Man hat lange gemeint, dass die in der TCM angewandten, natürlichen Arzneimittel keine Nebenwirkungen haben. Daher haben viele Menschen sehr erstaunt reagiert, als sie erfahren haben, dass auch die verwendeten natürlichen Heilmittel Nebenwirkungen haben. Der Wissenschaftsrat der Chinesischen Akademie für Ingenieurwissenschaften und Chefforscher an der Chinesischen Akademie für Traditionelle Chinesische Medizin, Li Lianda, erklärte, es sei eine weit verbreitete Fehleinschätzung, dass TCM-Medikamente keine Nebenwirkungen hätten:

"Die TCM arbeitet mit Naturheilmitteln. Das hat zur landläufigen Meinung geführt, dass die TCM-Arzneien keine Nebenwirkungen haben. Diese Aussage ist unwissenschaftlich und schlichtweg falsch. Jedes Arzneimittel hat Nebenwirkungen. Das ist eine grundsätzliche Regel."

Tatsächlich haben sowohl synthetisch hergestellte Medikamente, als auch Naturheilmittel Nebenwirkungen. In vielen Fällen setzt die Schulmedizin heute Antibiotika ein, eines davon, das Penizillin, kann unter Umständen zu einem allergischen Schock führen. Beispielsweise hat aber auch das TCM Heilmittel zur Behandlung der Leber, Manchurian dutchmanspipe stem, schwere unerwünschte Wirkungen, es kann zu Nierenschäden führen. Nebenwirkungen sind bei allen Arzneimitteln unvermeidlich. Heilmittel sind dabei immer ein zweischneidiges Schwert, sie können ein Leiden heilen, aber gleichzeitig dem Körper auch schaden.

Selbstverständlich werden Arzneimittel, auch die TCM-Heilmittel, während der Entwicklungsphase aufwendigen Tests unterzogen, um die möglichen Nebenwirkungen festzustellen und die Medikamente möglichst sicher zu machen. Ohne diese strengen Überprüfungen werden die Arzneien gar nicht zugelassen, eingesetzt oder exportiert. Experten sehen das Problem daher eher darin, dass nach wie vor Unkenntnis über die Anwendung und Wirkungsweise der TCM Medikamente herrscht. Die Direktorin der Arzneimittelkontrolle bei der Chinesischen Akademie der TCM-Wissenschaft, Liang Aihua, erklärte, es gebe große Unterschiede zwischen TCM Heilmitteln und schulmedizinisch eingesetzten Arzneien bezüglich ihrer Anwendung. Schulmediziner und Ärzte, die im Ausland arbeiten, sind mit der Verabreichung der TCM-Heilmittel nicht so vertraut. Es fällt ihnen daher oft schwer, den Patienten den richtigen Umgang mit den TCM-Medikamenten zu erläutern. Daher kommt es des Öfteren schon bei der Indikation für die Arzneien, aber auch bei der Anwendung der TCM-Heilmittel zu Fehlentscheidungen:

"In manchen Kliniken im Ausland sind die Ärzte im Umgang mit TCM nicht so erfahren. Daher ist dort die Gefahr, die Medikamente fehlerhaft einzunehmen, viel höher als in China. Bei einigen bekannten Fällen von unerwünschten Folgen einer Behandlung mit TCM-Medikamenten handelt es sich um Anwendungen des falschen Heilmittels, bei anderen wurde die Arznei nicht richtig dosiert. Meist ist aber die falsche Dosierung das Problem."

Die chinesischen TCM-Experten erklärten auch, dass die TCM an die arzneimittelproduzierenden Betriebe äußerst hohe Ansprüche stellt. Allerdings gibt es derzeit einige Schwierigkeiten mit der Qualität einiger TCM-Mittel. Der Chefpharmazeut der Beijinger Gesundheitsschule, Jin Shiyuan, erklärte, die Betriebe müssten ihre Produktionstechnik deutlich verbessern.

"Man muss genau darauf achten, dass man nur unverfälschte und echte Substanzen einsetzt. Außerdem muss die Verarbeitung unter absolut hygienischen Bedingungen stattfinden, damit es nicht zu Verunreinigungen kommt. Zudem müssen die vorgeschriebenen Prozesszeiten eingehalten werden."

Die TCM ist eine in China hochgeschätzte, medizinische Lehre mit einer langen Geschichte. Daher baut die TCM auf unzähligen klinischen Erfahrungswerten auf. Aufgrund der Heilkraft hat diese medizinische Lehre auch in anderen Ländern Anerkennung gefunden. Daher sollte man nun die Nebenwirkungen von TCM-Arzneien nicht überbewerten. Die Wirkungsweise, die Heilkraft und die weitgehende Sicherheit der TCM- Lehre sollten nicht über diese selten auftretenden Fälle von Nebenwirkungen vergessen werden. Dennoch wird sich die TCM bemühen, durch weitere Forschungen noch besser, exakter und sicherer zu werden.