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Chinglish-Slang erobert das Internet
  2014-08-22 14:56:58  cri

 

Der Begriff „Chinglish" bezieht sich auf eine Reihe von beliebten Ausdrücken, die das Chinesische mit dem Englischen vermischen. Mittlerweile ist Chinglish auch außerhalb Chinas immer beliebter, besonders in den USA. So finden sich auch in dem populären „Urban Dictionary" mehrere Redewendungen des multikulturellen Slangs.  

 

"No zuo no die", ein beliebtes chinesische Modewort im Jahr 2013, gehört zu den Begriffen, die es in das „Urban Dictionary", also das Online-Wörterbuch für englische Slangwörter, geschafft haben. „No zuo no die" ist danach eine Redewendung aus dem Chinglishen und bedeutet, „Wenn Du keine dummen Dinge tust, werden sie auch später nicht auf Dich zurückfallen.

Die Erklärungen und Einträge in dem Wörterbuch werden von Benutzern erstellt. Laut urbandictionary.com wurden so seit 1999 fast acht Millionen Definitionen verfasst. Unter jedem neuen Begriff stimmen die User per „like" oder „dislike"-Button über Erfolg oder Misserfolg des Eintrags ab. „No zuo no die" schaffte es immerhin knapp 6000 Nutzer von seiner Sinnhaftigkeit zu überzeugen. Auch andere Chinglish-Wörter oder -Redewendungen wie "Gelivable" (zu Deutsch etwa: „geil" oder „erstaunlich") oder "People mountain people sea" (etwa: „sehr voll") sind mittlerweile im „Urban Dictionary" enthalten.

Zhang Meilan ist Professorin für chinesische Sprache und Literatur an der Tsinghua-Universität. Sie erläutert ihre Ansichten zu Chinglish.

"Chinglish kann nicht als etwas Gutes oder etwas Schlechtes beschrieben werden. Chinglish verkörpert eine Mischung von Sprachen. Als Experten im Gebiet der Linguistik nutzen wir Chinglish bei Forschungen über die Entwicklung der Sprachen. Die zunehmende Zahl von Ausländern, die für Geschäfts- oder Bildungszwecke nach China reisen, bedeutet auch, dass Chinglish noch seinen besonderen Zweck hat."

Der Ausdruck Chinglish mag den Lesern außerhalb der Volksrepublik vielleicht noch fremd erscheinen, tatsächlich aber ist die Bezeichnung in China schon seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Damals trafen die ersten europäischen Händler im Land der Mitte ein und trugen mit ihren Begriffen zur Entstehung einer neuen Mischsprache bei.

Sprach-Expertin Zhang Meilan zur Geschichte des Chinglish

„Chinglish gab es am Anfang nicht nur in Guangzhou. Chinglish war ursprünglich auch keine reiner Mix aus Englisch und Chinesisch. Chinglish begann als eine Mischung aus Portugiesisch und Chinesisch. Nachdem Shanghai das wirtschaftliche und finanzielle Zentrum Chinas wurde, wurde Shanghai auch ein wichtiger Ort für Chinglish. Mit der Öffnung Chinas wurde Chinglish (auch) in anderen Teilen Chinas immer populärer. Chinglish hört man oft an der Huiming-Staße in Xi'an und im Seidenmarkt in Beijing."

Erste Versuche, dem Sprachmischmasch in China beizukommen gab es schon im 19. Jahrhundert. Doch selbst die strengen Missionsschulen kamen mit ihrem Unterricht in Standard-Englisch nicht gegen Chinglish an.

Erst nach der Wahl als Gastgeber der Olympischen Spiele 2008 in Beijing wurde Chinglish als ein offizielles Problem empfunden. Die chinesischen Regierungsvertreter bemühten sich nach Kräften, öffentliche Schilder, die Chinglish verwendeten, durch solche mit korrektem Englisch zu ersetzen. Das gelang natürlich nicht überall. Und so erfreuen sich auch heute noch viele Touristen in Beijing und anderswo in China an lustigen Hinweisen in „Chinglish".

Allerdings wurde in den vergangenen 10 Jahren durch mehr Bildung das allgemeine Niveau der englischen Sprache in China dramatisch verbessert. Auch aus diesem Grund ist die Scham vieler Bürger über das vermeintlich schlechte Englisch auf Hinweisschildern und Speisekarten mittlerweile einem humorvollen Umgang mit Chinglish gewichen.

Übersetzt von Li Yan

Gesprochen von Yan Wei

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