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Das Shiji (Aufzeichnung der Geschichte)

Das Shiji (Aufzeichnung der Geschichte) gilt als ein großes geschichtswissenschaftliches Werk Chinas und ist auch als wichtiges biographisches Werk bekannt. Es hatte auch großen Einfluss auf die Geschichtsschreibung späterer Dynastien. Das Shiji wurde während der Westlichen Han-Dynastie im 1. Jahrhundert v. Chr. verfasst. Es behandelt Politik, Wirtschaft, Kultur und Geschichte über eine Zeitspanne von 3000 Jahren und zwar von der vorgeschichtlichen Zeit bis zur Westlichen Han-Dynastie. Das Shiji ist das erste allgemein-historische Werk in biografischer Form mit Beschreibungen chinesischer Persönlichkeiten als Hauptbestandteil und hat somit die biographische Literatur des Landes begründet.

Der Autor des Shiji ist Sima Qian. Er war Historiker und Literat in der Westlichen Han-Dynastie. Sima Qian stammte aus einer Familie von Historiografen. Sein Vater war amtlicher Geschichtsschreiber. Sima Qian vertrat als junger Mann oft eigene Ansichten über die in Geschichtsbüchern aufgezeichneten Persönlichkeiten und Ereignisse. Er reiste überall im Land umher, wobei er Sitten und Gebräuche, die wirtschaftliche Lage sowie Produktsbedingungen erforschte. Er besichtigte bekannte Sehenswürdigkeiten, um Geschichten und Anekdoten über bekannte Persönlichkeiten und Ereignisse zu sammeln. Später übernahm Sima Qian das Amt seines Vaters und fungierte ebenfalls als Geschichtsschreiber des Hofs. Die damaligen Aufzeichnungen über die vorherigen Dynastien waren während der Zeit der separatistischen Herrschaft verschiedener Lehnsfürsten entstanden. Die Historiografen vertraten widersprechende Meinungen und hatten oft konservative Ansichten. Bei der Zusammenfassung der alten Dokumente war Sima Qian entschlossen, ein neues Geschichtsbuch zu schreiben. Sima Qian wurde durch Kastration bestraft, weil er gegen beim Hof Anstoß erregte. Er litt unter großen körperlichen und geistigen Qualen und obwohl er später wieder eine hohe Position am Hof einnahm, vertat er dann einen anderen Standpunkt. Sein einziges Ziel und Sinn im Leben war nun, die historischen Aufzeichnungen niederzuschreiben. In nur 13 Jahren vollendete Sima Qian das Shiji. Das Werk umfasst mehr als 500.000 Schriftzeichen und wird in 103 Kapitel unterteilt.

Das Shiji besteht aus fünf Teilen und zwar "Benji", "Biao", "Shu", "Shijia" und "Liezhuan". Der Hauptteil des Buches beschäftigt sich mit den bedeutenden politischen Persönlichkeiten der chinesischen Geschichte, vor allem den Kaisern. Die Kaiserbiografien, "Benji", sind Aufzeichnungen über Aufstieg und Untergang der Herrscher sowie über wichtige geschichtliche Ereignisse in allen Dynastien. "Biao" gelten als Chroniken wichtiger Ereignisse aller geschichtlichen Phasen in tabellarischer Form. "Shu" umfassen Aufzeichnungen spezieller Themen in verschiedenen Bereichen wie u.a. Astronomie, Kalender, Wasserwirtschaft, Wirtschaft und Kultur. "Shijia" sind Aufzeichnungen der Aktivitäten und Taten der Lehnsfürsten und Adligen. "Liezhuan" gelten als Niederschriften der einflussreichen Persönlichkeiten in allen Schichten in verschiedenen Dynastien und ein paar Kapitel darin sind Aufzeichnungen der Geschichte der nationalen Minderheiten gewidmet. "Benji", "Shijia" und "Liezhuan" nehmen den größten Teil des Buches ein und gelten als hauptsächlich biografisch-geschichtliche Aufzeichnungen. Damit hat Sima Qian eine neue Form der Geschichtsschreibung - die der Biographien - geschaffen.

Das Shiji wird immer als "realistische Aufzeichnung" bezeichnet. Sima Qian betrachtete Aufgabe der Geschichtsschreibung nicht einzig als Aufzeichnung der Verdienste der göttlichen Kaiser, der tugendhaften Minister und als Lobgesang auf die früheren Dynastien, daher umfasst das Shiji eine viel breitere Palette an Themen als die orthodoxen Geschichtsbücher der feudalen Gesellschaft. Sima Qian zeichnete in seinem Werk nicht nur die offizielle Geschichte auf, sondern auch setzte Politik, Wirtschaft, Militär, Kultur in Verbindung zu Astronomie, Geographie sowie Sitten und Gebräuchen. Sima Qian hat im Shiji eine ganzheitliche und farbenfrohe Darstellung der Geschichte niedergeschrieben. Auf Grund seines eigenen Schicksals betonte Sima Qian besonders den Wert des Individuums. Das Werk spiegelt auch den Widerstand des Volkes gegen die feudale Tyrannei und entlarvt die herrschenden Kreise mittels Ironie. Auch Persönlichkeiten der unteren gesellschaftlichen Schichten werden gewürdigt und zahlreiche patriotische Helden beschrieben. Viele Ereignisse, die in der orthodoxen geschichtlichen Auffassung und Ethik ein Tabu darstellen, fanden durch Sima Qian Eingang in die Geschichtsschreibung.

Das Shiji hat auch einen sehr hohen literarischen Wert. Die künstlerische Qualität des Werkes lässt sich in den exakten Beschreibungen verschiedener historischer Charaktere erkennen, wie z. B. an Darstellungen von Rebellen, die die Staatsmacht ergriffen, von Helden, die feige und unfähig schienen und im Endeffekt große Taten vollbrachten, von Kriegern und Rittern, die wegen ihrer Fähigkeit sehr berühmt waren, von Generälen, die übermenschlichen Mut und Tapferkeit bewiesen und unbesiegbar waren, von Attentätern, die äußerst tapfer und stark waren, von schwächlichen Gelehrten, die ihre strategischen Fähigkeiten mit Schlauheit bewiesen, von Witwen, die so wohlhabend wie ein ganzes Reich waren oder von schönen Frauen, die es wagten, heimlich mit ihren Geliebten zu fliehen. Beschreibungen solch ungewöhnlicher Persönlichkeiten bilden die schönsten und wichtigsten Teile des Buches.

Der Erzählstil des Shiji ist kurz und bündig, aber auch systematisch, lebendig und klar. Die Darstellungen im Shiji sind voller Leben und Vitalität und stilistisch brillant. Besonders die dramatischen Beschreibungen machen das Werk faszinierend. Das Shiji stellt somit auch einen Höhepunkt der "chinesischen Prosa im klassischen Stil" dar.

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