Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Eine Kardiologin aus Beijing hilft Kindern in Tibet
  2014-06-10 08:58:11  cri

 

"Ich erinnerte mich, dass Zhuo Ma mich immer fest meine Hand hielt, egal wohin wir gingen. Ob im Bus oder auf dem Tian'anmen- Platz, stets hielt sie meine Hand, und wir machten zusammen Fotos. Sie war so aufgeregt, dass sie zu singen begann". Gu Hong ist Kinderkardiologin an der Anzhen-Klinik in Bejing. Sie erzählt uns von dem ersten Besuch der kleinen Zhuo Ma in der Hauptstadt. Zhuo Ma ist ein Mädchens aus Tibet.

Gu Hong und ihre Kollegen reisen jedes Jahr in das Autonome Gebiet im Westen Chinas, um die Kinder vor Ort gezielt nach Herzproblemen zu untersuchen. Bei Zhuo Ma wurde bei solch einem Screening ein angeborener Herzfehler festgestellt. In der Hauptstadt Beijing konnte die kleine Tibeterin sich deshalb rechtzeitig operieren lassen. Dafür war sie der Ärztin sehr dankbar: "Zhuo Ma sagte mir, dass sie einen Wunsch hat. Ich fragte sie, was es war. Da antwortete sie:" Kann ich dich Mutti nennen?' Wie könnte ich solchen süßen Antrag ablehnen? Zhuo Ma hat mir erzählt, dass sie eigentlich Sängerin werden wollte. Aber jetzt habe sie ihre Meinung geändert und wolle Ärztin werden wie ich, um das Leben anderer Menschen zu retten."

Gu Hong hat Tibet zum ersten Mal 2004 besucht. Bereits während ihrer ersten Reise in die höchste Bergregion der Welt führte die Kardiologin an sechs Kindern Operationen durch.

"Morgens um 8 Uhr habe ich mit der ersten Operation begonnen, und abends um 8 Uhr die letzte beendet. Zwischen den Operationen musste ich Sauerstoff einatmen. Ich bekam starke Kopfschmerzen am nächsten Tag und hatte Schwierigkeiten beim Atmen. Das war schon ein besonderes Erlebnis. "

Neben der dünnen Luft der Hochebene machte Gu bei ihrer Arbeit noch ein persönliches Handicap zu schaffen. Die Ärztin leidet nämlich unter einer schweren Höhenkrankheit. In der Nacht musste sie in einer sitzenden Position ruhen, um überhaupt einschlafen zu können.

Gu erinnert sich noch genau an den Oktober 2012, als sie an einem Tag zwölf stundenlang ohne Pause am OP-Tisch stand und insgesamt sieben Kinder operierte. Die Röntgenschutzkleidung, die die Kardiologin dabei tragen musste, wog 10 Kilogramm. Gu wurde ständig mit Sauerstoff beatmet, um sicherzustellen, dass ihre Operationen trotzdem problemlos verlaufen.

"Wir tragen so eine Art von Faserrock, der uns vor der Strahlung schützt. Manchmal müssen wir ihn den ganzen Tag tragen. Sieben Operationen an einen Tag, auf einer Höhe von 3.700 Metern, von einer Ärztin! Ich denke, das war schon ein Weltrekord."

Als führende chinesische Ärztin bei der Behandlung von angeborenen Herzfehlern hat Gu bis 2013 Tibet neunmal besucht. In den letzten neun Jahren hat sie so über 9.000 Kinder in dieser entlegenen Region eine kostenlose Untersuchung und medizinische Versorgung ermöglicht.

Duo Qing ist der Angehörige eines Kindes, das von der Kardiologin Gu gerettet wurde.

"Sie ist der lebende Buddha für uns. Sie hat so viele Leben gerettet und wir sind so dankbar. Wir werden es ihr vergelten, wenn wir die Möglichkeit haben."

In Gus Büro wird die Garderobe von einem Hada verhüllt. Das lange, weiße Gaze-Tuch ist ein traditionelles Geschenk der Tibeter für Ehrengäste.

Die Ärztin erzählt voller Rührung, dass die Tibeter ihre Dankbarkeit sehr offen und in einer netten Weise ausdrücken. So hätten etwa viele Familienmitglieder ihrer kleinen Patienten sie nach tibetischer Sitte mit ihren Nasen im Gesicht berührt, um ihr Respekt zu zollen.

Auch deshalb fühle sie sich sehr eng mit Tibet verbunden.

Gu, mittlerweile in ihren Fünfzigern, hat keine eigenen Kinder. Stattdessen widmet sie sich mit aller Liebe und Sorgfalt den Kindern mit angeborenen Herzfehlern. Die Genesung ihrer kleinen Patienten ist es, was ihr im Leben das größte Glück bringt.

Doch während sich die Kardiologin bei ihrer Arbeit voll um das Wohlergehen der Kinder kümmert, ist sie zu Hause ein großes Baby geblieben. Zumindest beklagt das ihre 70-jährige Mutter Sun Yuyao. Ihre Tochter Gu sei kaum in der Lage, ihr eigenes Zimmer sauber zu machen oder Geschirr abzuwaschen, vom Kochen ganz zu schweigen.

Wenn die beiden am Abend zusammen fernzusehen, schläft Gu schnell an der Seite ihrer Mutter ein.

"Ich kann nicht einschlafen, bevor meine Tochter nach Hause kommt. Ich habe immer Angst, dass etwas Schlimmes mit ihr passieren könnte. Ist die Operation glatt verlaufen? Hat sie die hohe Arbeitsbelastung heil überstanden? Es warten immer so viele Operationen auf sie, ich erinnere mich an eine Zeit, da hat sie 13 Operationen an einem einzigen Tag durchgeführt. Sie kam in der Regel sehr spät nach Hause, oft erst nach Mitternacht. Ich habe immer das Licht im Wohnzimmer für sie angelassen, und wenn sie nach Hause kam, schaltete sie es dann aus. Nur so wusste ich, dass sie zuhause war und ich beruhigt einschlafen konnte. "

Gu Hong weiß, was sie ihrer Mutter verdankt. In Zukunft möchte sie deshalb mehr Zeit mit ihr verbringen wolle - wenn möglich.

Daneben hat sie aber auch noch andere Wünsche, die sie zu realisieren hofft: "Ich hoffe, noch mehr junge Ärzte auszubilden, und will mit meinen Kollegen zusammen für eine Verbesserung der Behandlungen arbeiten. Ich hoffe, dass alle Kinder mit angeborenen Herzfehlern die richtige Behandlung erhalten und mit einem gesunden Herz aufwachsen können."

In ihren Augen hat Gu Hong nur ihre Pflicht als Ärztin getan. Sie fühle sich motiviert, noch mehr Arbeit zu tun, sagt sie. Dass sei sie vor allem ihren jungen Patienten in Tibet schuldig. Durch ihre Anstrengungen möchte sie ihnen das Geschenk des Lebens ermöglichen.

Übersetzt von Li Yan

Gesprochen von Zhu Qing'an

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China