Seitdem sich zahlreiche internationale Konzerne wie Mecedes Benz und der südkoreanische Autohersteller Hyundai mit großen Projekten in Beijing niedergelassen haben, ist die Herstellungsindustrie eine der Wirtschaftssäulen der chinesischen Hauptstadt und läuft auf Hochtouren. Über 160 der 500 stärksten multinationalen Konzerne haben nun in Beijing Fuß gefasst. Dies ist ein deutliches Zeichen für Investitionsvertrauen aus dem In- und Ausland in die Herstellungsbranche Beijings. Jüngste Statistiken zeigen zugleich aber, dass es in Beijing mindestens an 80.000 hochwertigen Arbeitskräften mangelt. Hier ist eine Lücke entstanden, die viel größer ist als im Landesdurchschnitt. Man spricht von einer weit verbreiteten Dürre von Fachtechnikern und Facharbeitern in Beijing.

Cheng Jian, Assistent des Direktors des Personaldienstzentrums der Beijinger wirtschaftlich-technischen Entwicklungszone, teilt uns mit, dass in der Zone ein extrem hoher Bedarf an Fachkräften, vor allem in den Bereichen Maschinenbau, Automatisierung, Computer, Elektronik und Informationstechnik, herrscht. Groß ist das Problem zum Beispiel bei zahlreichen Elektrofirmen wie Nokia und Zhongxing International. Einer Statistik vom Jahresanfang zufolge werden in diesem Jahr in der Entwicklungszone insgesamt über 140.000 Facharbeitskräfte benötigt. Die Hauptquelle dieser Fachkräfte bilden also verschiedene Berufsober- und mittelschulen in Beijing. Allein in diesem Jahr werden in der Zone rund 8.500 Berufsschüler ins Arbeitsleben treten, was allerdings nur 58.33 Prozent des gesamten Bedarfs ausmacht. Die Nachfrage an erfahrenden Technikern und Facharbeitern liegt bei knapp 4.800. Dies entspricht einem 33- prozentigen Anteil, während die Nachfrage an normalen Arbeitern nur einen Anteil von 8.5 Prozent hat.

Laut statistischen Angaben der lokalen Arbeitsbehörde gibt es derzeit in Beijing etwa eine Million Facharbeiter. Sie machen nur 30 Prozent aller Beschäftigten in den Betrieben aus. Hochwertige Fachtechniker gibt es in der ganzen Stadt nur 121.000. Diese Zahl entspricht nur 12 Prozent der gesamten Facharbeiter. Das heißt, es mangelt auf dem Beijinger Arbeitsmarkt sowohl an spezialisierten Facharbeitern als auch an hochwertigen Fachtechnikern. Die so genannte "Techniker-Dürre" herrscht ebenfalls in der Automobilindustrie vor. Zahlreiche Arbeitgeber können gar nicht so viele fähige Arbeitskräfte aufnehmen wie sie möchten, weil der Arbeitsmarkt nur wenige Facharbeiter des mittleren und höheren Niveaus hergibt und es überhaupt an jungen Facharbeitern mangelt. Facharbeiter, die in der modernen Technik ausgebildet worden sind und verschiedene Fähigkeiten besitzen, sind so gut wie nicht vorhanden.

Interessant zu sehen ist nun auf dem Beijinger Arbeitsmarkt, dass hochwertige Facharbeiter, die einen Berufsschulabschluss in der Tasche haben, höher dotiert werden als manche Büroangestellte mit Hochschulabschlüssen. Der Joint-Venture-Betrieb des Autokonzerns Hyundai in Beijing warb im letzten Jahr zum Beispiel mit jeweils rund 300.000 Yuan RMB vier hochwertige Facharbeiter an, die über 200 Roboter programmieren und steuern sollen.

Ein Trend ist, dass Erfahrungen mancher Länder bei der Berufsbildung mittlerweile von den Berufsschulen in Beijing genutzt werden. Der Abstand zu den westlichen Ländern gibt den Berufsbildungskreisen in China auch den Anstoß, nun schleunigst aufzuholen. Noch wichtiger scheint vielen der Abstand zwischen den chinesischen und ausländischen Berufsbildungsidealen. Die deutschen duale Berufsausbildung ist vielleicht der richtige Weg, der in der künftigen Reform der chinesischen Berufsbildung eingeschlagen werden kann.