Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Eine Chance für alle
  2018-03-09 10:05:45  CRI

Als der chinesische Staatspräsident Xi Jinping vor rund fünf Jahren seine historische Initiative zum Bau einer neuen Seidenstraße zu Wasser und zu Lande publik machte, erfuhr sie seitens der internationalen Gemeinschaft breite Unterstützung. Im Mai 2017 veranstaltete China erfolgreich das erste „Gipfeltreffen für internationale Zusammenarbeit auf der neuen Seidenstraße", zu dem über 100 Staaten ihre Delegierten entsandten. China hat bisher mit mehr als 80 Ländern Kooperationsverträge unterzeichnet.

Deutschland gehörte zu den ersten Ländern, die diese Initiative begrüßten. In letzter Zeit sind die Diskussionen darüber in politischen und wirtschaftlichen Kreisen Deutschlands sowie in den Medien und Denkfabriken recht hitzig verlaufen. Es wurden einige sachliche Kommentare abgegeben, aber es gab auch einige Bedenken, Missverständnisse oder gar Warnungen. Als chinesischer Botschafter möchte ich an dieser Stelle gezielt die Vorstellungen und Positionen der chinesischen Seite zur neuen Seidenstraße darlegen.

Bei der Seidenstraßen-Initiative handelt es sich um ein internationales öffentliches Gut, das China der internationalen Gemeinschaft zur Verfügung stellt, und keinesfalls um eine „Globalisierung chinesischer Prägung". Die heutige Globalisierung folgt objektiven Regeln, nach denen die jeweiligen Länder sich auf der Grundlage ihrer eigenen Produktivkräfte entwickeln, ihre eigenen Stärken entfalten sowie sich länderübergreifend Arbeitsteilung, Austausch und Investitionen bis hin zu einer globalen Wertschöpfungskette herausbilden.

Sie bedient keineswegs den subjektiven Willen irgendwelcher Einzelpersonen. Daneben gibt es keine andere sogenannte „Globalisierung chinesischer Prägung" auf der Welt. Die Seidenstraßen-Initiative ist vielseitig ausgerichtet, um entwickelte Länder, Entwicklungsländer und Schwellenländer umfassend miteinander zu verknüpfen.

Die Seidenstraße fördert und ergänzt den augenblicklichen Globalisierungsprozess nach Kräften und haucht ihm neues Leben ein. China ist bereit, gemeinsam mit Deutschland und Europa zum Förderer und Gestalter dieser Globalisierung zu werden.

Keinerlei Hegemoniestreben

Die Seidenstraßen-Initiative ist integraler Bestandteil des augenblicklichen Weltwirtschaftssystems und dient keineswegs dazu, „die Welt umzugestalten" oder irgendein „System zu ersetzen". Es handelt sich um eine epochemachende Initiative, die Chinas umfassende Öffnung nach außen und seine konsequente Einbindung in die Global Governance bezeugt und zudem deutlich macht, dass China sich gänzlich in das bestehende globale System einordnet.

Obwohl es zahlreiche gängige internationale Mechanismen und Regeln gibt, an denen China nicht von Anfang an beteiligt war, sinnt es nicht etwa darauf, diese Mechanismen und Regeln zu zerschlagen. Die neue Seidenstraße bildet eine Ergänzung zum System der Weltwirtschaft und ist keineswegs eine Bedrohung für die bestehende Weltwirtschaft, auf der Grundlage des freien Handels beruhende internationale Handelsordnung oder gar eine Strategie, um den Westen in seinem Einfluss zurückzudrängen. China hat mit seiner Initiative weder eine Dominanz angestrebt noch versucht, in die Anrainerstaaten das eigene System zu exportieren, und wird das auch in Zukunft niemals tun.

Die Seidenstraßen-Initiative stellt eine Plattform der pragmatischen Zusammenarbeit dar und dient keineswegs als Instrument einer chinesischen Geostrategie. Wenn manche Menschen die Ansicht vertreten, China strebe mit Hilfe dieser Seidenstraße eine „Hegemonie" an, so handelt es sich hierbei um ein völlig überholtes Denken aus der Zeit des Kalten Krieges, das überhaupt nicht mehr zu der kulturellen DNA Chinas passt.

Als eine Initiative für die überregionale wirtschaftliche Zusammenarbeit betont die neue Seidenstraße die ausschlaggebende Rolle der Unternehmen, die dienende Rolle des Staates, die Regeln des Marktes, die internationalen Standards sowie das Prinzip des gemeinsamen Verhandelns, gemeinsamen Aufbaus und gemeinsamen Nutzens.

Die Kernaufgabe besteht darin, mittels Infrastruktur und Vernetzung die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu fördern. Die jeweiligen Anrainerstaaten sind sämtlich sowohl Teilhaber als auch Baumeister und Nutznießer, die gleichberechtigt den Gewinn einstreichen und zum wechselseitigen Vorteil zusammenarbeiten. Es handelt sich um keinen wirtschaftlichen Nothilfeplan und auch nicht um die Frucht geopolitischer Überlegungen, sondern um ein System der industriellen Arbeitsteilung, das auf den jeweiligen Stärken beruht.

