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Die fünf Blütezeiten in der chinesischen Geschichte

In der über 2000-jährigen chinesischen Feudalgeschichte sind einige wichtige historische Epochen als "Blütezeiten" bezeichnet worden. Z. B. gelten die "Wen-Jing-Regierungszeit der Kaiser Wendi und Jingdi" in der Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. - 25 n. Chr.), die während der späteren Regierungszeit des Kaisers Wudi ihren Gipfel erreichte, die "Kaiyuan-Blütezeit" der Tang-Dynastie (618-907) nach der Regierungszeit "Zhenguan" des Kaisers Taizong, die "Yong-Xuan-Blütezeit der Kaiser Yongle und Xuande" der Ming-Dynastie (1368-1644) und die "Kang-Yong-Qian-Blütezeit der Kaiser Kangxi, Yongzheng und Qianlong" der Qing-Dynastie (1644-1911) als prosperierende Zeiten. Außerdem wird die "Blütezeit der Streitenden Reiche", die eher unbekannt ist, als historische Blütezeit erwähnt. Besonders die "Kaiyuan-" und "Kang-Qian-Periode" werden von Historikern als florierende Epochen hervorgehoben.

Alle diese fünf Blütezeiten waren nach großen Unruhen in den vorherigen Dynastien entstanden und erreichten während des Aufschwungs der neuen Dynastien allmählich ihren Höhepunkt. Auf den Ruinen der Qin-Dynastie wurde eine neue feudale Dynastie, die Westliche Han-Dynastie, errichtet und erreichte nach über 170 Jahren der erfolgreichen Restaurationspolitik ihre Glanzzeit. Die "Kaiyuan-Blütezeit" der Tang-Dynastie entstand mit der Wiederherstellung der Ordnung nach den großen Unruhen am Ende der Sui-Dynastie (581-618). Dazwischen lagen rund 100 Jahre voller Auf und Ab. Die Ming-Dynastie unterdrückte alle Oppositionskräfte und vertrieb die Adligen der vorhergehenden Yuan-Dynastie jenseits der Großen Mauer nach Norden. Damit einte die Ming-Dynastie das ganze Land und nach rund 50 Jahren festigte sich wieder eine Phase der Prosperität, die "Yong-Xuan-Blütezeit". Ab der Mitte der Regierungszeit "Wanli" des Kaisers Shenzong brachen mehrere Unruhen aus und nach Kaiser Xizong und Kaiser Chongzhen herrschte großes Chaos, das vor dem Einmarsch der Qing-Truppen über den Shanhaiguan-Pass bereits ein halbes Jahrhundert andauerte. Nach der Besetzung Zentralchinas vernichtete die Qing-Dynastie im Laufe der 20 Jahre die zwei aufständischen Bauernarmeen unter der Leitung von Li Zicheng und Zhang Xianzhong und unterdrückte die restlichen Kräfte der Ming-Dynastie in Südchina. Man kann sagen, dass die Qing-Dynastie auf der Basis der großen Unruhen am Ende der Ming-Dynastie erstarkte. Nach rund 70 Jahren entwickelte sich aus den großen Unruhen wieder Ordnung. Die Lage zur Zeit der Streitenden Reiche (475 - 221 v. Chr.) war ein wenig komplexer. Es existierten damals sieben Reiche und diese Epoche war durch stürmische Entwicklungen geprägt. Nach dem "Zusammenbruch der Ethik und dem Untergang der Kunst" während der Frühlings- und Herbstperiode (770 - 476 v. Chr.) sowie nach langandauernder Annexion bot sich eine komplett neue politische Lage. Die Reiche blieben für lange Zeit relativ stabil und wurden schließlich durch das Qin-Reich vereinigt, womit der Höhepunkt der Friedensordnung verwirklicht wurde.

Alle Blütezeiten hatten gemeinsame Merkmale. Dazu gehörten u. a.: die Vereinigung des Landes, wirtschaftliche Prosperität, stabile politische Lage, friedliche Gesellschaft, starke Staatsmacht und blühende Kultur.

