Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Wie sehen Deutsche die Chinesen?
  2014-07-11 14:30:59  CRI

 

 

 

Ein derartig schlechtes China-Bild der Deutschen im Ergebnis der BBC-Umfrage ist umso schockierender für China, als die Chinesen Deutschland und die Deutschen meist positiv beurteilen. Deutschland und China haben keine territorialen oder geschichtlichen Konflikte und stehen in Kultur und Wirtschaft in engem Kontakt. Warum ist das China-Bild der Deutschen also so negativ?

Beobachter sehen den Grund vor allem in der insgesamt eher negativen Berichterstattung der deutschen Medien über China. In den vergangenen Jahren hätten die deutschen Medien zwar insgesamt mehr über China berichtet, zumeist jedoch im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Wachstum. Unter diesen Berichten gebe es aber auch zahlreiche Verleumdungen.

Schon 2010 hatte die den deutschen Grünen nahe stehende Heinrich-Böll-Stiftung eine Untersuchung zum China-Bild in deutschen Medien durchgeführt. Ausgewertet wurde dabei die China-Berichterstattung der bedeutendsten deutschen Zeitungen und Zeitschriften (Frankfurter Allgemeine, Süddeutsche Zeitung, Tageszeitung, Spiegel und Fokus sowie Zeit) und des überregionalen Fernsehens aus dem Jahr 2008. Das Ergebnis: Die meisten der insgesamt 8766 Veröffentlichungen in Bezug auf China sind negativ. China wird als „autokratischer Staat", „Unterstützer von Schurkenstaaten", „Umweltsünder", „Hersteller von Billig-Produkten" und „Software-Pirat" bezeichnet und dargestellt und mit „Neokolonialismus in Afrika" in Verbindung gebracht. Generell ablehnend berichten die deutschen Medien über die Todesstrafe, vergiftete Lebensmittel und Kinderspielzeuge, den Umgang mit Minderheiten in Tibet sowie Redefreiheit und Menschenrechte in China. Diese Berichte prägen weitgehend das China-Bild der Öffentlichkeit.

Zudem vermittelt die Berichterstattung deutscher Medien das Bild, der wachsende Einfluss Chinas treibe Firmen in Deutschland in den Bankrott und lasse die Arbeitslosigkeit sowie Preise für Energie, Rohstoffe und Lebensmittel steigen.

Für eine derartige Ausrichtung des vermittelten China-Bildes sehen Beobachter eine Reihe von Gründen:

Deutsche Journalisten stehen der chinesischen Regierung und dem politischen System generell sehr kritisch bis ablehnend gegenüber. Die meisten von ihnen sind während des Kalten Krieges geboren und sehen China als Gegner des Westens. Sie befürworten das politische System des Westens und misstrauen unter Bezug auf die Erfahrungen des Nationalsozialismus und Ostdeutschlands generell jedem sozialistischen System.

Zudem ist die Berichterstattung deutscher Medien generell von negativen Ereignissen wie Konflikten, Krisen, Kriegen und Katastrophen geprägt. Nur derartige Berichte versprechen die Aufmerksamkeit von Lesern und Zuschauern. Zudem sehen die Medien in Deutschland ihre Hauptaufgabe und Hauptverantwortung darin, Kritik an der Regierung zu üben. Nicht die Erfolge der Regierung sind wichtig, sondern ihre Fehler und Probleme. Dieser Ansatz prägt auch das den Deutschen vermittelte China-Bild, das vor allem von sozialen und politischen Problemen Chinas und territorialen Streitigkeiten bestimmt wird.

Die Betrachtung Chinas als Gegner und Bedrohung ist in Deutschland weit verbreitet. Viele Leute sind besorgt, dass Chinas Wachstum die internationale Ordnung zerstören und zum Niedergang Deutschlands und des Westens führen könne. Einem im November 2012 veröffentlichten Bericht zufolge meinen 73 Prozent der Deutschen, China sei beim Kauf von Rohstoffen und Energie Deutschlands Gegner. Auch für die wissenschaftliche Entwicklung Deutschlands sehen sie in China eine Gefahr. Viele Deutsche sind zum Beispiel überzeugt, dass chinesische Unternehmen deutsche Technik und Technologie und damit deutsche Entwicklungsergebnisse einfach kopieren oder stehlen.

Nicht zuletzt gibt es zahlreiche kulturelle Unterschiede zwischen China und Deutschland und Chinesen und Deutschen sowie entsprechende Klischees. Die Deutschen sind direkt und nehmen kein Blatt vor den Mund, die Chinesen sind indirekt und sprechen durch die Blume. Beim Essen im Restaurant sind Deutsche ruhig, Chinesen laut. Deutsche gelten als pünktlich, Chinesen als unpünktlich. In jüngerer Zeit kommt auch in Deutschland das Problem hinzu, dass das oft unzivilisierte und mitunter überhebliche Verhalten chinesischer Touristen dem Image Chinas und seiner Einwohner nachhaltigen Schaden zufügt.

Interessantes fördert die BBC-Umfrage aber nicht nur zum kritischen China-Bild der Deutschen zutage. Auch an sich selbst und ihrem Land zweifeln Deutsche oft. Laut der BBC-Umfrage halten knapp zehn Prozent der befragten Deutschen den deutschen Einfluss auf die Welt negativ.

Wie können nun einseitige Bilder und verzerrte Wahrnehmungen korrigiert und Klischees überwunden werden? Sicher am ehesten genau durch die Medien. Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping hatte das Problem während des China-Besuches der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel angesprochen. Er regte an, China und Deutschland sollten die Medien dabei unterstützen, umfassend und objektiv zu berichten, um beiden Völkern zu helfen, sich objektiv kennen zu lernen.

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China