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Ein-Kind-Prämie in China auf dem Prüfstand
  2014-09-02 15:03:16  cri

 

Seit 1982 erhält in China jede Familie, die nur ein Kind hat, vom Staat eine monatliche Prämie von fünf Yuan – bis zum heutigen Tag. Trotz höherer Lebenskosten gab es in den meisten Provinzen keine Erhöhung. Wie soll es mit der Prämienpolitik weitergehen? An die neuen Verhältnisse anpassen oder gleich ganz abschaffen?

Frau Fan aus Beijing ist über 60 Jahre alt. Sie kramt ein Zeugnis mit goldenen Schriftzeichen hervor, auf dem es wörtlich heißt: „Zeugnis für ehrenhafte Einzelkind-Eltern". Das Zeugnis gehört der Tochter von Frau Fan, die vor drei Jahren einen Sohn auf die Welt brachte und daraufhin die Urkunde vom Staat erhielt. Viel wichtiger als das Schriftstück war lange Zeit die Prämie die damit einherging. Familien, die nur ein Kind haben, wurden und werden vom Staat zusätzlich unterstützt. Doch die Tochter von Frau Fan weiß gar nicht, ob sie dieses Geld bekommen hat oder nicht.

„Sie hat gar keine Ahnung, ob das Geld schon da ist oder nicht. Sie kümmert sich gar nicht darum. Vielleicht weil es einfach zu wenig ist. Mit fünf Yuan kann man heutzutage nichts machen. Dafür kriegt man nicht mal ein halbes Kilo Eier."

Um das Bevölkerungswachstum zu bremsen, wurde in China vor mehr als 30 Jahren die Ein-Kind-Politik eingeführt. Kurz darauf, 1982, trat die Prämienpolitik für Familien mit Einzelkindern in Kraft. Jedes Ehepaar, das nur ein Kind hat, bekommt jeden Monat eine Prämie von fünf Yuan - umgerechnet etwa 60 Eurocent. Die Prämie ist als Beitrag zur medizinischen Versorgung des Kindes gedacht. Die Kosten werden vom Arbeitgeber des Ehepaares gemeinsam getragen. Nach dem 14. Lebensjahr des Kindes endet der Anspruch auf diese Prämie.

Fünf Yuan hatten damals eine ganz andere Kaufkraft als heute: In den 80er Jahren verdienten viele weniger als 50 Yuan im Monat. Die fünf Yuan Prämie waren also etwa ein Zehntel des Gehalts. Damals konnte man mit einem Yuan immerhin 13 Eier kaufen.

Während Familien, die die Ein-Kind-Politik befolgen, belohnt werden, kommt auf Haushalte mit mehr als einem Kind eine Strafe zu. Die sogenannte „Gebühr zur gesellschaftlichen Pflege", die Eltern für ihr zweites Kind bezahlen müssen, ist von 2000 Yuan vor 30 Jahren auf mittlerweile 200,000 Yuan verhundertfacht worden.

In den letzten Jahren ist die Einzelkind-Prämie in einigen Provinzen erhöht worden, aber auch nur von fünf auf 10-30 Yuan. Viel zu wenig, finden die meisten Eltern.

„Je nachdem, wie stark die Preise angsteigen, sollte auch die Prämie entsprechend erhöht werden. Wenn sich der Preis verzehnfacht hat, dann sollte die Prämie auch verzehnfacht werden. Naja, fünf mal zehn, 50 Yuan, das ist eigentlich auch nicht viel."

Wenn sich die Prämie entsprechend der Strafzahlung für ein zweites Kind verhundertfachen würde, wären sie zufrieden, scherzten bereits einige Internetnutzer. Wie also soll es nun mit der Prämienpolitik weitergehen? Einige meinen, dass diese Prämie keinen Sinn mehr macht, da die Ein-Kind-Politik immer weiter gelockert werde. Die Mehrheit scheint jedoch eine Anpassung des Satzes zu befürworten, wie auch der Literatur-Nobelpreisträger Mo Yan. Er meint, die Ein-Kind-Politik habe in den vergangenen 30 Jahren viel zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes und zum Wohlstand der Bevölkerung beigetragen. Die Eltern, die ausschließlich ein Kind haben dürfen, sollten daher stärker belohnt werden.

Tang Jun von den chinesischen Akademien der Sozialwissenschaften hat eine recht genaue Vorstellung davon, wie hoch der Satz sein müsste.

„100 bis 200 Yuan im Monat, das ist mein Vorschlag. Wer genau es finanziert, kann man diskutieren. Meiner Meinung nach würde diese Summe zumindest aus materieller Sicht Sinn machen."

Die südchinesische Inselprovinz Hainan ist bereits mit gutem Beispiel vorangegangen. Eltern von Einzelkindern erhalten auf der Tropeninsel neuerdings mindestens 100 Yuan im Monat bis ihr Kind volljährig ist.

Verfasst von: Zhu Liwen
Gesprochen von: Huang Gang

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