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Forschen auf dem Dach der Welt und in der Antarktis - der Geologe Liu Xiaohan
   2006-09-22 08:35:23    cri
Er war sechs Mal zum Südpol gereist, um dort als Mitglied des chinesischen Expeditionsteams zu forschen. Auch weilte er oft monatelang in gefährlichen Bergregionen auf dem Dach der Welt, der Qinghai-Tibet-Hochebene nämlich. In der wilden Natur spürt er bei seinen Entdeckungen eine unbeschreibliche Freude, wie er sagt.

Prof. Liu Xiaohan ist als Wissenschaftsrat und Doktorvater im Institut für Geologie und Geophysik bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (IGCAS) tätig. Zugleich ist er Vizeleiter des Instituts für das Qinghai-Tibet-Hochplateau bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. Rätselhaft und immer wieder reizvoll sind für Prof. Liu Xiaohan die vor Millionen von Jahren entstandenen Steine und auch die Eisgletscher in der Polarregion. Seinen wissenschaftlichen Blick richtet er in die weite Ferne der Natur.

Die abenteuerlichen Erfahrungen haben ihm viel Spaß gemacht. Die unvergesslichen Erlebnisse haben starke Spuren bei dem Naturforscher hinterlassen. Prof. Liu Xiaohan ist ein Typ, der durch seine Anwesenheit sofort andere Menschen anzieht. Auch wenn er kein Wort spricht, spürt man an seinen Augen und seiner Mimik einen Hauch Gelassenheit und Willensstärke. Als ich in seinem Büro saß, empfand ich sofort eine große Anziehungskraft rings um ihm. Prof. Liu Xiaohan ist 58 Jahre alt, sein Gesicht jedoch sieht sehr viel jünger aus. Als ich ihn fragte, warum er denn so jung aussieht, gab er mir eine erstaunliche Antwort:

"Viele fragen mich, weshalb ich so jung aussehe. Ich führe das auf die harten Bedingungen zurück, die ich jedes Mal in der wilden Natur antreffe. Ob es in der Antarktis oder auf dem Qinghai-Tibet-Hochplateau ist, das sind alles Orte, wo es äußerst starke UV-Strahlen gibt. Nach nur einigen Tagen der Arbeit im Freien schält sich bei mir die Haut. An Stellen, die dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, also das Gesicht und beide Arme, kann sich die Haut sieben bis acht Mal schälen, wenn meine Arbeit einen Monat dauert. Sie sehen ja, dass die Haut bei mir jetzt recht neu ist. Deshalb wirke ich so jung. "

Geboren wurde Liu Xiaohan 1948 in Nordostchina. Nach dem Mittelschulabschluss 1968 fuhr der jüngste Sohn eines Armeeoffiziers von Beijing aus nach Tibet. Dort arbeitete er als Ackerbauer, Viehzüchter und später auch als Lehrling in einem Erdölbohrteam. Vier Jahre später nahm er ein Studium an dem Geologischen Institut Chengdu auf, und im Jahre 1978 begann er sein Masterstudium bei dem bekannten Geologen Zhang Wenyou. Er gehörte glücklicherweise auch zu den ersten zum Studium ins Ausland geschickten Studenten der VR China. Nach seiner Promotion in Frankreich kehrte Liu Xiaohan 1984 nach China zurück und begann seine Forschungstätigkeit an dem Institut für Geologie bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.

Der damals 36-jährige Wissenschaftler nahm dann im gleichen Jahr an der ersten Südpolexpedition des Landes teil. Seine Aufgabe und die seiner Kollegen war, die chinesische Südpolstation "Great Wall" zu errichten. Für diese erfolgreiche Tätigkeit wurde er von der chinesischen Regierung ausgezeichnet. Danach war er immer wieder und zwar 5 Mal in der Antarktis gewesen. 1995 übte er von Beijing aus die Funktion des Chefkommandeurs aus, als die Chinesische Akademie der Wissenschaften die erste Expedition zum Nordpol organisierte. 1998 leitete er die erste erfolgreiche Besteigung des Grove Mountains, und 1999 war er wieder auf dem Grove Mountain. Er war der erste Chinese, der den großen Eisberg bestiegen hat. Die Erlebnisse in der Antarktis waren jedes Mal so extrem, dass Prof. Liu Xiaohan sie in seinem ganzen Leben nicht vergessen wird.

"Die erste Südpolexpedition war äußerst hart und schwierig. Täglich konnten wir höchstens vier Stunden schlafen. Wir mussten extreme Kälte aushalten und wir waren alle an Grenze unserer Kraft. Unsere Kleidung war sowohl außen als auch innen feucht. Es gab so gut wie keine elektrischen Maschinen, um unsere Station in der eisigen Welt aufzubauen. Jeden Stahlbalken und andere Bauteile mussten wir schultern und auf den Eisberg hinaufschleppen. Jeder von uns hatte blutige Blasen auf den Schultern, unsere Handflächen waren, obwohl wir Handschuhe trugen, zerkratzt und entzündet. Sobald der Schutzdamm errichtet worden war, wurde er vom Meereswasser wieder zerstört. Da mussten wir das alles wieder von Anfang an neu beginnen. Bei der siebten Mission machten uns heftige Stürme zu schaffen, als wir in Zelten im Freien wohnten. Die beiden Missionen 98 und 99 zum Grove Mountain waren auch sehr gefährlich gewesen. Da waren sehr große Eisspalten, die uns beinahe die Rückkehr unmöglich machten."