Bei der Seidenstraßen-Initiative geht es um ein offenes und integratives Perspektivvorhaben und nicht etwa um einen exklusiven, abgeschotteten „kleinen Zirkel". Ganz wie Xi Jinping betont, beschreitet mit der neuen Seidenstraße nicht etwa eine Partei ihren kleinen Sonderweg, sondern eine „Symphonie" wird aufgeführt, an der die jeweiligen Länder gemeinsam teilhaben und von der sie gemeinsam profitieren.

Es ist keineswegs so, dass China allein einen Kuchen aufschnitte und sich selbst mit dem größten Teil belohnte, sondern die Anrainerstaaten sorgen gemeinsam für einen möglichst großen Kuchen und teilen ihn dann gemeinsam unter sich auf.

Wir unterstützen Europa

Seit die Initiative vor fünf Jahren vorgestellt wurde, hat China mit mehr als 20 Staaten erfolgreich eine Reihe von Kooperationsprojekten realisiert, die den betroffenen Ländern nahezu 1,1 Milliarden US-Dollar an Steuereinnahmen einbrachten und zudem 180 000 neue Arbeitsplätze schufen.

Die Seidenstraßen-Initiative unterstützt die europäische Integration und führt nicht etwa zu Spaltungstendenzen. Die Zusammenarbeit Chinas mit Mittel- und Osteuropa („16+1") ist ein integraler Bestandteil der Seidenstraßen-Initiative. Diese Zusammenarbeit beeinträchtigt oder zersplittert die chinesisch-europäische Zusammenarbeit in keiner Weise.

Wir respektieren die Gesamtordnung und das Rechtssystem der EU und achten ihre Regeln und Standards. In Wirklichkeit sind die Beziehungen der mittel- und osteuropäischen Mitgliedsländer zur EU ausgesprochen eng, und in der Wahrung der europäischen Einheit liegt auch die strategische Wahl der mittel- und osteuropäischen Staaten. Die „16+1"-Kooperation wird und kann die EU nicht spalten.

Ganz im Gegenteil wird China durch die Zusammenarbeit nach dem Modell „16+1" die reale Integration Europas unterstützen. Wegen genau dieser Zusammenarbeit werden Produkte wie etwa tschechisches Bier, polnische Äpfel sowie bulgarische Fruchtsäfte und Rosen-Elixiere noch viel zügiger auf den chinesischen Markt gelangen und dort das Angebot an Agrarartikeln bereichern.

Diese Zusammenarbeit ist ein gemeinsamer Wunsch von mittel- und osteuropäischen Mitgliedsländern sowie China, entspricht realistischen und langfristigen Interessen beider Seiten. Es hilft auch dabei, die Entwicklungslücke zwischen den mittel- und osteuropäischen Staaten zu den entwickelten Ländern Westeuropas zu verkleinern und fördert somit die Integration Europas.

Die Seidenstraßen-Initiative ist ein gewaltiges, langfristig angelegtes Projekt und zielt nicht bloß auf kurzfristigen Erfolg. China ist ein Land mit begrenzten Ressourcen und Fähigkeiten, das auf die aktive Beteiligung von Deutschland und Europa angewiesen ist.

Indem China und Europa sowie China und Deutschland entlang der neuen Seidenstraße die Zusammenarbeit planen, können sie sowohl wirtschaftlich gemeinsam profitieren als auch den Anrainerstaaten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung wie auch der Lebensumstände verschaffen, womit dann auch eine Verbesserung der inneren und äußeren Sicherheit in Europa einherginge.

Sichtbare Erfolge

Wir haben bereits einige sichtbare Erfolge vorzuweisen, wie zum Beispiel die 3 673 Züge, die im Jahre 2017 zwischen China und Europa verkehrten, 48 Prozent davon zwischen China und Deutschland. Dies entspricht genau dem von Deutschland vorgeschlagenen Ausbau eines Handelskorridors für den ungehinderten Warentransport auf dem Landwege zwischen Europa und Asien.

Die Asiatische Investitionsbank, in der Deutschland als größter außerregionaler Teilhaber vertreten ist, hat für die finanzielle Kooperation in der Seidenstraßen-Initiative solide Unterstützung geleistet. Die Deutsche Bank gehört zur ersten Gruppe der außerregionalen Finanzdienstleister für die Seidenstraßen-Initiative.

Ich erwarte, dass die Initiative einer neuen Seidenstraße zu Wasser und zu Lande von der deutschen Öffentlichkeit objektiv aufgenommen und gerecht bewertet wird. Die chinesische Seite begrüßt die Teilnahme der deutschen Wirtschaft an dieser Initiative und hofft, dass beide Seiten mit vereinten Kräften eine noch engere Zusammenarbeit entfalten.

Ich hoffe auch sehr, dass die neue Bundesregierung gemeinsam mit der chinesischen Regierung ein neues Kapitel der umfassenden strategischen Partnerschaft beider Länder aufschlagen wird.

Autor: Shi Mingde, Chinas Botschafter in Deutschland

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China