Während der Frühlings- und Herbstperiode (770 - 476 v. Chr.) kam es zu einem Zusammenbruch der Ethik und dem Untergang der Kunst. Konfuzius betrachtete diese Epoche als "unruhige Zeit" (luanshi). Es deuteten sich allerdings auch schon der anstehende Zusammenbruch des alten Systems und die Herausbildung eines neuen Systems an. In der Periode der Streitenden Reiche führte Li Kui im Wei-Reich und Wu Qi im Chu-Reich Reformen durch. Später erstarkten auch die Reiche Qin, Han, Qi, Zhao und Yan auf Grund der durchgeführten Reformen. Besonders umfassend waren die Reformen von Shang Yang im Qin-Reich, wodurch dieses stärker als die anderen sechs Reiche wurde. Obwohl die Reformen nicht in allen Reichen im gleichen Ausmaß durchgeführt wurden, vollzog sich die Wandlung der Sklavenhaltergesellschaft zum Feudalsystem.

In der Westlichen Zhou-Dynastie (11. Jahrhundert - 770 v. Chr.) war von einem Lehnssystem geprägt. Nach den gegenseitigen Annexionen während der Frühlings- und Herbstperiode blieben in der Periode der Streitenden Reiche nur sieben Reiche über. Diese territoriale Aufteilung weist zu der in späterer Zeit große Unterschiede auf. In der Xia-, Shang- und Zhou-Dynastie vor der Qin-Zeit war das Reich noch nicht wirklich geeint, sondern es bestand eine Union der Stämme der Xia, Shang und Zhou mit letzteren als Zentrum. Deshalb wird die Periode der Streitenden Reiche nicht als Phase der Desintegration betrachtet. Die Entwicklung von unzähligen Kleinreichen der Frühlings- und Herbstperiode zu den sieben Reichen der Periode der Streitenden Reiche war ein großer Fortschritt und gipfelte in der endgültigen Einigung der sieben Reiche durch die Qin und in der Errichtung eines einheitlichen Zentralstaats durch den ersten Qin-Kaiser.

Zu Beginn der Qin-Dynastie wurden die anderen sechs Reiche annektiert, das Lehnswesen abgeschafft und das System von Präfekturen und Kreisen etabliert. Alle Macht wurde von der Zentralregierung, nämlich dem Kaiser, ausgeübt. Die in der Frühlings- und Herbstperiode entstandene Theorie "große Vereinigung" wurde zum ersten Mal praktisch umgesetzt. Ab diesem Zeitpunkt galt der Grad an territorialer Integration als Gradmesser für gesellschaftliche Entwicklung. Das bedeutet natürlich nicht, dass Vereinigung als absolut richtig und Spaltung unbedingt falsch angesehen werden soll. Wenn die Politik gegen Ende einer Dynastie äußerst korrupt war und die wirtschaftliche Entwicklung stagnierte oder sich sogar in einer Rezession befand, dann galt eine Spaltung des vereinigten Landes z. B. durch einen Bauernaufstand als unumgänglich und wurde toleriert, bzw. sogar als positive Entwicklung angesehen. Allerdings sollte das Land nach der Spaltung früher oder später wieder vereinigt werden. Ein altes chinesisches Sprichwort lautet: "Nach der langandauernden Spaltung wird das Land bestimmt wieder vereinigt." Dies ist die zyklische Entwicklung der chinesischen Geschichte. Die positive Rolle der "großen Vereinigung" ist darauf zurückzuführen, dass sie eine stabile gesellschaftliche Lage bot, der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktion diente und der Verbesserung des Lebens des Volkes zugute kam. Deshalb wird das Ausmaß der Umsetzung der "großen Vereinigung" als wichtiges Kriterium zur Beurteilung einer "Blütezeit" betrachtet.

