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Der Roman "Blüten" von Jin Yucheng
  2014-05-29 16:58:39  CRI

"Sing-Song Girls of Shanghai" oder Shang Hai Hua Lie Zhuan, ist Chinas erster Roman, der in chinesischem Dialekt geschrieben wurde. Der Shanghaier Dialekt in dem Buch spiegelt nicht nur die dichte kulturelle Atmosphäre Chinas Ende des 19. Jahrhunderts wieder, sondern liefert auch ein typisches Bild des alten Shanghai. Wegen seiner hohen Bekanntheit wurde das Buch sogar verfilmt.

Viele Chinesen können den Shanghai-Dialekt nicht verstehen und vielen Shanghaiern sind auch die übrigen Dialekte Chinas nicht zugänglich. Da die chinesische Regierung Hochchinesisch 1950 auch noch als Amtssprache festgelegt hat, sind Literaturwerke in südchinesischem Dialekt in der Folgezeit nach und nach aus China verschwunden.

Jin Yucheng, gebürtiger Shanghaier und leitender Redakteur der lokalen Zeitschrift "Literatur Shanghais" ist jedoch fest entschlossen, den Dialekt der ostchinesischen Metropole mit neuem Leben zu erfüllen.

"Das war einfach nur Zufall. Ein Freund von mir schreibt in einem Online-Forum immer verschiedene Texte und bat mich einmal, diese dann zu korrigieren. Die Webseite ist dem Shanghai-Dialekt gewidmet, die Menschen schreiben hier alles im Shanghai-Dialekt. Ich denke, dass ich auf dieser Webseite auch das Leben der normalen Shanghaier dokumentieren kann."

Jeden Tag veröffentlicht Jin Yucheng einen Beitrag mit 100 bis 200 Wörtern auf seiner Webseite. Im Shanghai-Dialekt berichtet er über Menschen und tatsächliche Ereignisse die er erlebt oder von Freunden erfahren hat. Nachdem seine Blogbeiträge immer bekannter wurden entschied er sich allmählich dazu, die 350.000 Wörter, die er geschrieben hat, in einem Roman mit dem Titel "Blüten" zu veröffentlichen. Auf Chinesisch heißt das Buch "Fan Hua".

Der Roman zeichnet ein authentisches Bild von dem Leben der normalen Shanghaier Stadtbewohner.

In seiner Erzählung, die zwei Zeitabschnitte umfasst, beschreibt er über 100 Personen, von denen nur eine Handvoll davon Hauptfiguren sind. Dabei nimmt er die Zeit der 1960 bis 1970er, dem Ende der Kulturrevolution einerseits, und die Zeitspanne von den 1980er zum 21. Jahrhundert andererseits in den Blick. Im Wechsel der beiden Zeitabschnitte offenbaren sich die zwei Gesichter der Stadt: Das Shanghai von Einst und die glitzernde Metropole der Gegenwart.

Wenn er über den Erfolg seines Romans spricht, betont Jin, dass Romanautoren ihre Werke nicht dramatisieren oder in die Länge ziehen sollten. Stattdessen sollten sie am besten einfach gehalten sein.

"Wenn es um die Schriftstellerei geht, fing doch jeder Romanautor früher damit an, Geschichten zu erzählen, nicht wahr? Aber nachdem wir eine Reihe von Büchern geschrieben hatten, stellen wir fest, dass das Schreiben etwas sehr Wichtiges, in anderen Worten, ein nobler und hochwertiger Zeitvertreib ist. Doch es wäre schön, wenn wir zum ursprünglichen Zweck des Schreibens zurückkehren könnten, nämlich dem Schreiben über das Leben."

Unter Verzicht auf jegliche psychologische Beschreibung der Charaktere erzählt Jin seine Geschichte, indem er kurze Sätze und Dialoge ohne Anführungszeichen schreibt, wodurch er den Leser an die traditionelle Volksliteratur des klassischen China erinnern möchte.

Um die sprachlichen Beschränkungen des Shanghai-Dialektes zu umgehen und seinen Lesern von außerhalb Shanghais einen leichteren Zugang zu seinen Werken zu bieten, hat Jin die Sprache seiner Werke etwas variiert.

"Den Dialekt umzuwandeln war eine schwierige Aufgabe. Zuerst musste ich alle Funktionswörter im Shanghai-Dialekt eliminieren. Ich habe eine Menge Wörter einfach entfernt. Ich verzichte einfach auf Wörter oder Satzstrukturen, die für Nordchinesen schwer verständlich sein könnten."

Mao Jian, eine Schriftstellerin und Filmkritikerin aus Shanghai, schätzt die Bemühungen Jins zur Anpassung des Shanghaier Dialektes in seinen Romanen sehr.

"Blüten" ist nicht einfach nur ein Roman über Shanghai. Sein kultureller Einfluss reicht viel weiter darüber hinaus."

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