Jahrzehnte lang hat sich Liu Xiaohan an Expeditionen und Forschungen am Südpol wie auch in den Qinling- und Dabieshan-Gebirgen, in der Sanjiang-Region, auf dem Wutaishan- und Tianshan-Gebirge teilgenommen. Zahlreiche große Projekte, viele davon hatten Weltniveau, wurden unter seiner Leitung durchgeführt. Bislang hat er im In- und Ausland mehr als 100 wissenschaftliche Abhandlungen, zwei Fachwerke und fünf Bücher zur Vermittlung wissenschaftlicher Kenntnisse veröffentlicht. Heute ist Prof. Liu Xiaohan ständiger Vertreter der Arbeitsgruppe für geologische Wissenschaften bei dem Scientific Committee on Antarctic Research SCAR. Zugleich übt er in der Kommission für Polarwissenschaften bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften die Funktion des Generalsekretärs aus. Für China koordiniert er zudem auch das UN-Projekt "Globaler Plan ? Verbindung von Öffentlichem Management und Katastrophenwissenschaften."

Mit seinen Forschungsergebnissen prahlt Prof. Liu in keiner Weise, er ist sehr bescheiden. Freudestrahlend erzählt er mir seine Erlebnisse in den menschenleeren Bergregionen Tibets.

"Wir waren oft in völlig menschenleeren Gebieten gewesen. Oft konnten wir nur einmal täglich essen. Manchmal schliefen wir ahnungslos in Bärenhöhlen oder in Übernachtungsstellen von Wildjaks oder wilden Kamelen. Oft, nachdem wir Wasser aus Hochland-Salzseen getrunken hatten, bekamen wir Durchfall und mussten Arznei zu uns nehmen. Natürlich nahmen wir auch Vitamintabletten ein, weil das Essen recht unregelmäßig war und den Vitaminbedarf nicht decken konnte. Unsere Hauptnahrung bestand aus Instantnudeln und Fadennudeln. Nach harten Forschungsarbeiten im Freien kochten wir Nudeln, Zwiebeln, Karotten und Schokolade zusammen in einem großen Topf. Da reichten die Kalorien schon aus. Dann wurden noch einige Dosen mit geschmortem Fleisch in Sojasoße geöffnet. Jeder von uns aß wie ein Scheunendrescher, bis der Topf völlig leer war. Es war sagenhaft kalt. Auch im Sommer waren unsere Zelten am nächsten Morgen vom Schnee verschüttet. Wenn dann die Morgendämmerung einbrach, standen wir schon auf. Denn es war zu kalt zum Schlafen. Man konnte einfach nicht mehr weiter im Bett bleiben."

Einen offener Charakter, einen klugen Kopf und einen widerstandsfähigen gesunden und kräftigen Körper ? all dies ist nötig, wenn man an extremen Expeditionen teilnimmt. Wichtig ist, dass das Expeditionsteam gut zusammenarbeitet und sich gut ergänzt, und das trifft nicht nur bei einem rein chinesischen Team, sondern auch bei einem Team zu, in dem Ausländer Kollegen sind. Prof. Liu Xiaohan haben bei seiner Forschung auch seine Auslandserfahrungen geholfen. Nur durch sie konnte er die Rolle eines Koordinators bei internationalen Kooperationsprojekten erfolgreich wahrnehmen.

"Mit ausländischen Kollegen komme ich sehr gut zurecht. Egal mit wem und aus welchem Land ich in der freien Wildnis zusammen arbeite, habe ich kein Problem damit. Mit vielen von ihnen habe ich innerhalb eines Monates Freundschaft geschlossen. Ich habe auch großen Respekt vor ihnen. Deutsche, Franzosen, Japaner oder Amerikaner und Australier, sie alle zeigen eine große Ausdauer in extrem harten Umgebungen. Dass sie in die Wissenschaft und Forschung so vernarrt und voller Opergeist sind, berührt mich stets sehr. Ich respektiere sie alle."

Wie viele seiner Fachkollegen hat der Geologe Liu Xiaohan bislang fast die Hälfte seines Lebens im Freien verbracht. Doch er plädiert deshalb nicht dafür, dass man alles andere im Leben wegen der Arbeit aufgibt. Wenn er nicht gerade mit Feldforschungen beschäftigt ist und sich in Beijing aufhält, geht er jede Woche zum Tennisspielen. Mit seiner Frau, die als Computerexpertin bei der Chinesischen Akademie der Wissenschaften tätig ist, und mit seiner Tochter und dem Schwiegersohn spielt er jedes Mal zwei Stunden. Er nimmt dann das Tennisspiel auch wirklich ernst und betrachtet es als einen Wettkampf. Prof. Liu ist auch ein großer Fan des Weltrekordhalters im Hürdenlauf, Liu Xiang.

"Man soll sich möglichst in verschiedenen Bereichen gut entwickeln. Wenn Du Naturforscher bist, solltest Du Dein Bestes leisten. Aber Du musst auch ein guter Mensch sein. Auch auf Deinen Körper musst Du gut aufpassen. Früher hieß es bei uns immer, man solle sich moralisch, geistig und körperlich gut entwickeln. Ich finde dies sehr gut. Wir Chinesen sollen ja, wie Liu Xiang, über einen starken Körper, klugen Kopf und gutes Benehmen verfügen. Wenn man Wissenschaft betreiben möchte, muss man sich auch durch Sporttreiben gesund halten."

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