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Das Sakya-Kloster – eine tausendjährige Kunsthalle
  2013-12-23 16:14:20  cri

Der Kreis Sakya befindet sich im Südwesten von Tibet. Man kann sich schwer vorstellen, dass dieser kleine Kreis mit einer fast dreihundertjährigen Geschichte der Macht in Tibet zusammenhängt. Nur der Blick auf die Ruine des Nord-Sakya-Klosters und das imposante Süd-Sakya-Kloster verrät den Glanz der alten Dynastie.

Der Überlieferung zufolge besuchte der Adlige Khong Kongchog Galpo die Gegend vor etwa 960 Jahren. Er entdeckte einen Berg namens Wenbo und hielt ihn für einen glückverheißenden Ort. Er dachte, wenn man dort ein Kloster bauen könne, wäre es für die lokalen Bewohner und für die Verbreitung des Buddhismus von großem Nutzen. Er kaufte das Stück Land für den Preis von einem weißen Pferd, einer Perlenkette und einem Frauenkleid und ließ dort einen Palast erbauen, das älteste Bauwerk des Nord-Sakya-Klosters. Da der Berg Wenbo eine grauweiße Farbe hat und das Wort „grauweiß" in Tibetisch Sakya heißt, bekamen der Ort und das Kloster den Namen „Sakya". Später wurde hier eine wichtige Sekte des Lamaismus – die Sakya-Sekte – entwickelt.

Das Kloster, dessen Bau von Kongchog Galpo geleitet wurde, wurde später Nord-Sakya-Kloster genannt. 1268 ließ der fünfte Meister der Sakya-Sekte Chogyal Phagspa das Südkloster erbauen. Am Sitz des Nordklosters sieht man heute nur eine Ruine, das südliche Kloster ist noch immer gut erhalten.

Das Süd-Sakya-Kloster sieht von außen aus wie eine Burg. Es ist ein Beweis der politischen Beziehung zwischen der lokalen Verwaltung im alten Tibet und der zentralen Regierung der chinenesischen Dynastien. Das Kloster ist bekannt durch seine reichhaltigen historischen Denkmäler, darunter Sutren, Buddha-Statuen, Porzellanwaren und Wandgemälde. Daher trägt es den Ruf eines „zweiten Dunhuang".

Der Mönch Gyajang im Sakya-Kloster sagt uns, die große Sutrenhalle seines Klosters sei 5.700 m² groß und zehn Meter hoch. In der Halle können gleichzeitig 10.000 Mönche Sutren rezitieren. Es ist der Ort, an dem Buddha-Statuen und Statuen der Sakya-Meister verehrt werden.

„Das Sakya-Kloster war früher ein Kulturzentrum. Die Konstruktion des Klosters und seiner Buddha-Skulpturen war damals einzigartig, da die Sakya-Kultur die höchste ihrer Zeit war. Die Buddha-Statuen hier sehen anders aus als sonst wo. Diese zum Beispiel ist bereits 700 Jahre alt. Wir können sehen, dass das Herstellungsverfahren bereits eine sehr hohe Stufe erreicht hatte."

Am beeindruckendsten sind die Sutrenregale im Westen, Süden und Norden der großen Halle. Mit 80.000 Sutren bilden sie eine zehn Meter hohe und sechs Meter lange Wand. Die Sutrenregale erheben sich bis zum Dach der Halle. Ein atemberaubender Anblick! Allein die Erforschung der Sutrenkataloge erfordert mindestens 100 Jahre – einzigartig in Tibet, China und sogar der ganzen Welt.

In der Zeit der Sakya-Dynastie gab es in Tibet noch keine Drucktechnik. Alle hier aufbewahrten Sutren sind Handschriften auf herkömmlichem Tibet-Papier. Geschrieben wurden sie mit sieben Tinten jeweils aus Gold, Silber, Korallen, Türkis, Perlenpulver, Elfenbein sowie Knochenrelikten der Sakya-Meister. Zu bewundern sind die Sutrenbretter „Budja Drachen und Pferde". Sie wiegen 500 Kilogramm und gehören zu dem größten Sutrenband der Welt. Vier Mönche werden benötigt um ein Sutrenblatt zu heben.

„Der Überlieferung zufolge bleiben die Sutren im Sakya-Kloster glatt, solange Frieden in der Welt herrscht. Wenn die Welt in Chaos verfällt, geraten die Sutren durcheinander. Nach der Katastrophe stehen sie wieder wie vorher. Wir sorgen uns also nicht um die Aufbewahrung der Sutren. Auch wenn die Erde bebt und die Wände zusammenbrechen, wird die Sutrenwand keinesfalls zerstört."

Neben der Sutrenwand besitzt das Kloster auch die heute ganz wenig erhaltenen Palmblätter-Sutren. Geschrieben wurden diese auf Palmblättern aus dem alten Indien. Sie gehen auch auf die Zeit zurück, als Drucktechnik noch nicht entwickelt war. Die Palmblätter-Sutren haben eine Geschichte von 2.500 Jahren. Sie sind wichtige originale Materialien für die Erforschung der alten tibetischen Kultur, Sprache, Schrift bzw. des Buddhismus und der religiösen Kunst.

„Vor der Kulturrevolution gab es bei uns hier eine Bibliothek für Palmblätter-Sutren. Insgesamt über 500 Sutren wurden aufbewahrt. Ein Teil davon wurde zerstört. Ein anderer Teil von Museen ausgeliehen und nicht wieder an das Kloster zurückgegeben. Im Kloster sind heute nur noch 21 dieser Sutren erhalten. Diejenigen, die in der Stadtbibliothek Lhasa, im Museum von Tibet, in Noblinka, dem Residenzpalast vom Dalai Lama sowie im Potala-Palast ausgestellt sind, stammen also aus dem Sakya-Kloster."

Um die Kulturschätze besser aufzubewahren, hat das Sakya-Kloster ein Arbeitsteam unter Gyajang gebildet. Das Team ist nun dabei, alle alten Sutren zu scannen und einen elektronischen Katalog zu erarbeiten.

Übersetzt und gesprochen von: Qiu Jing

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