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Chan-Musical am Song-Berg: Tanz von Shaolin
  2016-04-09 16:49:41  CRI
Vor den mächtigen Gipfeln des Song-Gebirges unweit der Stadt Dengfeng in Henan erstreckt sich eine Kulisse der besonderen Art. Das „Große Chan-Musical von Shaolin" findet hier unter freiem Himmel inmitten des Waldgebietes statt. Beim Einlass am Abend ist es bereits stockdunkel, doch leuchten bei den ersten Klängen Pagoden, Brücken und ein Wasserfall farbig entlang der Steilwände auf. Es ist der Gesang der Mönche des Shaolin-Klosters in zarter instrumentaler Begleitung des Nationalorchesters und der Chinesischen Symphonie. Zum Einsatz kommen sowohl traditionelle chinesische als auch westliche Streich- und Blasinstrumente sowie rhythmisierende Trommeln zum Rauschen des Wasserfalls.

Der Chan-Buddhismus, um deren Inhalte sich das Musical entfaltet, betont die Einheit von Körper, Geist und Sinnen. Mao Rongjun (毛荣军), Produktionsmanager des Programms, erläutert in einem Interview, dass die Veranstalter des Musicals auf unterhaltsame und leicht zugängliche Weise dieses Prinzip den Zuschauern vermitteln möchten.

Wenngleich die Bestrahlung der Kulisse in allen Nuancen des Farbspektrums bisweilen überladen wirkt, findet dennoch eine geschickte Verbindung zwischen Musik, der Naturkulisse sowie der Darbietung von Kampfkünsten und Tanz statt. Die insgesamt rund 600 Darsteller, deren jüngster ein sechsjähriger Wushu-Kämpfer ist, verfügen alle über fundierte künstlerische Fähigkeiten, so Mao Rongjun. Sie sind erfahrene Musiker, Kongfu-Praktizierende sowie professionelle Tänzer aus ganz China.

Das Gesamtbild lässt erkennen, dass bei der Schaffung des Musicals große Meister am Werk waren. Die musikalische Planung unterliegt dem Komponisten Tan Dun, der heute in den USA lebt und für Werke bekannt ist, in denen er klassische chinesische Instrumente mit westlichen Prinzipien der Musik verbindet. Für die Komponente der darstellenden Kunst aus Wushu und chinesischen Volkstänzen konnte der renommierte Choreograph und Tänzer Huang Doudou gewonnen werden. Das Ergebnis der Zusammenarbeit dieser beiden Koryphäen ist eine Darbietung in fünf Akten, die ganz im Zeichen der Natur stehen und den Schlagworten Wasser-, Holz-, Licht , Wind- und Stein folgen. Erzählt wird dabei die Geschichte des Chan-Meisters Bodhidharma und der Gründung des Shaolin-Tempels. Während der Meister aus dem Wasser aufsteigt beginnen die Mönche mit ihren geschmeidigen Kampfübungen im Rhythmus des „Hölzernen Fisches" – eines Schlaginstruments aus Holz. Angeführt von einer tanzenden Hirtin läuft selbst eine Herde aus Schafen durch die Szenerie – wohlgemerkt nicht immer ganz im Rhythmus.

Trotz der Reizüberflutung, die dem schnellen Wechsel knalliger Farben geschuldet ist, verlassen die zahlreichen Zuschauer das Open-Air-Theater mit einem angenehmen Gefühl der Leichtigkeit und einem Lächeln auf den Lippen. Möglicherweise wird man auch in Europa in absehbarer Zeit das Spektakel bewundern können. Mao Rongjun plant derzeit eine Expansion des Stückes in die ganze Welt. Die größte Herausforderung werde hierbei jedoch ein angemessener Ersatz für die Naturkulisse des Song-Bergs sein. Bis man eine Lösung gefunden hat, wird man sich außerhalb Henans mit der kürzlich herausgebrachten DVD zufriedengeben müssen.

Text und Fotografien: Miriam Nicholls

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