In der Westlichen Han-Dynastie gilt die Regierungszeit von Kaiser Wendi (179-157 v. Chr.), von Kaiser Jingdi (156-141 v. Chr.) und von Kaiser Wudi (140-87 v. Chr.) als Periode der Erweiterung des Territoriums. Im Norden wurden die Hunnen nach einer über 50 Jahre andauernden Kriegsphase durch die Han-Dynastie besiegt und in Gebiete nördlich der Wüsten vertrieben. Die ursprünglich von den Hunnen besetzten Gebiete südlich der Wüsten sowie der Hexi-Korridor wurden ins Reich der Han-Dynastie aufgenommen. Die Gebiete westlich des Yumenguan-Passes und Südxinjiang wurden in der Han-Dynastie als "westliche Regionen" bezeichnet und standen ebenfalls unter der Herrschaft der Zentralregierung. Im Osten besiegte die Han-Dynastie Korea und nahm Teile der Gebiete des östlichen Liaoning ein, die vorher von Korea regiert worden waren. Das Staatsgebiet der Han-Dynastie wurde auch gegen Süden, Südwesten und Südosten ausgebaut und damit zählten die von nationalen Minderheiten bewohnten Gebiete im heutigen Guangdong, Yunnan, Zhejiang und Fujian ebenfalls zum Territorium der Zentralregierung. Während der Regierung des Kaisers Wudi erreichte die Vereinigung des Landes eine größere Ausdehnung als während der Qin-Dynastie.

Während der Blütezeit der Tang-Dynastie erreichte die Landeseinigung gegenüber der Han-Dynastie eine noch weitere Ausbreitung, wodurch die Han- und die Tang-Dynastie gleich bekannt sind. Die Tang-Dynastie besiegte im Nordwesten das Tujue-Volk und gründete die Anxi-Grenzfestung. Im Nordosten besiegte das Kaiserreich Koguryo vernichtend und gründete die Andong-Grenzfestung. Zudem wurde in Heilongjiang die Heishui-Gouverneurresidenz errichtet, um die Nordostgebiete zu verwalten. In der Kaiyuan-Blütezeit war das Territorium um einiges größer als während der Westlichen Han-Dynastie.

Während der Han- und Tang-Dynastie wurde das Territorium in beispiellosem Ausmaß vereinigt und damit gelten sie als zwei wichtige geschichtliche Phasen im Zuge des Ausbaus des chinesischen Reiches.

Während der Yongle- und der Xuande-Zeit in der Ming-Dynastie griffen die Truppen des Kaiserreiches vom Norden und Nordwesten die Nachkommen der vorherigen Yuan-Dynastie an und brachten damit die Nord- und Südgebiete der Wüsten unter Kontrolle. Die Gebiete im Südwesten und Süden (Yunnan, Guizhou und Sichuan) wurden von ernannten Stammeshäuptlingen regiert und standen unter der Herrschaft der Zentralregierung. Im Norden von Kaiyuan im Nordosten bis nördlich des Äußeren Xing'an-Gebirges und östlich bis Kuwu (die Kuye-Insel) wurden Grenzschutzbehörden errichtet. In Telin in Heilongjiang wurde das Nurgan-Gouverneursamt gegründet, um alle Grenzschutzbehörden zu verwalten. Nachbarländer wie heutiges Vietnam, Thailand und Korea gehörten zu Satellitenstaaten der Ming-Dynastie. Nach der Yongle- und der Xuande-Zeit wurden die Gebiete nördlich und nordwestlich der Großen Mauer von den Mongolen besetzt. Zwischen den Mongolen und der Ming-Dynastie kam es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen und das Territorium des Kaiserreiches wurde verkleinert. In Hinsicht auf die Größe des Territoriums und den Grad der Einigung erreichte neben der Yuan-Dynastie nur die Kang-Yong-Qian-Blütezeit der Qing-Dynastie größere Bedeutung als die Han- und Tang-Dynastie. Kaiser Yongzheng kündigte an: "Seit Alters her gibt es weltweit kein Land, dessen Territorium mit dem meiner Dynastie vergleichbar ist." "Jetzt stehen alle Landesteile unter Herrschaft des Hofes. Überall sind die Sitten und Gebräuche der Zentraldynastie verbreitet und alle Nationalitäten und Nachbarländer sind mit dem Kaiserhof befreundet." In Wirklichkeit wurden erst im 24. Jahr der Regierungszeit des Kaisers Qianlong die Rebellionen des Qonggol-Stamms im Westen niedergeschlagen. Damit standen Qinghai, Xinjiang und Tibet zur Gänze unter der Herrschaft der Zentralregierung. In den westlichen Gebieten, nämlich östlich des Barkasch-Sees und der Gebiete nördlich bzw. südlich der Wüsten, wurde das Bund- und Bannersystem praktiziert. In den südwestlichen Gebieten wurde das System der Ernennung der Stammeshäuptlinge abgeschafft. Die nordöstliche Grenze des Territoriums der Qing-Dynastie war das Gebiet nördlich des Heilongjiang-Flusses und südlich des Äußeren Xing'an-Gebirges und die östliche Grenze bildeten die Gebiete östlich des Ussuri-Flusses bis zum Meer. Damals lebten bereits mehr als 50 Nationalitäten unter einer Zentralregierung zusammen. Die zwei Qing-Kaiser Kangxi und Qianlong bauten die Einigung des Landes aus und durchbrachen die traditionellen Auffassungen im bezug auf Lehnsfürsten und nationalen Minderheiten. Seit der Regierungszeit von Kangxi verzichtete der Qing-Hof auf den weiteren Ausbau der Großen Mauer. Damit wurde die Abgrenzung, die in den letzten 2000 Jahren praktiziert wurde, abgeschafft und die Vereinigung aller Nationalitäten verwirklicht. Dies bildet die Grundlage des heutigen chinesischen Territoriums und des Vielvölkerstaats.

