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Massig Geld und miese Stories - Zum Zustand der chinesischen Filmindustrie
  2014-07-16 10:21:44  cri

 

 

Mit fast drei Milliarden Dollar Einnahmen an den Kinokassen im Jahre 2013 ist China - nach den USA - der zweitgrößte Filmmarkt der Welt. Während sich die Gewinne der heimischen Filmindustrie kräftig erhöht haben, lassen inhaltliche Qualität und Kreativität der chinesischen Filme nicht für Experten zu wünschen übrig.

 

Ob zum romantischen Date ins schummrigen Lichtspielhaus oder einfach zwischendurch beim Shoppen ins schicke Multiplex: Der Kinobesuch gehört für viele Chinesen einfach dazu. 2012 wurden in der Volksrepublik täglich mehr als zehn Filmleinwände errichtet. Für die Unterhaltung im Dunkeln gibt man hier gerne sein Geld aus und so ist China schnell der profitabelste Filmmarkt der Welt geworden.

Allerdings spiegelt sich dieses Wachstum der Filmindustrie nicht automatisch in einem steigenden Niveau des chinesischen Films wieder.

So sieht auch Actionfilm-Regisseur John Woo zwar die technischen Fähigkeiten der heimischen Filmemacher auf internationalem Niveau, doch das Storytelling – also die Handlung der Filme - sei im Vergleich immer noch sehr mangelhaft:

"Ich denke, China hat Hollywood in Bezug auf Schnitt und Cinematographie durchaus eingeholt. Was wir jetzt verbessern müssen, ist die Art und Weise wie wir Themen und Inhalte in diesen Filmen rüberbringen, und dass sie auch für Menschen aus verschiedenen Kulturen verständlich sind."

Andere in der Branche teilen Woos Meinung. Während die Gewinne in der Filmindustrie in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen sind, scheint es so, als hätten sich die Geschichten, die in den Filmen erzählt werden, kein Stück verbessert. Nach Ansicht von Lu Chuan, einem der talentiertesten jungen Regisseure in China, hat sich die Qualität sogar verschlechtert:

"Die künstlerische Darstellung, die Erzählung und die Sprache des Films haben alle ihre Bedeutung verloren. Es zählt nur einen Standard, das sind die Zahlen, das sind die Einnahmen an der Kinokasse. Heutzutage denken schon junge Regisseure, dass sie gescheitert wären, wenn sie nicht mindestens zwölf Millionen US-Dollar verdienen."

Während die chinesische Filmindustrie weiter expandiert, werden gleichzeitig auch immer mehr ausländische Filme nach China importiert. Nun müssen die inländischen Filmemacher nicht nur miteinander konkurrieren, sondern sich auch auf dem heimischen Markt verstärkt der Konkurrenz aus Hollywood, Bollywood und Europa stellen.

John Woo setzt sich deshalb dafür ein, dass sich chinesische Filmemacher stärker gegenseitig unterstützen, um so die lokale Filmindustrie zu stärken.

"In Hollywood und Europa halten die Menschen in der Filmindustrie zusammen. Obwohl sie unterschiedliche Filme machen - wie Action, Drama, oder Romantik - koexistieren sie in der Branche harmonisch nebeneinander. Wenn jemand einen Preis gewinnt, wird ihm oder ihr gratuliert. Es gibt nicht so viele Machtkämpfe. Das ist es, was die chinesische Filmindustrie auch anstreben muss. "

Da immer mehr ausländische Filme auf den heimischen Markt gekommen sind, versuchen auch chinesische Filme, in Hollywood Fuß zu fassen. Dies erweist sich jedoch als schwierig. Bisher haben nur wenige Regisseure die kulturelle Barriere durchbrochen und Erfolge in Hollywood erzielt.

Ein Beispiel ist Ang Lee, der mit „Crouching Tiger, Hidden Dragon" 2001 den kommerziell erfolgreichste fremdsprachige Film in den USA produziert hat. Der geschichtsträchtige Martial Arts-Film gewann auch den Oscar als der bester fremdsprachiger Film.

John Woo hat bereits im Jahr 1989 mit seinem Film „A Better Tomorrow" internationale Anerkennung gewonnen. Ihm zufolge ist die Wahl der Schauspieler entscheidend dafür, ob ein Film auf dem internationalen Markt vom Erfolg gekrönt sein wird.

"Neben der Suche nach einem guten Kameramann ist es auch wichtig, gute Schauspieler zu finden. In dem Film „The Killer" beispielsweise spielt Chow Yun-Fat wie ein Darsteller aus Westen. Es gibt keine kulturelle Barriere in seinem Schauspiel. In meinen Filmen benutze ich Darsteller vom chinesischen Festland, aus Hong Kong oder Japan. Mein Ziel ist es, die kulturellen Barrieren zu entfernen, so dass das Thema des Films universell verstanden wird."

Laut Ning Hao, einem bekannten jungen Regisseur vom chinesischen Festland, beginnt der Weg zum internationalen Erfolg zuhause:

"Wir müssen hier vor Ort Qualitätsfilme produzieren, um einen besseren Markt zu schaffen. Für so ein Projekt brauchen wir mehr Leute, die mitmachen. Und dazu möchte ich die Investoren bitten, ihr Geld eher in Filme anstatt in Immobilien zu stecken. Ich bin sicher, dass dann eine glänzende Zukunft vor uns liegt. "

 

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