Wir über uns Kontakt Jobs Fragen? Archiv
Hochzeitssitten und -gebräuche in China

China hat eine lange Geschichte. Und im Verlauf einer so langen Geschichte gibt es viele Veränderungen und immer wieder neue Entwicklungen, und das gilt natürlich auch für die Sitten und Gebräuche rund ums Heiraten. Anderseits gibt es natürlich auch sehr langlebige und stabile Elemente wie beispielsweise die Atmosphäre bei einer Hochzeit. Feierlichkeit, Herzlichkeit, Fröhlichkeit und Glücklichkeit sind ziemlich bleibende Werte.

Die Ehe im alten China bestand aus 6 Elementen, auf Chinesisch "Liu Li". Mit Liu Li werden die sechs Elemente im Zusammenhang mit einer Eheschließung bezeichnet. Dies sind die Elemente Nacai, Wenming, Naji, Nazheng, Qingqi und Yingqin. Nacai heißt auf Deutsch "Geschenk akzeptieren". Damit ist folgendes gemeint: Wenn ein Junge ein Auge auf ein Mädchen geworfen hatte, musste er zunächst einmal eine Ehe-Vermittlerin beauftragen. Die wurde dann bei den Eltern des Mädchens vorstellig. Ohne eine solche Vermittlerin verlor die Familie des Jungen jegliches Ansehen. Zumal die Eltern des Jungen nicht nur der Vermittlerin, sondern vor allem auch den Eltern des Mädchens angemessene Geschenke übermitteln mussten. Wenn die Familie des Mädchens diese Geschenke nun akzeptierte, dann bedeutete dies, dass einer Aufnahme verwandtschaftlicher Beziehungen mit der Familie des Jungen durch eine Heirat Nichts im Wege stand. Das erste Element war also die Geschenkannahme Nacai.

Und der zweite Schritt hieß dann Wenming. Die Ehe-Vermittlerin musste einen Zettel mit den Namen und dem Geburtsdatum und -Zeitpunkt des Mädchens bei den Eltern erbitten und dann mit diesem und einem ebensolchen Zettel mit den Informationen des Jungen in einem Tempel oder Kloster eine Schicksalsdeutung zur geplanten Heirat wahrsagen lassen. Die dabei erteilten Wahrsagungen heißen auf Chinesisch Bazi. Es war nun ganz wichtig im alten China, ob die jeweiligen Bazi für die beiden jungen Leute zueinander passen.

Wenn die beiden Weissagungen passten, kam der nächste Schritt, Naji genannt. Ebenfalls ein Weissagungsschritt, entsprach dieser fast genau dem vorangegangenen zweiten Schritt und fiel deshalb einer Reform in der von 1368-1644 herrschenden Ming-Dynastie zum Opfer.

Im nächsten Schritt Nazheng wird die Familie des Mädchens einige Forderungen an die Familie des Jungen richten, und die Familie des Jungen muss diese dann erfüllen. Die geforderten Dinge wurden in das Haus der Familie des Mädchens gebracht.

Wenn beide Familien miteinander zufrieden sind und die Familie des Mädchens alle Geschenke akzeptiert, gilt das als Verlobung und damit als wichtigster Teil der Hochzeitsvorbereitungen. Obwohl die Verlobung nur ein Gewohnheitsrecht in China war, spielte sie aber eine ebenso wichtige Rolle, wie ein gesetzlich verbrieftes Recht. Die Verlobung war insofern rechtlich bindend, als damit die spätere Heirat der beiden jungen Leute unabänderlich besiegelt war und daran nichts mehr verändert werden durfte. Das bedeutet, sie durften sich danach nicht mehr anderweitig verloben. Sollte dies doch geschehen, würde es den Ruf beider Familien ruinieren.

Aber das wollte natürlich niemand riskieren, deshalb ging alles weiter seinen geregelten Gang. Beide Familien legten dann gemeinsam mit der Ehe-Vermittlerin und einigen alten weisen Leuten bei einem gutem Schnaps einen glückverheißenden Tag nach dem traditionellen Mondkalender fest, an dem die komplizierte und feierliche eigentliche Hochzeit stattfinden würde. Diese Prozedur der Festlegung des Hochzeitstages war das sogenannte Qingqi. Normalerweise wurde die Hochzeit an einem Tag während des traditionellen chinesischen Neujahrs- oder Frühlingsfestes veranstaltet.

Der letzte Schritt war dann die Hochzeit selbst, auf Chinesisch Yingqin. Bisher kannten sich die beiden jungen Leute nicht persönlich. Das Mädchen durfte den Bräutigam vor der Hochzeit nicht sehen.

An dem Tag bereiteten sich beide Familien seit Tagesanbruch auf die Hochzeit vor. Angesagt war die Farbe rot für Braut und Bräutigam. Rot bedeutet in China nicht nur Fröhlichkeit, sondern vertreibt auch böse Geister. Rote Schriftzeichen "Glück", eine rote Oberseite der Steppdecke, rote Papierlaternen, rote Kleidung, rote Schuhe usw...Die Braut trug sogar einen roten Brautschleier. Die Familie des Jungen mussten dann die Braut vor 12 Uhr von ihrer Familie abholen. Wenn die Braut mit Brautschleier auf dem Kopf ihre Familie verließ, durfte und musste sie weinen, um zu zeigen, dass sie sich von ihrer Familie nicht trennen wollte. Nachdem die Braut bei der Familie des Bräutigams eingetroffen war, begann die offizielle Hochzeitzeremonie. Die Braut musste zuerst über ein Becken mit Feuer schreiten. Die Bedeutung war, alles Unglückliche zu verbrennen und ein blühendes Leben nach der Heirat zu haben.

Das künftige Ehepaar sollte dann in der Halle des Hauses den Himmel und die Erde anbeten, dann die Eltern beider Seiten und schließlich auch einander. Nach dem zeremoniellen Kotau während der Vermählung wurden sie in die Brauthöhle geschickt, auf Chinesisch "Songru Dongfang".

Und erst in der Brauthöhle, also im Schlafzimmer, wird der Bräutigam den Schleier seiner Braut lüften. Nach dem Hochzeitstrunk werden die beiden sich gegenseitig einige Haarsträhnen abschneiden und sie als Eheunterpfand aufbewahren.

Die Hochzeitsfeier fand am Abend statt, und zwar in Gestalt eines Hochzeitbanketts, auch Hochzeitsumtrunk genannt. Dieses Bankett wurde als Höhepunkt der Hochzeitzeremonie bezeichnet. Bei dem Bankett musste die Braut persönlich den Gästen Schnaps einschenken, um den Gästen für die Anwesenheit zu danken. Zum Schluss kam dann noch etwas Interessantes:

Die Chinesen nennen das "Nao Dongfang", auf Deutsch also ungefähr "das Brautpaar am Hochzeitabend necken und aufziehen". Die Teilnehmer sind normalerweise junge ledige Leute. Sie werden dem Brautpaar harte Proben stellen. Da muss das Brautpaar interessante oder knifflige Aufgaben lösen oder etwas vorführen. Damit wird die Hochzeitzeremonie noch fröhlicher und das Paar selbst die Zeremonie lebenslang nicht vergessen.

© China Radio International.CRI. All Rights Reserved.
16A Shijingshan Road, Beijing, China