Jede Blütezeit bedeutete langandauernde Stabilität und Prosperität durch die Vereinigung des Reiches. Die Produktion entwickelte sich stetig, die Getreideerträge waren ausreichend und die Staatskasse war gut gefüllt. Die Regierungszeit des Han-Kaisers Wudi war über 60 Jahre durch wirtschaftliche Prosperität geprägt. Es herrschte Frieden und Stabilität und die Staatsfinanzen waren gut. Während der Zeit "Kaiyuan" und "Tianbao" in der Tang-Dynastie konnten in jedem Haushalt Getreidereserven angelegt werden. "Die Getreidelager sind reichlich gefüllt und es gibt lange gelagertes und bereits verdorbenes Getreide." Während der Yongle- und Xuande-Zeit der Ming-Dynastie "führten die Massen ein wohlhabendes Leben, und die Getreidespeiche sind voll." "Die Getreidevorräte sowohl der Zentralregierung als auch der Lokalregierungen waren mehr als reichlich und Armee und Volk lebten in Reichtum." Während der Kangxi-Zeit in der Qing-Dynastie stiegen die Staatsreserven weiter an. Ab dem 50. Jahr der Kangxi-Zeit wurde innerhalb von drei Jahren in jeder Provinz des Landes eine Woche lang ein allgemeiner Abgaben- und Steuererlass gewährt. Die lokalen Regierungen erließen der Bevölkerung ebenfalls Steuern und Getreideabgaben. Insgesamt betrugen die erlassenen Steuern und Abgaben während der Kangxi-Zeit 140 Millionen Tael Silber. Während der Qianlong-Zeit hatte das Land ein großes wirtschaftliches Potential und besaß große Staatsreserven. Innerhalb dieser Zeit wurde aufeinanderfolgend vier Mal ein allgemeiner Abgaben- bzw. Steuererlass gewährt. Dabei wurden Abgaben in der Höhe von 120 Millionen Tael Silber erlassen. Zudem wurden landesweit für drei Mal das auf dem Wasserweg vom Süden in die Hauptstadt transportierte Getreide von rund 10 Millionen Dan (ein Dan ist ein Hektoliter) erlassen. In der Staatskasse befanden sich normalerweise 60 bis 70 Millionen Tael Silber, zum Höhepunkt der Blütezeit waren sogar rund 80 Millionen Tael Silber in der Staatskasse. Selbst bei erhöhten Militärausgaben zu Kriegszeiten wurden in der Staatskasse zumindest 20 bis 30 Millionen Tael und bis zu 60 Millionen Tael Silber gelagert.

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