Die chinesische Polizei hat Dai Xuemin, den ersten flüchtigen „meist Gesuchten" festgenommen. Der 57-Jährige konnte gefasst werden, nachdem die Interpol Steckbriefe auf 100 geflüchtete Korruptionsverdächtige ausgestellt hatte.

Dai ist ehemaliger Manager einer Treuhand- und Investitionsfirma in Shanghai und steht unter dem Verdacht, 11 Millionen Yuan (1,7 Millionen Euro) unterschlagen zu haben. Der Disziplinarkommission der KP Chinas zufolge wurde Dai auf einem chinesischen Flughafen festgenommen.

Gemäß einem Bericht der Beijing News war Dai im August 2001 aus China geflohen, um gesetzlicher Bestrafung auszuweichen. Er soll nach Belize, in die USA oder nach Südkorea geflüchtet sein.

Am Samstagvormittag wurde er festgenommen, als er mit einem gefälschten Personalausweis und einem ausländischen Pass zurückkehrte. Der Disziplinarkommission der KP Chinas zufolge wurde er mittlerweile in Haft genommen. In seinem Fall wird weiter ermittelt.

Am Mittwoch hatte Interpol eine Namensliste von 100 flüchtigen Chinesen ausgestellt. Die meisten davon werden weltweit gesucht, darunter 77 Männer und 23 Frauen mit Verwicklung in Korruption.

Die meisten Geflüchteten stehen sind wegen Veruntreuung, Amtsmissbrauch, Korruption und Bestechung angeklagt. Viele von ihnen sind in die USA, nach Kanada oder Singapur geflohen.

Das Ministerium für öffentliche Sicherheit hat andere Staaten aufgerufen, China bei der Rückführung der Geflüchteten zu unterstützen, damit ihnen hier der Prozess gemacht werden könne.

Unter den 100 Verdächtigen rangiert Yang Xiuzhu, die ehemalige Vizedirektorin des Aufbauamts der Provinz Zhejiang, auf dem 1. Platz. Sie solle 2003 in die USA und dann nach Singapur bzw. in die Niederlande geflüchtet sein.

Der Disziplinarkommission der KP Chinas zufolge hatte die niederländische Polizei Yang im Jahr 2005 verhaftet. Damals hatte sie sich in einem kalten, feuchten Kellergeschoß in Rotterdam versteckt gehalten. Die Justizbehörden der Niederlande haben bereits den Prozess zur Auslieferung von Yang in Gang gesetzt.

Laut Berichten von CCTV steht Yan Yongming, der ehemalige Präsident der Tonghua Jinma Pharmagruppe in der Provinz Jilin, unter dem Verdacht der Korruption und befindet sich auf der 5. Stelle der Liste. Er wird ebenfalls für gesetzlichen Prozess aus Neuseeland nach China ausgeliefert. Chinas zuständige Behörden sollen das Auslieferungsverfahren von Yan aushandeln.

CCTV zufolge hatte Yang ein chinesisches Aphrodisiakum-Unternehmen erworben. Die Firma hatte daraufhin enorme Verluste gemacht, die Einbußen erreichten 584 Millionen Yuan. Yang flüchtete 2001 nach Australien und Neuseeland.

Nach der Disziplinarkommission der KP Chinas gilt die Interpol-Liste als ein Teil der Aktion „Sky Net", die Anfang April initiiert wurde. Ziel ist es, nach chinesischen korrupten Beamten zu fahnden, die weiterhin auf freiem Fuß im Ausland sind, besonders in den USA, Kanada und Australien, und ihr Eigentum zu beschlagnahmen.