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Nach Süden fahren wollen, während der Wagen nach Norden gerichtet ist

Die Zeit vom 5. Jahrhundert v.Chr. bis zum 3. Jahrhundert v.Chr. nennt man die Periode der Streitenden Reiche in China. Damals gab es mehrere Reiche, die ständig gegeneinander kämpften. Und es existierten viele Berater, die jeweils für ihre Könige Ratschläge erteilten und Pläne schmiedeten. Die Berater gebrauchten oft Metaphern, damit die Könige ihre Ratschläge gern akzeptieren wollten. Die Geschichte "Nan Yuan Bei Zhe" ist eben eine solche Metapher, die der Minister Ji Liang des Wei-Reiches einmal seinem König erzählte.

Während der Periode der Streitenden Reiche wollten die starken Könige immer eine dominierende Position in allen Reichen anstreben. Der König des Wei-Reiches, der Führer aller Reiche werden wollte, plante, die Hauptstadt des Zhao-Reiches Handan anzugreifen, um das Zhao-Reich zu unterwerfen. Ji Liang, ein Minister des Wei-Reiches, machte damals gerade eine Dienstreise außerhalb seines Reiches. Als er dies erfuhr, war er sehr beunruhigt. Er eilte ins Wei-Reich zurück und, ohne sich das Gesicht zu waschen und sich umzukleiden, lief schnurstracks in den Palast zur Audienz bei seinem König

Der Wei-König war dabei, den Angriff auf das Zhao-Reich zu planen. Als er Ji Liang sah, fragte er:"Warum kommst du so eilig zu mir?" Ji Liang antwortete:"Eure Majestät, ich habe unterwegs etwas Merkwürdiges gesehen. Und ich möchte Sie sofort darüber informieren." Der Wei-König war ganz neugierig und fragte danach. Ji Liang erwiderte:"Gerade habe ich einen Wagen gesehen, der nach Norden fuhr. Ich fragte den Mann auf dem Wagen:'Wohin reisen Sie?' Er antwortete:'Ich fahre zum Chu-Reich.' Ich war sehr überrascht und sagte:'Das Chu-Reich liegt in Süden. Warum fahrt Ihr nach Norden?' Der Mann sagt ganz gleichgültig:'Mein Pferd ist ein Pferd erster Klasse. Ich werde ganz sicher das Chu-Reich erreichen.' Ich war noch mehr überrascht und sagte zu ihm:'Selbst wenn Ihr Pferd große Klasse ist, dieser Weg führt nicht in das Chu-Reich.' Er sagte:'Keine Sorge! Ich habe sehr viel an Reisekosten mitgebracht.' Ich sagte zu ihm:'Selbst wenn Sie viel Geld dabei haben, auf diesem Weg erreichen Sie niemals das Chu-Reich.' Er lachte aber nur und sagte:'Na und? Meine Fahrtechnik ist sehr gescheit!' Eure Majestät, er hörte nicht auf meine Mahnung fuhr weiter nach Norden." Der Wei-König lachte und sagte:"Das ist wirklich der dümmste Mann unter dem Himmel!" Ji Liang sagte weiter:"Eure Majestät, wollen Sie Führer aller Reiche werden? Dann müssen Sie zuerst das Vertrauen aller Reiche gewinnen. Sie stützen sich jetzt darauf, daß Ihr Territorium größer als das des Zhao-Reiches und Ihre Truppen stärker als die des Zhao-Reiches sind. Ssie wollen das Zhao-Reich unterwerfen, um Ihr Ansehen zu erhöhen. Wenn Sie dies täten, würden Sie immer mehr von Ihrem Ziel abgelenkt. Das ist gerade wie der Mann, der in das Chu-Reich möchte und ausgerechnet nach Norden fährt. Je weiter er geht, desto ferner ist er dem Chu-Reich entfernt!"

Erst jetzt verstand der Wei-König, daß Ji Liang mit dieser Metapher ihn warnen wollte. Er dachte eine Weile nach und fand Ji Liangs Worte einleuchtend. So sagte er den geplanten Angriff auf das Zhao-Reich ab.

Von dieser Geschichte ist das Idiom "Nan Yuan Bei Zhe" entstanden. "Yuan" ist die Deichsel und bedeutet in diesem Fall die Vorwärtsrichtung des Wagens. "Zhe" ist die Wagenspur und bedeutet den Weg, auf dem der Wagen fährt. Das Idiom "Nan Yuan Bei Zhe" bedeutet eigentlich, daß der Wagen, der in den Süden will, nach Norden fährt. In China beschreibt man oft mit diesem Idiom die Lage, wobei die tatsächliche Aktion das Gegenteil zu dem geplanten Ziel bedeutet.

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