureichen für ihre Behandlungen bei Mayo im Durchschnitt bezahlen, will Goodwin nicht verraten. Patienten aus dem Ausland würden aber gleichviel bezahlen wie einheimische Patienten. Anders sei einzig, dass ausländische Patienten vor ihrer ersten ärztlichen Konsultation eine Kaution von 5.000 bis 6.000 US-Dollar hinterlegen müssten.

Ebenfalls beliebt bei Patienten vom chinesischen Festland sind die Cleveland Clinic im US-Bundesstaat Ohio, das MD Anderson Cancer Center in Houston Texas und das Taipei Chang Huang Memorial Hospital auf Taiwan. Wie die Mayo Clinic verfügt auch das MD Anderson Cancer Center eine Webseite in chinesischer Sprache. Die Cleveland Clinic hat in diesem Juni sogar eine Gruppe chinesischer Journalisten eingeladen, um ihr Angebot in China bekannter zu machen.

Liu Yuanli von der Chinesischen Akademie für Medizinische Wissenschaften begrüßt solche PR-Aktionen grundsätzlich. Gleichzeitig warnt er chinesische Patienten vor voreiligen Entscheidungen: „Es gibt auch in den USA Krankenhäuser, die viel Geld verlangen, aber nicht sehr kompetent sind." Liu hat selbst jahrelang in den USA gelebt und gearbeitet. „In den meisten Fällen ist eine lokale Behandlung am idealsten", findet der Gesundheitsexperte.

Kardiologe Dwight Clark vom US-Sino HeartCare in Beijing setzt grundsätzlich ein Fragezeichen hinter den zunehmenden Medizintourismus: „Du weißt nie, wer dich behandeln wird. Zudem variiert die Qualität der Ärzte von Institution zu Institution." Das größte Problem aber sieht Clark in der Nachbehandlung. Eine Nachbehandlung sei für den optimalen Heilungsprozess unabdingbar, bei einer Behandlung im Ausland aber entweder „nicht möglich oder extrem schwierig".

 

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